ein kurzes Update

08April2017

hallo Leute,

die Feiertage sind vorbei, der Alltag ist zurück. Nachdem in Isfahan für 13 Tage die Hölle los war, hat sich nun alles wieder beruhigt und die Menschen gehen ihren Beschäftigungen nach. Wie bereits erwähnt war der letzte Tag von Nouruz Sizdah bedar: Der Tag, den die Iraner dazu nutzen, in die Natur zugehen, zu picknicken und ihre Verbundenheit mit der Natur zu zeigen. Wir nutzten den Tag um mal wieder zum Sofeh-Berg zu gehen. Im Park am Fuße des Berges nutzten hunderte Menschen die Schatten der Bäume, um ihren Tee zu trinken, ihr Kebab zu grillen oder ihre Wasserpfeife zu rauchen. Es war ein sehr interessanter Anblick, und der Duft von gegrilltem Fleisch war allgegenwärtig. Unser Ziel war es eigentlich, natürlich auf die Spitze des Berges zu gehen. Leider waren jedoch alle Wege abgesperrt, da man befürchtete, dass ein zu großer Andrang herrscht. Letztendlich war er jedoch nicht größer als an normalen Freitagen. Wahrscheinlich wollten die meisten Leute eh nur ihr picknick in der Nähe des Parkplatzes genießen. Denn normalerweise fährt man ein wenig weiter raus aus der Stadt. Der Sofeh-Park war wohl die Lösung für die Faulen.

Grillen, Rauchen, Tee trinken? oder doch eher Volleyball spielen?  

Leider zeigte sich durch den Tag, an dem eine große Masse an Menschen zu erwarten ist, eine leichte Nervosität seitens des Regimes. Zahlreiche Polizisten durchkreutzten den Park, außerdem Soldaten und Polizisten in Zivil. Zufällig konnte ich dann beobachten, was im Iran passiert wenn man so etwas wie eine Kundgebung abhält, die nicht im Interesse des Regimes ist. Die Kundgebung hatte sowas wie ein offenes Mikrophon, wo einige Leute einen Beitrag leisteten. Den letzten Beitrag hatte eine Frau, die sich in einer Mischung aus Wut und Erregung über die Wasserpolitik des Zayanderuds (der übrigens gerade wieder Wasser führt) empört hat. Und auf einmal erlebt man eine ansteigende Spannung, Menschen verlassen schnell den Ort und aus verschiedenen Richtungen kommen Polizisten und Soldaten und bringen die Kundgebung zum Verstummen. Argwöhnisch wird jeder, der länger an dem Ort der Kundgebung verweilt, betrachtet und Zivil- und uniformierte Polizisten sprechen hastig miteinander.

Das war eine Situation, die mir seit langem Mal wieder vermittelt hat, in was für einem Land ich mich befinde. Und nach dem Entsetzen über die erlebte Situation folgt die Verärgerung, dass die Menschen hier unter so einem System leben müssen…

Nachdem der letzte Tag der Feierlichkeiten also mit diesen Eindrücken beendet wurde, bedeutete das für mich, dass ich wieder Sprachkurs und Vorlesungen besuchen darf. Das mache ich jetzt allerdings auch nur noch für eine Woche, denn ich erwarte hohen Besuch aus Deutschland, mit dem ich die nächsten 20 Tage durch den Iran reisen werde. Unsere Tour wird uns durch viele bekannte Orte führen, aber auch neue Städte sind dabei: Isfahan – Kashan – Teheran – Hamadan – Qeshm – Shiraz – Yazd – Isfahan. Ein volles Programm, auf das ich mich jedoch sehr freue. Daher wird es die nächsten 20 Tage ruhiger auf diesem Blog werden. Aber wenn ich wieder zurück bin, wird es bestimmt einiges zu berichten geben! 😉

und als Bonus: Bilder von einem Spaziergang am Fluss. Für Nouruz wurde Isfahan natürlich aufgehübscht und vieles blüht und grünt.

Neujahr im Iran

28März2017

Hallo Leute,

wie bereits angekündigt befinden sich die Iraner derzeit mittendrin in den Feierlichkeiten zu Nouruz, dem Neujahrsfest und wichtigstem iranischen Feiertag. Im folgenden möchte ich euch etwas über die Herkunft und Bedeutung erklären und natürlich, wie ich diese Feiertage verbracht habe.

Nouruz (Deutsch: neuer Tag) ist das iranische Neujahrsfest. Dieses wird jedoch keinesfalls nur von Iranern gefeiert, sondern etwa von etwa 300 Millionen Menschen, wobei für andere Kulturräume dieses Fest eher eine Bedeutung als Frühlingsfest hat, wobei im Iran sowohl das neue Jahr als auch der Frühlingsbeginn eingeläutet wird. Im iranischen Kalender fällt dieser Tag immer auf den 1. Farvadin, was etwa dem 19./20./21. März entspricht. Der Ursprung dieses Datums ist die Frühlings-Tagundnachtgleiche und wurde von den Achämeniden auf diesen Zeitpunkt festgelegt. Vorher leitete die Sommersonnnenwende das neue Jahr ein. Heute wie damals wird der exakte Zeitpunkt jährlich berechnet und vom iranischen Staat festgelegt.

Ab diesem Tag haben die meisten Iraner 13 Tage frei (ich hab in der Uni sogar 20 Tage frei) und nutzen diese Zeit, um ihre Verwandten in den veschiedensten Teilen des Iran zu besuchen. Das gegenseitige Besuchen ist ein fester Bestandteil des Festes und wird meistens in einer absteigenden Rangfolge vollzogen. In den ersten Tagen besucht man die Großeltern/Eltern, danach trifft man sich in den Häusern/Wohnungen der Onkel und Tanten und dann kommt die weitere Verwandschaft.

Ein wichter Bestandteil von Nouruz ist die Tradition, einen Haft-e Sin Tisch aufzustellen. Dies ist ein mit sieben Dingen angerichter Tisch, die im persischen mit dem Buchstaben Sin anfangen.

Dabei handelt es sich um die folgenden Dinge, die natürlich auch alle eine Bedeutung haben:

Sabzi (Grünes, z.B. Weizensprossen) steht für Munterkeit
Samanak (Weizen, der vermälzt wird) steht für Wohltat und Segen
Sir (Knoblauch) steht für Schutz
Sendsched (Mehlbeere) steht für die Saat des Lebens
Serkeh (Essig) steht für Fröhlichkeit
Somagh (Sumach, ein Gewürz u.A. für Kebab) steht für den Geschmack des Lebens
Sib (Apfel) steht für die Gesundheit

Im Laufe der Jahre haben sich weitere Dinge auf den Tisch gesellt, die üblichsten sind

Sekeh (Münze) steht für den Wohlstand
Ayineh (Spiegel) steht für Reinheit und Ehrlichkeit
Scham’ (Kerze) steht für das Feuer
Tochm-e morgh-e rangi (Gefärbte Eier, ähnlich unseren Ostereiern) stehen für die Anzahl der Familienmitglieder (Vier Eier = vier Familienmitglieder)
Ketāb (Buch) steht für die Weisheit, meistens wird der Diwan von Hafiz oder das Schahname ausgelegt, aber auch je nach Glaubensrichtung die jeweiligen heiligen Schriften
Mahi ghermez (Goldfisch) im Wasser symbolisiert Glücklichkeit

Letzteres stößt jedoch bei einigen Iranern zunehmend auf Widerstand. Jährlich gehen Millionen Goldfische, welche in speziellen Farmen unter fragwürdigen Bedingungen gezüchtet werden, über den Ladentisch. Die Fische, die es auf einen Haft Sin Tisch schaffen, haben dort bei entsprechender Pflege ein mehr oder weniger erfülltes Leben und werden, sofern sich ein Gewässer in der Nähe befindet, am Ende des Nouruz-Festes in die Freiheit entlassen. Schlechter sieht es jedoch für Millionen von Fischen aus, die es nicht über die Ladentheke schaffen. Diese fristen in engen Aquarien zu hunderten ihr Dasein bis sie zum Ende des Festes ebenfalls ausgesetzt werden, oder aber vorher bereits verenden. Einige Iraner haben sich jedoch eine Alternative ausgedacht, und so platzieren sie anstelle eines Fisches eine Bitterorange. So auch der Präsident Rouhani, welcher ein entsprechendes Foto zum letztjährigen Nouruz auf Twitter veröffentlichte und unter Iranern allerhand Spekulationen verursachte … bei den vielen Haft Sin Tischen, die ich jedoch hier gesehen habe, konnte ich bei keinem einzigen diesen Alternativvorschlag beobachten. Daher ist es noch eine kleine Minderheit, die dagegen kämpft.

Rouhani und die Bitterorange (Quelle: www.bbc.com/news/blogs-news-from-elsewhere-35861954)

Doch bevor Nouruz losgeht, gibt es noch den Chahar shanbe suriyeh. Den habe ich ja beim letzten Mal schon kurz angesprochen. Dieser geht auf eine alte zaratustrische Tradition zurück. An diesem letzten Dienstag vor dem neuen Jahr werden Feuer angezündet, über die drübergesprungen wird. Damit möchte man symbolisch alles Schlechte vor dem neuen Jahr vom Feuer reinigen lassen und gestärkt und fröhlich ins neue Jahr starten. Es ist ein sehr heiterer Brauch, verbunden mit Tanz und Gesang. Nur logisch, dass dieser Brauch bei dem Regime auf wenig Freude trifft, und so im Fernsehen gedroht wurde, Leute, die bei diesem Brauch erwischt werden, für die Dauer von Nouruz einzusperren. Meiner Beobachtung zugrunde liefen diese Drohungen jedoch ins Leere, da manche Leute keineswegs darauf achteten, ihre Feuer im Versteckten zu entzünden, sondern diese außerhalb von Isfahan teilweise mitten an der Autobahn entzündeten und sichtbar gut gelaunt über’s Feuer hüpften.

Beendet wird das das Neujahrsfest vom sizdah bedar. Der letzte Tag des Neujahrsfest ist der Tag der Natur und wird dazu genutzt, Verbundenheit mit der Natur zu zeigen. Dazu füllen sich die vielen Parks und man picknickt gemeinsam oder aber man fährt aus der Stadt raus und verbringt die Zeit in der Natur.

Soviel erstmal zu Nouruz. Doch wie habe ich die letzten zwei Wochen verbracht?

wie bereits geschrieben war ich beim Chahar Shanve suriyeh auf zwei Parties eingeladen, die recht unterschiedlich voneinander waren. Eine war als kleine, familiäre Gartenparty angekündigt, die andere als 500 Leute Party mit DJ, lauter Musik und Alkohol. Der politischen Brisanz dieses Brauchen (wie oben beschrieben) bewusst, entschied ich mich für die kleinere Party. Also fuhren wir mit einem iranischen Freund ein paar Kilometer außerhalb von Isfahan, beziehungsweise rollten. Den die Straßen waren selbstverständlich an ihren Limits, da wir nicht die einzigen waren, die Idee hatten, den Abend außerhalb von Isfahan zu feiern. Somit standen wir fast 1,5 Stunden im Stau ehe wir unser Ziel erreichten. Endlich am Ziel angekommen, erwarteten uns die Familie und Freunde eines Freundes, mit denen wir zusammen tanzten, aßen und alkoholfrei tranken und selbstverständlich etliche Male über’s Feuer sprungen. Leider war das ganze durch unser Zuspätkommen für uns schon wieder nach anderthalb Stunden vorbei, und so war die Nacht angebrochen und ich hätte eigentlich gerne noch weiter gefeiert, aber leider wusste ich nicht wo die andere Party war, sondern wusste nur das sie sehr weit außerhalb Isfahans stattfindet….

Am 18. März war ich zu meiner ersten iranischen Hochzeit eingeladen. Grund genug, mir in einem der unzähligen hiesigen Herrenausstatter einen Anzug zur Feier des Anlasses zu kaufen  (womit sämtliche Ersparnisse, die ich über die letzten Monate angesammelt habe, aufgebraucht waren). Die Hochzeit selbst war sehr interessant, weil komplett unterschiedlich von dem, was man von deutschen Hochzeiten gewohnt ist. Der größte Unterschied war wohl die Geschlechtertrennung. Weil der Veranstaltungsort in einer irgendwie gearteten Weise mit den Revolutionsgarden zusammenhing, durften Männer und Frauen nicht zusammenfeiern. Das bedeutete jedoch keinenfalls eine Diskriminierung der Frauen, denn diese hatten definitiv das bessere Los gezogen. Denn während die Frauen im Saal feierten und ausreichend Platz zum Tanzen hatten (der laut Erzählungen auch genutzt wurde) herrschte bei den Männern, die auf einer Art Empore, abgeschirmt von Vorhängen saßen, eher eine Stimmung wie auf einer Beerdigung als einer Hochzeit. Mit der guten Stimmung bei den Frauen im Gehör saß man an den Tischen, aß das Obst welches als Snack bereitstand und unterhielt sich. Zweimal kam der Bräutigam vorbei und jeder schüttelte die Hand und sprach Glückwüsche aus, danach setzte man sich und redete weiter. Auch mein Freund, der Bruder der Braut, war ein wenig enttäuscht von der Stimmung und meinte, dass mit alten Männern halt keine Party zu machen sei. Der Bräutigam hatte übrigens als einziger Mann das Recht, mit den anderen Frauen zu feiern. Auch der Veranstaltungszeitraum war etwas eigentwillig (für deutsche Verhältnisse, weniger für iranische) Die Hochzeit war von 19.00 Uhr bis 22.00 Uhr angesetzt. Jedoch sollte man auf keinen Fall vor 20.00 Uhr kommen, da so zeitig ehhh noch niemand da sei. Also erreichten wir mit einer eineinviertelstündigen Verspätung die Hochzeit, und wir zählten noch zu den ersten Gästen. Bis um neun, also eine Stunde vor offiziellem Schluss, hatte man das Gefühl dass die Party erst in der Anfangsphase ist, was durch nach und nach eintrudelnde Gäste verstärkt wurde. Zwischen neun und zehn gab es dann zweimal das besagte Meet & Greet mit dem Bräutigam, und um zehn gab es ein sehr leckeres Abendbrot. Es wurde reichlich Kebab gereicht, und so kam es dass ich ohne Hemmungen sechs Fleischspieße in mich hineinstopfte, was im Nachhinein ohne einen Kräuterschnaps zur Beruhigung des Mages zu einem sehr unschönem Füllegefühl geführt hat. Ein wenig verunsichert, wie ich in so einem Zustand noch in der Lage zum Tanzen sein sollte, stellte sich die Verunsicherung als unbegründet heraus, da die Party nach dem Essen offiziell beendet wurde und die ersten Gäste bereits nach Hause gingen. Sobald alle Frauen wieder ihr Kopftuch aufhatten, durften dann auch die Männer zu den Frauen und man konnte Fotos mit dem Brautpaar machen. Für uns kam jedoch noch ein Highlight des Abends und das stellte ebenfalls als in Deutschland unmöglich vor. Die Familie begleitete das Brautpaar nämlich mit Auto zu deren Wohnung, und das passierte auf einer sehr iranischer Art. Das Brautpaar wurde mittles riskanter Fahrweise verfolgt, links- und rechtsseitig überholt, angehupt und auf einer weniger stark befahrenen Straße blockiert, angehalten und umtanzt. Eine sehr lustige Erfahrung!

die deutschen Ehrengäste (Im Hintergrund ist die zugehangene Empore zu sehen, hinter der die Männer gesessen haben

Vom 20-25. März bin ich schließlich zum ersten Mal in meinen mittlerweile nun fast sechs Monaten nach Teheran, in die Hauptstadt des Irans gefahren. Zugegebenermaßen habe ich mich in der Vergangenheit immer ein wenig davor gewehrt, da mich so ziemlich nur schlechte Eigenschaften von Teheran genannt wurden, meistens jedoch immer mit dem Zusatz: „Wenn schon nach Teheran, dann zu Nouruz, denn dann ist die Stadt wie ausgestorben“. Also packte ich die Möglichkeit beim Schopf und machte mich für vier Tage auf nach Teheran. Dort erkundete ich die Stadt mit zwei deutschen Mädels aus dem Sprachkurs und tatsächlich, ich war von der Stadt positiv überrascht. Bis auf eine nicht so schöne Situation im Bus stellte sich Teheran als sehr angenehm heraus. Die Luft war die ganzen Tage sehr sauber, man hatte wunderbare Sicht, die Straßen waren vergleichsmäßig leer und auch die U-Bahn war kein einziges Mal überfüllt.

die schneebedeckten Berge und blauer Himmel - selten in Teheran zu sehen ... leider aus dem Bus heraus, aber trotzdem gut zu sehen: der Damavand, mit 5610 Metern der höchste Berg des Iran und ruhender Vulkan

Die negative Seite war jedoch auch, dass viele Dinge geschlossen waren. So waren die ersten Tage sowohl die bekannteren Museen und Paläste geschlossen als auch der große Bazar, der an sämtlichen Tagen, die ich in Teheran verbracht habe, geschlossen war. Somit schauten wir uns ein paar Dinge an, die von Öffnungszeiten unabhängig waren, so unteranderem den Stadtteil Darband. Dieser liegt im Norden Teherans auf 1700 Metern Höhe. Man geht dort entlang eines Baches mit steter Steigung am Berg empor und hat bei unzähligen Cafe’s und Restaurants die Möglichkeit, sich zu stärken und auszuruhen. Wir selbst entschieden uns für ein Restaurant, bei dem man auf den typisch iranischen, traditionellen Pritschen mitten im  Fluss sitzen und essen konnte.

Darband Dizi, ein persisches Gericht, was man vor dem Genießen noch selbst zerstoßen muss auf den Pritschen, in der Bildmitte zu sehen, haben wir gesessen


Im Anschluss fuhren wir zum Mellat Fernsehturm, dem mit 435 Metern sechsthöchsten Fernsehturm der Welt. Von dort bot sich uns (durch die sehr saubere Luft) ein fantastischer Blick auf das abendliche Teheran.

der Mellat-Fernsehturm  

Den nächsten Tag nutzen wir für einen Tagestrip nach Qazvin. Dabei handelt es sich um eine ehemalige sassanidische Hauptstadt, etwa 2 Stunden von Teheran entfernt. Nachdem wir einen sehr dreisten Taxifahrer nach Bussen fragten und dieser uns eine Fahrt für 100€ anbot, lehnten wir nach ein paar Missverständnissen belustigt ab und fanden schließlich den Bus, für einen Preis von 2€. Die Dreistigkeit des Taxifahrers beschäftigte uns jedoch noch eine Weile, da es hier völlig normal ist, dass man als Ausländer mehr für ein Taxi zahlt als es jemand einheimisches machen würde. Aber dass ohne mit der Wimper zu zucken das vierfache des normalen Preises genannt wird, war eine neue Qualität. Auch der Taxifahrer, der uns zum Fernsehturm gefahren hatte, nutzte das Mittel der Lüge, um für sich mehr herauszuholen. Als wir einem Taxifahrer nach unserer Turmbesichtigung davon erzählten, nutzte er das für einen Rundumschlag gegen den Iran und die Iraner. In seinen Augen waren das Land und die Leute seit der islamischen Revolution kaputt, was sich seiner Meinung darin zeigte, dass in einem islamischen Land Leute angelügt werden, wo doch die Lüge als eine der schlimmesten Sünden im Islam zählt. Das nutze er dann um zu erklären, dass er mit dem Islam schon lange nichts mehr am Hut hätte und, was uns dann doch sehr überraschte, auf die Rückkehr des Schahs wartete, bzw. auf den ältesten Sohn vom letzten Schah Mohammad Reza Pahlavi. Und so zeigte er uns Bilder von der Schahfamilie, erklärtete wer wer ist und nutze das darauffolgende Bild eines Mullahs um symbolisch draufzuspucken. Das war also die andere Seite…

Aber zurück zu Qazvin … dort besichtigen wir eine Sehenswürdigkeiten, unteranderem den Chehel Sotoon Palast (den es auch in Isfahan gibt, nur in größer) sowie die Jamee-Moschee, die zu den ältesten im Iran zählen soll. Leider wurde unsere Zeit durch ungemütllichen Regen gestört, und nach einem wärmenden Tee fuhren wir vorzeitig nach Teheran zurück.

    man merkte der Moschee ihr Alter an ... die Hauptkuppel hatte bedrohliche Risse und musste entsprechend abgestützt werden Kuppel in der Jamee Moschee eig. wurde überall an der Moschee gebaut ... oder es standen zumindest Gerüste da... und noch eine Kuppel

Leider ist in den nächsten Tagen auch der Regen nach Teheran gekommen, weshalb das Vorhaben, den Golestanpalast zu besuchen, kurzerhand gestrichen wurde und anstelle dessen zahlreiche Tee und Cappuchinos in diversen Cafés zu Preisen, die man so nicht mal in Europa findet, genossen wurden. Eigentlich hatte ich überlegt, noch ein paar Tage länger zu bleiben. Jedoch entschloss ich mich,  kurzerhand wieder ins 10° wärmere Isfahan zurückzukehren. Hier verbringe ich seitdem meine  freien Tage. So habe ich ein paar Freunde getroffen und Leuten, die ich in Teheran im Hostel kennengelernte, die Stadt gezeigt...

PS. Bilder zu einigen Events, insbesondere Nouruz, habe ich nicht mit meiner eigenen Kamera gemacht. Sobald ich die Bilder kriege, werde ich sie hier nachreichen.

Vier Tage im Süden

14März2017

Hallo Leute,

wohl erholt und voller Vitamin D kehrte ich vorgestern Abend von meinem viertägigen Urlaub am Persischen Golf zurück, von dem in den nächsten Zeilen berichten möchte.

Die eigentliche Idee war ja, nach Kerman zu fahren. Dies musste jedoch umgeplant werden, also entschieden Moritz und ich uns kurzfristig für einen Urlaub im Süden in Bandar Abbas und auf der Insel Qeshm. Also fix ins Reisebüro und für 45$ einen Flug von Isfahan nach Bandar Abbas gebucht. Der Flug mit Iran Air dauerte anderthalb Stunde, hatte einen beunruhigend klappernden Start, verlief ansonsten aber ganz ruhig und ohne Probleme.

In Bandar Abbas angekommen, ließen wir uns von unserem Taxifahrer erzählen, dass das Hotel, welches wir uns herausgesucht hatten, ja schon ziemlich dreckig wäre und warum wir denn nicht was besseres wöllten. Nach seiner Meinung sollten wir was besseres nehmen, also bot er an, uns zu einem neuen Hotel zu fahren, was aufgrund der Neuheit noch ganz günstige Preise hätte. Wir willigten ein, und so fuhr er uns zu einem Hotel, welches sich tatsächlich als sehr neu herausstellte, Preislich auch bezahlbar war, jedoch schon über dem Budget lag, welches ich normalerweise bezahle. Aber war ja der erste Abend und der Geldbeutel war gefüllt und saß locker. Also gönnten wir dem Taxifahrer seine Provision und buchten eine Nacht. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig entlang der Promenade, aßen einen Burger im iranischen Hans im Glück und ich geriet in Versuchung, eine Wasserpfeife an der Kaimauer zu rauchen, die zu Haufen angeboten wurden. Der Versuchung konnte ich jedoch widerstehen. Relativ schnell ging es zurück ins Hotel.

Die Meeresküste von Bandar Abbas Eine Tradition ist es, zu Now Ruz, dem Iranischen Neujahr, einen Goldfisch für den Zeitraum des Festes zu halten. Genaueres dazu schreibe ich beim nächsten Mal!

Für den nächsten Tag waren zunächst einige Must-sees in Bandar Abbas geplant, die sich allerdings an einer Hand abzählen lassen. Zugegeben, die Stadt ist nicht gerade ein Highlight. Und auch die Dinge, die man sich anschauen kann, waren relativ fix gesehen. So machten wir uns als erstes auf zu einem Indischen Tempel, der jedoch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Also ging es zum Fischmarkt, in denen von zahlreichen Händlen noch zahlreichere Fische und Meeresfrüchte angeboten wurden. In meinen Augen war es schon eine Masse an Fisch, und wenn man überlegt dass dies nur ein Markt von zehntausenden auf der Welt ist, dann muss man sich eigentlich nicht wundern dass die Meere überfischt sind. Aber interessant war es anyway.

der indische Tempel Fisch  Wenn die T-Shirt Farbe zum Fisch passt

Weiter ging es zunächst zu einer kleineren Moschee, dann zu einem relativ unspektakulären Badehaus und weiter zur Jame-Moschee von Bandar Abbas. Interessanter Fakt: Im Süden des schiitischen Iran leben hauptsächlich Sunniten. So war auch die Jame-Moschee eine sunnitische Moschee. Diese wurde vor  41 Jahren renoviert und neu gebaut, auf der Stelle wo früher die Alte stand. Im Inneren sieht man noch einige Reste dieser alten Moschee.

im Inneren der Jame-Moschee Überreste der alten Moschee, umhüllt von der Neuen

Danach war so ziemlich alles gesehen, und es war noch nicht mal Mittag. Also nutzten wir die Zeit um auf die nahegelegene Insel Hormuz zu fahren. Die Überfahrt dauerte 50 Minuten und uns erwartete eine kleine und sehr schöne Insel. Nach einem kräftigenden Tintenfisch-Celou und hausgemachter Limonade in einem putzigen Café ging es zur Hauptattraktion dieser Insel: die Überreste einer portugiesischen Festung. 1515 eroberten die Portugiesen die Insel und hielten sie bis 1622, dann wurde sie von Shah Abbas zurückerobert. Besonderheit der Insel sind die zahlreichen, unterschiedlichfarbenen Sande und Gesteine der Insel, und durch Eisenoxid war die Burg mit rotem Stein und Sand gebaut.

Boote, die vor dem Hafen von Bandar Abbas warten. Was diese wohl geladen haben? auf Hormuz Graffiti, iranian style Ruinen der portugiesischen Festung Überreste einer Kathedrale Blick auf die Ruine Hormuz-Stadt



Anschließend ging es per Motorad-Hitchhike entlang der Küste bis wir feststellten, dass unser Fahrer garnicht uns auf seinem Weg mitnahm, sondern dahin fuhr wohin wir wollten. Also stoppten wir ihn nach einigen Kilometern, gaben ihm ein wenig Geld und machten uns auf, querfeldein durch die Insel zu wandern, zumindest für ein paar Kilometer und Höhenmeter. Und so ging es über Stück und Stein und durch eine Müllhalde zum nächstgelegenen Gipfel, von dem sich schon ein schöner Ausblick über die Insel bot. Jedoch war es nicht der höchste Punkt.

der graue Streifen ist übrigens eine Müllhalde. Eine schändliche Verschmutzung dieser wunderschönen Insel Steine in allen möglichen Farben: ob grün ... ... rot ... ... oder schwarz mit Glitzer

Der nächste Gipfel konnte aufgrund von Zeitmangels jedoch nicht mehr bestiegen werden, also ging es zu sechst im Auto zurück zur Fähre und zurück nach Bandar Abbas, um dort unser Gepäck vom Hotel zu holen, zurück zur Fährstation zu gehen und nach Qeshm zu fahren. Die Überfahrt dauerte auch nochmal 40 Minuten und die ersten Nächte verbrachten wir in Tabl, was nochmal eine Stunde Autofahrt auf der Insel (welche übrigens wie schon erwähnt die größte Insel des Iran ist).

In Tabl, das so ziemlich zentral auf der Insel gelegen ist, verbrachten wir zwei Nächte um uns von dort den westlichen Teil der Insel anzusehen. Also ging es mit dem Sohn unseres Gastgebers auf eine vierstündige Tour, um allerhand spektakuläre Natursehenswürdigkeiten zu sehen. Als erstes ging es zu den Namakdon Salzhöhlen. Die Größere der beiden erstreckt sich bis zu sechs Kilometer ins Innere des Berges. Im Inneren gab es salzerne Stalakmiten und Stalaktiten zu sehen.

die Insel strotzt nur so von atemberaubenden Erosionsformen Salziges Salz Schreiender Mann im Fall, Iran, 2017 die Höhle erstreckt sich bis zu sechs Kilometer, für uns war nach 50 Metern Schluss der Service an dieser Rezeption ließ zu wünschen übrig. nicht nur in der Höhle gab es Salzablagerungen

Weiter ging es zum Chahkuh-Pass. Durch Regenwasser-Erosion hat sich in tausenden von Jahren ein Klamm mit zahlreichen Auswaschungen und Formen gebildet. Sehr interessant zu sehen!

  Chahkuh-Pass

Anschließend ging weiter zur einer Lenj-Werft, wo traditionelle iranische Fischer- und Handelsschiffe noch in Handarbeit gebaut werden. Gegen einen kleinen Obolus durften wir auch auf ein Schiff hochklettern. Anhand des ausgetrockneten Holzes vermuteten wir, dass dieses Schiff wohl für die Touristen ist und wohl nie das Wasser sehen wird. Interessant war es trotz alledem.

die Schmuggler ... äääh Handelsschiffe

Nach einem leckeren Mittagessen in unserer Unterkunft liefen wir anschließend noch durch Tabl und erkundeten die Gegend. Am nächsten Tag ging es zu den Mangroven-Wäldern, ein Highlight von Qeshm, was quasi direkt vor unserer Haustür lag. Dieses Feuchtgebiet ist dein Brutgebiet von 25% der iranischen und 2% der weltweiten Vogelarten. Leider bekamen wir dadurch bei unserer Fahrt nicht sooo viel mit. Ein paar Vögel sahen wir, aber die großen Schwärme blieben aus. Und als wir doch einen sahen, hat meine Kamera gesponnen. So ist das halt.

unsere Unterkunft auf dem Weg zum Mangrovenwald eine traditionelle Fischerhütte   

Mit einem Zwischenstop in Bandare Laft, eine Stadt mit einer ziemlich großen Windfängerdichte, ging es weiter nach Qeshm Stadt, wo wir bei einem Deutschen Paar schliefen, welches innerhalb von vier Jahren aus dem Nichts das beliebteste Restaurant in Qeshm Stadt aufgebaut haben, wobei es mit einem Imbisswagen angefangen hat, mit dem Ali von Deutschland in den Iran gefahren ist und auf Qeshm angefangen hat, Bratwürste zu verkaufen. Leider verbrachte ich nur eine Nacht da, gerne wäre ich noch länger geblieben und hätte mich mit den Besitzern unterhalten, die eine sehr interessante Geschichte hatten und uns einen interessanten Einblick in die Situation auf Qeshm gegeben haben. Allgemein haben die Gespräche mit den Locals allerhand interessante Informationen hergegeben. So sagte uns zum Beispiel unser Tourführer vom zweiten Tag, dass 30% der Bewohner Qeshms im Schmuggel arbeiten, und ein alter Mann bei der Lenj-Werft meinte mit Handel auch eher Schmuggel. In selben Ort wurde uns übrigens auch angeboten, dass wir westliches Bier kaufen können. Leider war das jedoch gerade nicht vorrätig, also wurde uns Absolut Wodka angeboten. Soweit wollten wir um 12.00 Uhr Mittags jedoch nicht gehen. Und in wenn immer man in Bandar Abbas Leute sah, die schnell Kisten in bereitstehende Autos packten, konnte man mit Sicherheit sagen, dass diese Ware nicht verzollt war. Und das Regime? Das duldet den Schmuggel, beziehungsweise verdient noch aktiv daran mit. Der Hafen in Bandar Abbas, in dem Tonnen geschmuggelter Ware umgeschlagen werden,  ist zum Beispiel in den Händen der Revolutionsgarden. Durch Korruption ist halt alles möglich. Auch im islamischen Iran. Und obwohl Qeshm eigentlich zur Freihandelszone erklärt wurde, erhob das Regime nach einigen Jahren für Qeshm eine Steuer von 1%, da man schließlich ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollte…

Bandare Laft in unserer Unterkunft in Qeshm-Stadt ... leider hat meine Kamera gespinnt, deswegen habe ich nicht soviele Bilder von der Stadt und dem letzten Tag...

Die restliche Zeit in Qeshm-Stadt verbrachten wir damit, die Badesaison für uns zu eröffnen und den Basar von Qeshm-Stadt zu erkunden. Verwunderlich, dass sich dieser noch durchsetzt, denn auf unserem Weg zum Basar auf einer Strecke von 2km an mindestens 3 Malls vorbei gelaufen – mehr werden gerade gebaut.

Alles in allem war es ein sehr sehr schöner, erholsamer Urlaub. Vielleicht werde ich in meiner Zeit hier nochmal hinfahren, wenn auch das Wetter kontinuierlich wärmer wird und im April schon an der 40°C Marke kratzen wird.

und ansonsten? Heute ist Chahar shanbe suriyeh, der letzte Seh shanbe (Dienstag) vor’m iranischen Neujahrsfest, welches in 6 Tagen beginnt. Da werde ich wohl nach Teheran fahren, aber fest steht noch nichts. Heute Abend sind wir auf eine Gartenparty eingeladen, mal sehen wie es wird. Viele iranische Freunde haben uns eigentlich davor gewarnt das Haus zu verlassen, da heute so Feuerwerk gezündet wird wie bei uns zu Silvester, bloß noch einige Kategorien stärker. Mal sehen was der Abend bringen wird.

bis demnächst!

Schiiiii foarn

06März2017

Hallo Leute,

nachdem der letzte Eintrag von meiner Wüstentour war, geht es heute ganz kurz über mein letztes Wochenende. Das habe ich in Fereydunshahr verbracht und das war vom Klima und Witterung gänzlich unterschiedlich von der Wüste.

es ging zum Ski fahren! Was ursprünglich als Spaßidee entstanden ist, wurde nachdem wir herausgefunden haben, dass wir einen Feiertag am Donnerstag hatten, ganz fix geplant und durch gezogen … ganz uniranisch. Mit einer Gruppe von 7 Leuten, 4 Internationals und drei Iranern, mieteten wir einen 18-er Bus und fuhren so einen Tag zum Skifahren nach Fereydunshahr. Früh um 5.30 Uhr ging es los, und nach 2,5 Stunden Fahrt und einer halbstündigen Unterbrechung durch die Highway Police, die mal wieder mit brillianter iranischer Arbeitseffizienz glänzte, erreichten wir die Piste.

Unser Sand wird weniger, Schnee wird mehr

Dort angekommen mieteten wir unsere Ausrüstung, die zum Glück moderner war als das Meiste, was angeboten wurde. Einige Modelle haben eigentlich schon wieder Kultstatus gehabt. Für die, die kein Skifahren konnten, wurden auf dem Weg zum Skigebiet Gummireifen angeboten, mit denen sie den Abhang runterrutschen konnten.

 

tubing die Piste

Das Skigebiet selbst war nicht groß, es gab lediglich eine Piste und einen Anfängerhang. Dort verbrachten hauptsächlich die Japanerinnen ihre Zeit, da sie zum ersten Mal in ihren Leben auf Skiern standen. Moritz und ich erprobten währenddessen die dunkellilane Piste – dunkellila, da sie an höchster Stelle vom Schwierigkeitsgrad schwarz war, dann in eine rote Piste überging und schließlich in einer Blauen mündete – auf einer Länge von etwa 500 Metern.  Es war ein sehr schöner Tag, trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit der Piste und der Ausrüstung. So kam es dass ich drei Mal den „Boden essen“ (zamin khurdan – hinfallen – wörtlich: den Boden essen 🙂) musste, einmal weil mir mitten während der Fahrt ein Ski stiften gegangen ist. Aber nach und nach gewöhnte ich mich an Piste und Skier und es hat sehr viel Spaß gemacht. Zwischendurch gab es leckeres, selbstgemachtes Mittagessen.

Hallo die Schneebedeckten Berge sehen aus wie weiße Dünen    weiß und braun

Und nachdem ich nun von Ski und Kälte geschrieben habe, fliege ich morgen für 4 Tage nach Bandar Abbas und Qeshm, der größten Insel des Iran im Persischen Golf. Dort werden dann wohl ganz tropische Temperaturen herrschen. 😎

bis dahin

ein schneller Februar

28Feb2017

Hallo Leute!

Huch? Drei Wochen schon wieder seit dem letzten Eintrag? Ich weiß ja nicht wie es für euch im Moment ist, aber ich habe aktuell das Gefühl dass die Zeit wahnsinnig schnell rennt. Das hat wahrscheinlich zweierlei Gründe. Einerseits da ich viel zu tun habe und viel unternehme, andererseits weil auch langsam ein Ende meiner Zeit hier in Aussicht steht. Aber dazu später mehr.

Wie gesagt, die letzten zwei Wochen waren von vielen interessanten Erlebnissen geprägt, die ich natürlich teilen möchte. Einerseits habe ich mir mit meinen deutschen Mitstreitern einige Sehenswürdigkeiten in und um Isfahan angeschaut.

So waren wir letzte Woche zum Beispiel bei den schwingenden Minaretten. Diese sind Teil einer ehemaligen Moschee und jetzigem Mausoleum von Amu Abdollah Soqla. Warum schwingende Minarette? Durch die Bauweise des Daches und der kleinen Minarette wird ein Minarett durch das andere beeinflusst. Das heißt: Gerät eins der Minarette in Bewegung und fängt an zu schwingen, wird diese Schwingung durch die Dachkonstruktion übertragen und das andere fängt automatisch mit an zu schwingen. Zumindest heutzutage ist das allerdings kein natürlicher Prozess mehr. D.h. man zahlt eine Eintrittsgebühr, und alle anderthalb Stunden wackelt ein Mann mit Menschenkraft an einem der Minarette. Was hier im Iran eine Attraktion ist, wäre in Deutschland wahrscheinlich aufgrund wohlmöglicher Baufälligkeit geschlossen. Zumindest sah das starke Wackeln am Minarett ein wenig bedrohlich aus, aber der Zweck wurde erfüllt und das zweite Minarett fing wie von Geisterhand an mitzuschwingen und kleine Glöckchen verdeutlichten den Effekt.

Das Mausoleum mit den Minaretten das Wackel-Minarett


Als nächstes ging es zu einem alten Feuertempel, der etwas außerhalb von Isfahan stand. Dieser befindet sich auch einem ca 50-60 Meter hohen Hügel. Neben dem stillgelegten Feuertempel, der frisch renoviert war, befanden sich auch einige andere Gebäuderuinen, denen jedoch keine Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ganz lustig war, dass an diesem Tag in Isfahan ein strammes Lüftchen geweht hat und somit sowohl meine Frisur als auch die meiner deutschen Begleiterinnen ordentlich durchgepustet war. An ein Kopftuch für die Mädels war garnicht zu denken, der Wind erlaubte es nicht, dieser Bekleidungsvorschrift folge zu leisten.

der Feuertempel Der Blick auf Isfahan

Letzte Woche ist außerdem eine Gruppe von 16 JapanerInnen hier angekommen. Sie lernen für zwei Wochen Persisch und reisen dann noch eine Woche durch den Iran. Nebenbei schauen sie sich schon immer ein wenig Isfahan an. Diesen Mittwoch wurde vom International Office eine Tour angeboten, bei der wir anderen ebenfalls mitfahren durften. Es ging also zum Chehel Sotoon Palast, dem 40 Säulenpalast. Nun, im Moment hatte er leider nur 20 Säulen. Diese stützen das große Vordach des Palastes. Die anderen 20 Säulen existieren eigentlich garnicht, bzw. sie existieren nur wenn sich in dem 110 Meter langen Wasserbassain vor dem Palast auch tatsächlich Wasser befindet. Denn dann spiegeln sich die 20 Säulen im Wasser und der Palast wird zum 40 Säulen Palast. Dieser wurde von Shah Abbas I. in Auftrag gegeben, aber erst unter seinem Nachfolger Shah Abbas II. fertig gestellt und als Empfangsresidenz für Gesandte und ausländische Vertreter genutzt. Sein Inneres ist geziert von zahlreichen Gemälden, die den Shah bei veschiedenen Empfängen zeigen. Weiterhin werden auch Schlachten thematisiert, unter anderem die Schlacht von Tschaldiran, bei der die Safawiden eine verheerende Niederlage gegenüber den Osmanen einstecken mussten, da die Osmanen bereits mit Schusswaffen und Artillerie kämpfte, Ismael I. sich jedoch gegen diese Art moderner Waffen aussprach.

der Chehel Soton Palast (hier allerdings Bist Soton ;) )   Die Schlacht bei Tschaldiran - in der Mitte auf dem weißen Pferd ist Ismael I.Der Palast von hinten - hier mit Spiegelung ;)Ein Bild was aus der Reihe tanzt: Die Kuppel der Imam-Moschee

Das Highlight der letzten zwei Wochen war jedoch die Wüstentour, welche seid Wochen geplant und ebensolange davon gesprochen wurde. Nun, genau genommen war die Tour in die Wüste nur ein Aspekt dieses Tages. Zuerst besichtigten wir auf dem Hinweg einen Kuhbrunnnen. Was mag das sein? Es handelt sich dabei um einen einfachen Brunnen. Jedoch wird das Wasser aus diesem Brunnen nicht per Hand geschöpft, sondern per Kuh, beziehungsweise per Ochse. Dieser befördert durch seinen Laufweg und angetrieben durch den Gesang seines Halters Wasser an die Oberfläche, welches sich sogleich durch einen interessanten Mechanismus außerhalb des Brunnens ergießt, in Rinnen fließt und so die umgebenen Felder bewässert. Tatsächlich hörte der Ochse nur auf seinen Halter. IranerInnen, welche versuchten den Ochsen durch ihren Gesang zum Arbeiten zu bewegen, wurden von ebendiesem mit einem gelangweilten Blick in ihre Schranken gewiesen.

das Arbeitstier und sein Werk Seeelfie

Anschließend ging es weiter nach Varzaneh (da waren wir schon als wir bei der Demo waren) Dort konnte man auf dem bisschen Wasser, welches der Zayanderud noch führte, Speedboot fahren. Für einen Euro ließen wir uns das nicht nehmen. Anschließend ging es nach einem kräftigenden Mittagessen weiter außerhalb der Stadt.  Dort gab es eine „Wüstenvergnügungsanlage“ Man konnte auf die bis zu 100 Meter hohen Dünen laufen, man konnte Kamel reiten, mit einer Seilbahn von Düne zu Düne fliegen, mit 4x4 Jeeps querfeldein durch die Wüste preschen (das haben wir gemacht – sehr lustig, wohlmöglich eine iranische Art von Achterbahn ;) ), es gab ein Teehaus und Grillplätze, einen Virtual-Reality-Stand und noch einiges mehr. Zugegeben: Es war ganz anders als in meiner Vorstellung von der Tour, da ich ich dachte, dass wir mitten ins Nichts fahren, mit weit und breit keinem Menschen um uns herum. Nun so war es nicht, aber das war auch nicht das einzig unerwartete.

Speedboot fahren, da flattert der Chador man kann 4x4 fahren ... ... oder die Kulisse für ein Fotoshooting nutzen ... oder man kann auch ........   unser Bus, zum Glück hielt der Name nicht was er verspricht Bandfoto

Wir fuhren um 8.30 Uhr mit einem Bus los, hauptsächlich junge Menschen waren an Bord. Wir fuhren 20 Minuten bis wir aus der Stadt heraus waren, und plötzlich hieß es: Vorhänge zu! Gesagt, getan. Auf einmal wurde die Musik aufgedreht und als gleich standen die ersten Leute auf und tanzten. Die Kopftücher waren auf einmal nicht mehr wichtig und keine Frau störte sich an ihrem runtergerutschten Kopftuch. Die persische Musik dröhnte kräftig und die Leute tanzen auf einem sehr wackligen Dancefloor – denn wohlbemerkt fuhr der Bus die ganze Zeit. Doch das störte niemanden, und so tanzte und feierte man eine Stunde, selbstverständlich ohne Alkohol, bis wir anhielten um zu Frühstücken. Die Rückfahrt war ebenfalls ein Abenteuer, denn während wir bei der Hinfahrt verschiedene Stops gemacht haben, um zu essen bzw. den Kuhbrunnen anzuschauen, sind wir die Rückfahrt 2,5 Stunden lang durchgefahren und haben dementsprechen durchgetanzt. Selbstverständlich gab es, sobald es dunkel war, Partybeleuchtung und Blitzlicht, wie in einem typischen Club, nur eben auf Rädern. Die Videos und Bilder halte ich derweil unter Verschluss bis ich zurück komme. 😉

Wie ich schon geschrieben habe, sind die letzten Wochen sehr erlebnisreich gewesen und auch die nächsten Wochen sind vielversprechend. Nächste Woche werden wir vielleicht nach Kerman fahren, dieses Wochenende steht ein Skitrip zur Debatte. Und dadurch dass man soviel unternimmt, habe ich, wie bereits geschrieben, das Gefühl, dass die Zeit nur so rennt. Und durch diese rennende Zeit kommt auch meine Ende hier näher. Denn ich habe nach einigem Überlegen beschlossen, meine Zeit hier abzukürzen und zwei Monate eher nach Hause zu kommen. Daher werde ich bereits am 10. Mai nach Deutschland fliegen. So bleiben mir jetzt noch 10 Wochen. Diese werde ich intensiv nutzen – hoffentlich auch zum Lernen, nicht nur zum Reisen. 😛

Zu Gast auf einer Demonstration im Iran

07Feb2017

Hallo,

Für Freitag wurde ich zu einem Ausflug eingeladen. Nachdem zunächst von einem „Festival“ verschiedener, isfahaner Naturschutzgruppen gesprochen wurde, stellte sich jedoch heraus, dass es ein gemeinsamer Ausflug zum "Welttag der Feuchtgebiete“ war, der jährlich am 2. Februar begangen wird. Hintergrund dieses Tages ist die Ramsar-Vereinbarung (Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung) Dieses Abkommen wurde 1971 in Ramsar im Norden Irans abgeschlossen und stellt eines der ältesten Abkommen zum Klimaschutz dar. Ziel dieses Tages ist „die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung des Wertes und der Vorzüge von Feuchtgebieten“. Über die Wasserproblematik des Irans ist ja einiges bekannt, als interessanten Einstiegsartikel möchte ich hier auf einen ZEIT Online Artikel verweisen

Martin Gehlen - "Ein Desaster von Menschenhand“ (http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-10/iran-wasserkrise-verschwendung-raubbau-klimawandel-existenzaengste/komplettansicht)

Diese Wasserproblematik betrifft natürlich auch Isfahan, wie man an dem ausgetrockneten Zayanderud erkennen kann. Die natürliche Länge des Zayanderud beträgt etwa 405km von der Quelle bis zum Mündungsgebiet in der Wüste. Doch schon weit vor Isfahan wird dem Fluss durch Stauung und Abzweigung soviel Wasser entzogen, dass er die meiste Zeit im Jahr vertrocknet ist. Davon ist auch der Gavkhuni-Sumpf betroffen, der das Mündungsgebiet des Zayanderuds darstellt. Dieser Sumpf wurde 1975 in die Liste der Ramsargebiete aufgenommen. Doch durch das versiegen des Flusses liegt auch der Sumpf die meiste Zeit im Jahr trocken. Soviel zur thematischen Einführung … Zurück zum Freitag: Ich erhielt also von einem meiner Deutschschüler die Einladung, an einem Ausflug von der ältesten Naturschutzgruppe Isfahans teilzunehmen. Damit ich mich nicht zu einsam fühle, habe ich gleich mal Samira und Moritz, zwei neue deutsche Persischlernende, die letzte Woche hier angekommen sind, eingeladen mich zu begleiten.

So ging drei junge Deutsche in einer iranischen Gruppe eher gehobenen Alters früh los. Dabei war der Beginn des Tages leider nicht so gut, da wir einen falschen Bus nahmen und ich in der Hektik mein Handy verloren habe, was jedoch gefunden wurde, in der Universität abgegeben wurde und ich mittlerweile wiederbekommen habe. Nachdem wir uns also mit der Gruppe getroffen haben ging es mit ein paar Zwischenstationen, unteranderem an einer Moschee aus dem Jahre 1134 mit einem schön gestalteten, seldschukischen Stuckmighrab und einem 34m hohen Ziegelminarett aus dem Jahre 1098.

Die Moschee in Barsian Die Kuppel der Moschee Der Stuckmighrab

Nach zwei Stunden, in denen jedem von jedem (außer den unvorbereiteten Deutschen) allerhand Süßigkeiten, Obst und Snacks angeboten wurden erreichten wir schließlich den Gavkhuni-Sumpf am Fuße des Kuh-e Siah, dem schwarzen Berg. Dieser ist ein erloschener Vulkan, was das schwarze Vulkangestein erklärt, welches rund um den Berg zu finden ist. Als unser Bus den Treffpunkt erreichte, waren bereits fünf andere Busse und allerhand Menschen vor Ort.

Der Gavkhuni-Sumpf Interessanter Fakt: Die Frauen aus Varzaneh tragen traditionell einen weißen Tschador, so wie ihr auf diesem Bild sehen könnt. Dies geht wahrscheinlich auf eine Zeit sogar vor dem Islam zurück...     

Bereits auf dem Weg dahin wurde angekündigt, dass es sich nicht nur um einen Ausflug zum Anlass des Welttages der Feuchtgebiete handelte, sondern auch eine Demonstration bzw. Kundgebung geplant war. Zu diesem Zweck da waren allerhand Umweltschutzgruppen aus Isfahan und Bewohner von Städten und Dörfern, die flussabwärts des Zayanderuds liegen. Weiterhin gab es viele private Fotografen und ein Filmteam und sogar einen Drohnenpiloten. Es wurden Banner gehalten und Aufsteller platziert. Der Prozess der Demonstration bzw. der Kundgebung selbst war jedoch ziemlich kurz. Wir Teilnehmer wurden angehalten, uns an den Händen zu halten, diese sporadisch in die Luft zu halten und auch 3, 4 Parolen wurden gerufen während die Drohne über unsere Köpfe sauste und die Fotografen umherschwirrten und Fotos von der Menschenkette machte. Ich schätze die Anzahl der Teilnehmer auf ca 150-200 Leute aller Altersgruppen. Belustigenderweise hat der Prozess die Menschenkette zu bilden länger gedauert als die Kundgebung selbst, denn diese war nach 5 Minuten schon wieder vorbei. Anschließend gab es einiges hin und her, ob man die 500m zum Sumpf läuft um dort eine weitere Kundgebung zu machen oder ob man auf dem Schwarzen Berg eine weitere Kundgebung macht. Trotz der sehr niedrigen Temperaturen wählte man den Sumpf, und so liefen wir die 500 Meter zum Wasser, das einst ein Salzsee mit einer durchschnittlichen Tiefe von einem Meter war. Jetzt allerdings war es eher eine große Pfütze, und ich hatte mit meinen knöchelhohen Wanderschuhen kein wirkliches Problem … zumindest bis zu den Bereichen in die ich gegangen bin. 

Am Wasser wurden in guter iranscher Tradition nochmal viele Bilder und Selfies geschossen. Danach ging es jedoch schnell wieder in die Busse, da die Kälte doch sehr ungemütlich war. Anschließend ging es zurück nach Varzaneh, wo wir ein sättigendes Mittagessen bekamen. Anschließend gab es noch eine Vortrag, den ließen wir jedoch ausfallen um in den mittlerweile hervorgekommenden Sonnenstrahlen bei einem leckeren, heißen Tee neue Kraft zu tanken.

In Varzaneh

Anschließend ging es mit einem Abstecher wieder zurück nach Isfahan, und die Rückfahrt wurde mit einem kleinen Wettbewerb ausgeschmückt. Gefordert war ein kurzes aber prägnantes Statement, warum der Zayanderud wichtig ist. Gewonnen haben diese beiden  Und auch hier gingen wieder regelmäßig Leute durch den Bus und boten einander Süßigkeiten, Obst und Snacks an. Und so waren die meistgesagtesten Wörter des Tages definitiv Befarmoiin (Bitte sehr) und Dast-etun dard nakoneh (Möge Ihrer Hand kein Schmerz widerfahren = danke). Und auf der Rückfahrt ging es vorbei an Feldern und man sah einige Bauern wie sie ihr Land bewässerten. Und obwohl mir diese verschwenderische Art der Bewässerung hier nicht zum ersten Mal begegnet, lasst es mir doch den Mund aufklappen. Aus riesigen Ventilen strömt kubikmeterweise Wasser auf die Felder, bis diese regelrecht überschwemmt sind. Auf meine Frage, was den in der Gegend so für landwirtschaftliche Produkte angebaut werden, wurden mir Gurken und Melonen genannt. Gerade letztere haben nicht gerade einen niedrigen Wasserbedarf. Und so realisiert man, dass es nicht nur ein politisches Problem ist, sondern auch ein mentales. So lange das Wasser aus dem Hahn schießt wenn man ihn öffnet, wird sich kaum ein Bewusstsein hin zu einem sparsameren und effizienteren Wasserverbrauch entwickeln...

An uns Deutsche wurde von den Organisatoren eine Bitte herangetragen. Unter https://www.change.org/p/zayanderood-calls-me findet ihr eine Petion, die zugunsten des Zayanderuds an die Vereinten Nationen gerichtet ist. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese Petition unteschreiben würdet. Der Fluss und die Bewohner, die ihn zum Leben brauchen, würden euch danken.

Und was ist noch so neu?
Ich habe jetzt endlich angefangen, hier auch Vorlesungen zu besuchen. Seit fast zwei Wochen besuche ich das Literature Department  und belege dort 4 Hybride aus Vorlesung und Seminar in islamischer Geschichte. Selbstverständlich ist alles auf Persisch, doch überraschenderweise verstehe ich mehr als ich anfangs befürchtet hatte. Hybride schreibe ich, da es eine Mischung aus beidem ist, und völlig anders als in Deutschland. Der Professor wird während seinen Ausführungen nämlich meistens unterbrochen und es werden Fragen gestellt, und diese Fragen werden vom Professor mit Antworten unterbrochen und diese Antworten werden mit weiteren Fragen unterbrochen. Und wenn er dann mal nicht unterbrochen wird, dann werden auch von ihm Fragen an uns Studenten gestellt, die ich zwar meistens verstehe, aber selten fähig bin, eine Antwort zu geben. Die Athmosphäre ist übrigens ähnlich der in Deutschland. Obwohl der Islam Staatsreligion im Iran ist, ist islamische Geschichte selbst anscheinend ein Fach für Exoten, denn die Teilnehmeranzahl ist mit 5 Leuten sehr überschaubar. 😀 Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die nächsten Sitzungen, in denen auch ich (wider meiner Hoffnungen) gefordert sein werde, unter anderem durch die Ausarbeitung eines Referates (ich denke, dass das jedoch noch eine einfachere Studienleistung sein wird).

Kashan

04Feb2017

Hallo Leute,

In Kashan, im Hintergrund das Karkas Gebirge

Wie bereits erwähnt hatte ich das erste Mal seit langer Zeit mal wieder ein Wochenende, an dem ich zwei Tage frei hatte. Dies wollte ich eigentlich für einen Skiausflug nutzen. Ich habe mich dann jedoch umentschieden und anstelle dessen am Mittwoch und Donnerstag einen Kurztrip mit Babak nach Kashan gemacht.

Kashan liegt weniger als drei Stunden von Isfahan entfernt und hat etwa 280.000 Einwohner. Die erste Besiedelung in diesem Gebiet kann aufgrund archäologischer Funde auf etwa 6000 v. Chr. datiert werden, Kashan als Stadt selbst wurde vermutlich zur Zeit der Sassaniden gegründet. Wirtschaftlich spielten zunächst die Fliesenproduktion (کاشی  - kāšī – Fliese). Später entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Textilindustrie und der Rosenwasserproduktion, was es bis heute noch ist. Kashan liegt am Rande der Wüste Dasht-e Kavir, und so ist das historische Stadtbild von Windfängern und Lehmarchitektur geprägt.


Doch eh man überhaupt in die kleine, aber interessante Stadt kommt, muss man erstmal dahin fahren. Und schon das hat sich als ein eigenes (langweiliges) Abenteuer herausgestellt, auf das ich gerne verzichtet hätte. In der Überzeugung, dass es auch von dem, meinem Apartment nahegelegenden, südlichen Busbahnhof Verbindungen nach Kashan gibt, mussten wir dort angekommen eines besseren belehrt werden. Zwar gibt es Verbindungen nach Teheran, die direkt an Kashan vorbeifahren. Planmäßige Stops gibt es jedoch nicht. Und so wollte eine freundliche Busgesellschaft uns ein Ticket zum Vollpreis nach Teheran verkaufen, um uns in der Nähe von Kashan an der Autobahn auszusetzen. Da dieser Deal in jeglicher Hinsicht ein Schuss ins Knie gewesen wäre, lehnten wir halb belustigt, halb erzürnt ab und gingen zur nächsten Gesellschaft, welche uns ebenfalls dieses zweifelhafte Angebot machte. Und so dämmerte mir, was mir ein Angestellter später auch sagte: Wir muss in den Norden Isfahans um vom dortigen Busbahnhof abzufahren. Aufgrund der noch nicht fertiggestellten U-Bahn stellen sich mir immer die Nackenhaare zu Berge wenn ich mit dem Bus einmal durch die ganze Stadt fahren soll. Doch um zu vermeiden, mal wieder wie ein nichtgewolltes Tier an der Autobahn ausgesetzt zu werden, mussten wir diese Busfahrt wohl oder übel auf uns nehmen. Und so fuhren wir wie erwähnt vom südlichsten Punkt der Linie 91 bis fast zur Endhaltestelle, und eine Stunde später erreichten wir somit den nördlichen Busbahnhof. Dort angekommen, fand man schnell die einzige Busgesellschaft, welche Direktfahrten nach Kashan anbietet. Dort angekommen fragte ich, wann denn der nächst mögliche Bus führe. Leider nehmen es Iraner manchmal nichts so genau mit der Wahrheit, insbesondere dann, wenn es darum geht, etwas zu verkaufen. Zumindest Bustickets. Denn nachdem mir freundlich gesagt wurde, dass der nächste Bus um 16.00 Uhr führe (was mich schon nervte, da dies eine Stunde warten bedeutete), stellten wir nachdem wir das Ticket gekauft hatten fest, dass dieses Ticket auf eine Verbindung um 16.30 Uhr ausgestellt ist. Also fragte ich nochmal nach, und mir wurde gesagt, dass der Bus um 16.00 Uhr schon voll sei. Auf meine Frage, warum mir denn dann die Verbindung um 16.00 Uhr genannt wurde wenn diese schon voll sei, wurde nur gelächelt. Mir scheint, man hatte wohl Probleme, mein Persisch zu verstehen….

Nach langwierigen 1,5 Stunden und fast 3 Stunden im Bus erreichten wir also Kashan. Und trotz dass ich mir vorgenommen hatte, extra früh zu fahren um am gleichen Tag noch etwas zu sehen, war es bereits Dunkel als wir angekommen sind und vieles war geschlossen. Also hatte die Hostel Suche Priorität, und nachdem ein Bett in einem Dorm gefunden ward, ging es nochmal durch die leeren Gassen des Basares und Kashans selbst.

der leeren Gassen des Basares bei Nacht Die Aqa Bozorg Moschee Kuppelverzierung


Die Ambition, das Hostel früh um Acht zu verlassen um die Zeit maximal zu nutzen, wurde durch den Fakt, dass viele der Sehenswürdigkeiten erst um 9.00 Uhr aufmachen, getrübt. Also schlenderte man durch die Straßen, machte ein paar Schnappschüsse und wartete. Als erste Station wurde das Hamam-e Soltan Mir Ahmad besichtigt. Dieses wurde vor 400 Jahren errichtet und besitzt eine prächtige Innenausstattung mit faszinierenden Wandbemalungen und Verzierungen.

der Eingang des Hamams  im Hamam im Hamam Das Dach des Hamams

Als nächstes ging es zu einem der vielen traditionellen Bürgerhäuser Kashans. Deren Geschichte ist folgende: Durch den erwähnten Teppichhandel in Kashan gelang es einigen Kaufleuten zu sehr großem Reichtum zu kommen. Diesen Reichtum zeigten sie in dem Bau riesiger Häuser, welche von Außen zwar unscheinbar aussehen, von Innen jedoch ein hohes Maß an Prunk offenbaren. Die meisten wurden während des 19. Jahrhunderts erbaut. Wahrscheinlich gab es durch ein Erdbeben, welches Kashan im Jahre 1778 fast komplett zerstörte, viel Platz zum Bauen. Heraus kamen Häuser mit einem oder mehreren Höfen, großen Säalen, hohen Kuppeln und zahlreichen kleineren Zimmern mit verschiedensten Verzierungen. Auch schon damals wollte man zeigen, was man hatte.

Einer der Höfe des Borujerdi-Hauses Verzierungen im Haus

Die nächste Station lag 8km außerhalb von Kashan: Der Garten Fin. An dessen Stelle soll es bereuts vor 6000 Jahren eine Art Gartenanlage gegeben haben. Somit zählt es zu einer der ältesten Gartenanlagen des Iran. Nachdem sie bereits von im 16. Jahrhundert als Ort für Empfänge genutzt wurde, wurde die Anlage im 17. Jahrhundert von Shah Abbas I. zu ihrer heutigen Form erweitert. Das Innere der Gartenanlage zieren hohe Zypressen, zahlreiche Sträucher und Blumenbeete. Weiterhin gibt es die typischen Wasserläufe und –bassains, die ihr Wasser durch einen traditionellen Qanat beziehen. In die Geschichte ging der Ort ein, nachdem in dem Hamam an der Westseite der damalige Premierminister Amir Kabir 1852 ermordet wurde. Anschließend lag er brach und wurde öfters zerstört. Seit 1935 steht er unter Denkmalschutz und 2011 wurde zur UNESCO Weltkulturerbe Liste hinzugefügt.

Der Garten Fin Baumsicherungsmaßnahmen auf Iranisch Palast im Garten Kuppelverzierung I ... und 2...  

Nach einem kräftigenden Mittagessen sollte es eigentlich über den Basar gehen, der ebenfalls zu den Highlights von Kashan gehört. Leider war die Zeit nicht sehr gut, da vor meinen Augen alle Geschäfte zu machten.  Persische Siesta halt. Also schlenderten wir über den verlassenen Basar mit seinen vielen Nebengassen und Innenhöfen mit imposanten Kuppeln.

der leere Basar  


Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit. Es war eisig kalt in Kashan und zur Mittagszeit setzte dann kräftiger Schneefall ein, vor dem wir im Basar zwar entfliehen konnten, später aber noch immer leicht vorhanden war. Also disponierten wir um und entschieden uns, einen Bus früher nach Isfahan zurück zukehren, da wir auf dieses kalte Wetter kleidungstechnisch leider nicht sehr gut vorbereitet waren. Aber ich werde im April wieder nach Kashan fahren, und dann wird das Wetter hoffentlich wärmer sein. 

Schneefall in KashanAlles Weiß

Und noch zum Schluss:

Ich habe ja am Anfang geschrieben, dass die Propaganda nichts so allgegenwärtig ist wie man vielleicht meint. Aber sporadisch kommt sie dann doch hervor und präsentiert so etwas:

Und noch ein ein paar Kleidungshinweise ...

Das erste bedeutet übersetzt: Der Hijab ist Immunität, keine Einschränkung. Interessanterweise wird im ersten Bild neben dem Hijab (Kopftuch) auch ein Tschador getragen, ein großes, meist dunkles Stück Stoff was dazu dient, den Körper mit Ausnahme des Gesichtes zu verhüllen. Was man darüber denkt, kann nun jeder selbst überlegen. ;)

Es möge Wasser fließen...

30Jan2017

Wasser ist da? Erstmal eine Runde Tretboot fahren!

Hallo Leute,

Hiermit melde ich mich mal wieder. Leider gibt es nicht viel zu berichten. Ich sprach ja davon, dass ich einen Trip in die Wüste machen wollte. Leider ist der noch nicht zu Stande gekommen, da die Planung in die Hände meiner iranischen Freunde gelegt wurden und daher seit 3 Wochen versucht wird, mich mit „Sorry, dieser Freitag wird nichts, aber der nächste auf jeden Fall“  zu trösten. Daher kommt es dass ich die letzten Freitage nicht viel unterwegs war, da ich mir diese freigehalten hatte. Schon sehr ärgerlich. Dafür habe ich jedoch nächstes Wochenende 2 Tage frei, die ich auf jeden Fall nutzen werde um mal wieder aus Isfahan rauszukommen. Bisher weiß ich jedoch noch nicht, wie ich mich entscheiden werde. Zur Debatte steht eine Skiausflug in der Nähe von Shahr-e Kord oder ein Ausflug zum Mündungsgebiet des Zayanderud, da dort wohl ein Festival von iranischen Naturfreunden stattfinden soll.

A pro pos Zayanderud: in den zwei Wochen gab es jedoch ein Ereignis, dass ich euch nicht vorenthalten möchte. Wie die Bilder aus dem Oktober gezeigt haben, führt der Fluss in der Regel kein Wasser, da er flussaufwärts gestaut wird und sämtliches Wasser für die Trinkwasser- und Landwirtschaftsversorgung genutzt wird. Und während ich gedacht habe, den Fluss in meiner Zeit nie gefüllt zu sehen, werde ich nun seit einer Woche eines Besseren belehrt. Was schon als große Nachricht in meinen Deutschkursen frohlockend erzählt wurde, ist mit typisch iranischer Verspätung tatsächlich auch eingetroffen. Der Damm wurde geöffnet. Seit Dienstag letzter Woche fließt nun wieder der Zayanderud in voller Pracht durch Isfahan. Und ich muss sagen, er gibt der Stadt gleich einen anderen, noch schöneren Anblick. Grund genug für mich, meine Kamera zu schnappen und ein paar Eindrücke aufzunehmen. Natürlich war ich nicht der einzige, und es wimmelte nur so von Leuten, welche auf den Brücken der Stadt (hauptsächlich natürlich die Si-o-Se-Pol und Khaju-Brücke) flanierten und die Szenerie für Fotos und Selfies nutzten. Auch der Tretbootverleih, den ich als verlassen vermutet hatte, war geöffnet und eine lange Schlange wartete darauf, eine Runde Tretboot zu fahren. Die Leute waren sichtlich gut gelaunt und es war eine sehr ausgelassene Stimmung.

Leider wird diese Situation nur begrenzt anhalten. Mir wurde erzählt, dass der Grund der Öffnung landwirtschaftliche Betriebe sind, die flussabwärts, außerhalb der Stadt, für 22 Tage mit Wasser versorgt werden sollen. Wird dieser Bedarf gedeckt sein, wird der Damm wieder geschlossen werden und der Zayanderud wird bis zur nächsten Dammöffnung wieder versiegen. Also leider nur eine kurze Augenfreude…

Oktober - Januar 


PS: Da ich leider kein Stativ habe, sind mit fortschreitender Dunkelheit die Bilder leider unschärfer geworden. Daher nur ein paar, die etwas geworden sind. 😇

Ein Lebenszeichen

14Jan2017

Hallo Leute!

Kennt ihr das, wenn man einen grooooßen Berg von Arbeit vor sich hat, den man abarbeiten muss und will, aber man einfach keine Zeit oder Lust hat, und dadurch der Berg noch weiter wächst?

So ist das mit den letzten Tagen hier. Mein letzter Eintrag ist nun ein paar Tage zurück, und ich habe mir schon ewig vorgenommen ein Update zu verfassen. Bisher relativ erfolglos … bis jetzt! Es gibt nämlich allerhand Dinge, die abgearbeitet werden möchten. Also fangen wir an!

Mein zweites Weihnachten außerhalb von Deutschland!

2011 habe ich zuletzt Weihnachten in einem damals fremden Land gefeiert. Ich war damals für mein Freiwilligenjahr in Israel. Jetzt, fünf Jahre später befinde ich mich in einem Land, welches zumindest politisch nicht unterschiedlicher sein könnte (und ich schwöre: Damals hätte ich mir es nicht vorstellen können dass mich der Weg des Lebens in diese Richtung führt). Warum also mal nicht einen kleinen Vergleich aufstellen? In Politikwissenschaften habe ich nämlich gelernt, dass man Äpfel und Birnen sehr wohl vergleichen kann, man muss nur gemeinsame Vergleichskritierien finden.

Nehmen wir doch mal das Weihnachts“feeling“. In Israel hat man von diesem Gefühl wesentlich mehr gespürt. Wir schmückten unsere Gemeinschaftsräume, wir besorgten einen Weihnachtsbaum, stimmten uns auf das nahende Fest ein und waren ganz aufgeregt. Ich war damals schließlich in einer Gemeinschaft unter Christen. Man „fieberte“ den Tagen entgegen.

Doch wie war das in Isfahan?

Nun, das Weihnachtsgefühl kam hier wesentlich schwieriger auf. Eigentlich fast garnicht. Der einzige Hinweis auf das nahende Fest war der Weihnachtskalender von Pauline. Ich war zur Weihnachtszeit ein paar Mal in Joulfa (dem armenisch-christlichen Stadtteil) unterwegs. Dort sah man vereinzelt Deko und Lichterketten. Richtig wahrgenommen habe ich dies allerdings erst vorgestern: Da war ich im armenischen Gottesdienst zu Weihnachten. Wie in den orthodoxen Kirchen feiert man in der armenischen Kirche Weihnachten am 6. Januar. Es war ein nicht ganz einstündiger Gottesdienst im Stehen in der Vankkathedrale. Es gab einen Damenchor und Keyboard als Orgelersatz. Zum Schluss gab es heiliges Wasser zu trinken. Die Erfahrung war sehr interessant, auch wenn ich kein Wort verstanden habe. Aber zurück zu „unserem“ Weihnachten:

  Weihnachtsdeko in Joulfa

Der Heiligabend:

In Israel hatten wir zu Heiligabend einen Gottesdienst, gefolgt von einem unglaublich leckeren und umfangreichen Abendessen mit Speisen, die unserer Volontärsmagen seit langer Zeit nicht erleben durfte. Dazu gab es bemerkenswerte Menge an Weiß- und Rotwein.

Den Heiligabend in Isfahan versuchte ich mehr oder weniger klassisch zu verbringen, auch wenn ich mich natürlich der mich umgebenen Situation anpassen musste. Am Vormittag hatte ich Sprachkurs. Am Abend besorge ich mir in einem größeren Supermarkt all die Süßigkeiten, auf die ich Lust hatte oder für die ich vorher zu geizig war, und erstellte mir so einen kleinen Gabentisch. Weiterhin ging ich zu einer iranischen KFC-Kopie und holte mir ein paar Stücken Hühnchen und Pommes: Ich betrachtete es als meine Weihnachtsgans. Zu diesem Schmaus habe ich mir einen Film angeschaut und so den Heilig Abend verbracht. Leider musste ich auf das Gläschenwein verzichten. Auf Arak mit Traubensaft hatte ich alleine keine große Lust….

das heilig Mahl...

Der 1. & 2. Weihnachtsfeiertag:

In Israel ging es am 1. Weihnachtsfeiertag in eine nahegelegene, christlich-palästinensische Stadt. Dort sangen wir in einem Chor und begleiteten einen arabischsprachigen Gottesdienst. Später gab es wieder Essen Essen Essen und Weeiin … an den 2. Weihnachtsfeiertag kann ich mehr ehrlich gesagt garnicht mehr richtig erinnern …

Hier in Isfahan musste ich am Vormittag wieder in den Sprachkurs. Am Nachmittag musste ich arbeiten (dazu später mehr). Da war nicht viel Zeit für Weihnachtsgefühle. Am zweiten Weihnachtsfeiertag verbrachte ich meine Zeit wieder mit Filmschauen und Süßigkeiten essen. Schon ein wenig mehr Weihnachtsgefühl.

Abschließend betrachtet war mein Weihnachten hier nicht wirklich besonders, und es hat geholfen, dass es für die meisten Leute hier einfach nur Tage wie jede andere auch waren. Aber es war eine interessante Erfahrung. 🙂

Der nächste Punkt: Silvester

Silvester hier war schon aufregender, war dies doch eine Feier auf die auch die Japaner und die Chinesen hinfieberten. Also lud ich zu einer kleinen Sause (so gut es geht) in meiner Wohnung ein. Neben uns Sprachlernern kamen auch ein paar unserer iranischen Freunde. So waren wir 9 Leute und siehe da, neben Bratkartoffeln und Fleischbällchen wurde auch das ein oder andere Glas Arak getrunken. Überraschenderweise bekam ich von einem Freund eine Flasche iranischen Rotwein geschenkt, der leicht warm gemacht wurde und mit Nabot, einer Art Zucker, gesüßt wurde. Dieses Getränk schmeckte wie Glühwein. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, es wurde gelacht und gesungen, geklatscht und einem Ständchen von Yu auf einer japanischen Art von Gitarre gelauscht, viel gegessen und getrunken (nicht nur alkoholisch ;)) Leider haben fast alle iranischen Gäste um 23.40 Uhr die Party verlassen. Nach dem der Countdown gezählt wurde und das neue Jahr ohne Feuerwerk begrüßt wurde, stellten wir uns auf den Balkon um eventuell Feuerwerk zu sehen. Doch in unserem Blickfeld stieg jedoch keine einzige Rakete, obwohl die Sicht sehr gut war und wir einen guten Überblick hatten. Naja, ist halt nicht Nowruz (das iranische Neujahrsfest)

Selfiee

Meine Arbeitsstelle

Weiter oben habe ich geschrieben, dass ich angefangen habe zu arbeiten. Ich erwähnte ja, dass ich anfangen möchte Deutschkurse zu geben, und dies mache ich nun seit 3 Wochen. Ort der Anstellung ist das DENA Institut in Isfahan. Es ist ein kleines, privates Institut, welches sich auf die Deutsche Sprache spezialisiert. Dort habe ich angefangen, 3x die Woche Deutschkurse zu geben. Hauptsächlich handelt es sich es um open discussion Kurse, in denen einfach nur gesprochen werden soll. Allerdings habe ich auch einen Kurs, in dem wir ein Arbeitsbuch durchgehen und die Sprechübungen erledigen.
Natürlich interessiert es mich, warum „meine Schüler“ Deutsch lernen. Und bei alles ist es der Wunsch, in Deutschland zu studieren, zu arbeiten und zu leben. Manche dauerhaft, manche nur für eine Zeit. Und bei der Frage nach dem warum wurde es sogleich wieder politisch. Fehlende Arbeit und Perspektiven, und für die Frauen besonders fehlende Rechte wurden beklagt. Das hat mich natürlich ein wenig nachdenklich gemacht, halte ich es doch für schwierig wenn alle Leute, die ein Interesse an einem Wandel im eigenen Land haben, dem Land letztendlich den Rücken kehren. Dann wiederum habe ich mich jedoch auch mit jemandem unterhalten, der im Zuge der Grünen Revolution im Jahr 2009 für 3 Tage verhaftet und an einem unbekannten Ort festgehalten wurde, weil er sich an den Protesten gegen die Wiederwahl Achmadinejads beteiligt hatte. Und da ist es für mich verständlich, dass man lieber abhaut als in dieser Situation zu bleiben.

Aber zurück zum Deutschkurs: Daher ist es meine Aufgabe, ihnen ein Gefühl zu geben, wie es ist mit einem Muttersprachler zu sprechen. Die Schüler sind sehr nett und  auch sind begeistert dass ich Farsi kann, denn wenn Sie eine Frage haben bezüglich eines Wortes, können sie mich auf Persisch fragen, was ich manchmal verstehe und manchmal nicht.

Auch wenn ich viel Kurse habe und eine am Wochenende ist, was mir die Zeit zum rumreisen raubt, bin ich sehr froh dass ich das mache, da meine Kollegen und alle im Institut ausgesprochen nett sind. So gabs Torte für mich zum Geburtstag, ich wurde 2 Tage nach meinem ersten Tag zum Neujahrsempfang eingeladen, den wir in einem Restaurant feierten, und ich werde natürlich für meine Kurse bezahlt. 🤐

Ausflug zum Kuh-e Karkas



Da nun meine Zeit ein wenig begrenzt ist, habe ich nicht viel sehen können in den letzten Tagen und Wochen. Einen Ausflug möchte ich euch jedoch nicht verschweigen. Vor ca 2 Wochen machten wir einen Trip zum Kuh-e Karkas. Dieser ist ca 3800 Meter hoch und liegt in der Nähe von Abyaneh, wo ich relativ am Anfang meiner Zeit hier war.

Los ging es früh um Sieben. Der Plan war, einen Bus nach Natanz zu nehmen und von dort mit einem Taxi einen Teil der Strecke zurück nach Kesheh am Fuße des Berges zu fahren. Yu und Babak entschlossen sich jedoch, den Busfahrer zu fragen, und so dachte dieser, dass es doch am Besten wäre, wenn er uns in der Mitte der Autobahn, schon in der Nähe von Kesheh rauszuwerfen. Gedacht, getan. Und so standen wir zu Dritt an der Autobahn, welche wir überqueren mussten (wohlbemerkt ohne Fußgängerbrücke/-tunnel um zu einer kleineren Straße nach Kesheh zu kommen. Diese kleinere Straße, welche fast parallel zur Autobahn verläuft, ist die alte Strecke von Isfahan nach Qom, und dementsprechend etwas in die Jahre gekommen und längst nicht so hoch frequentiert wie die Autobahn. Daher kamen nur sehr spärlich Autos vorbei. Und die, die vorbeikamen, winkten uns zu und gaben uns unverständliche Zeichen, aber angehalten hat keins. Genau diese Situation, mitten im nichts festzustecken, hatte ich vorausgesehen und wollte ich mit der Taxilösung vermeiden, aber naja, so ist das wenn man auf Persisch zur Kommunikation angewiesen ist. Aber das rettende Auto hielt dann trotzdem nach 45 Minuten warten, und zu unserem Glück waren es zwei junge Iraner, die ebenfalls zum Kuh-e Karkas wollten. Sie nahmen uns mit und so fuhren wir bis zum Fuße eines Berges. Am Anfang dachten wir, dass wir am Fuße DES Berges sind, dies stellte sich später jedoch als Fehler heraus. Denn wir wanderten zwar in Richtung des Gipfels, allerdings mussten wir dafür erst einen kleineren Berg überqueren. Nachdem wir den Iranern von unserem Plan, trotzdem in Richtung des Gipfels zu laufen, erzählten, trennten sich unsere Wege, da sie nicht den gleichen Plan verfolgten. Während wir also weiter stapften, drehten sie um. Für uns ging es weiter aufwärts, und das bedeutete dass wir mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ab einem gewissen Punkt die 3000 Meter Grenze überschritten hatte, da Kesheh schon auf ca 2500 Meter liegt. Und mit zunehmender Höhe bedeutete das in den Schatten der Hänge Schnee!

Durch diesen mussten wir stapfen, teilweise mehr als 40cm. Mit meinen Wanderschuhen über Knöchelhöhe war ich einigermaßen gut ausgestattet. Yu war nur mit Straßenschuhen, Babak mit knöchelhohen Wanderschuhen unterwegs. Das führt bei beiden zu ziemlich nassen Füßen. Nach ca 4 Stunden wandern erreichten wir schließlich also schließlich den Weg, der uns zum Gipfel geführt hätte. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir das jedoch auf ein anderes Mal verschieben, da wir den Gipfel nicht mehr bei Tageslicht erreicht hätten. Trotzdem war es eine sehr schöne Wanderung mit wunderschöner Natur, die Lust auf Mehr gemacht hat.


Das Ziel noch in weiter Entfernung...A Auf geht's! Schneeeee Diese Tatze, etwa 10cm groß, hatte uns etwas Sorgen gemacht... durch den Schnee

Das waren so die interessantesten Dinge, die ich in den letzten Wochen gemacht habe. Natürlich war noch mein Geburtstag, den ich relativ ruhig gefeiert habe. Im Iran ist es nicht unüblich, schon „vorzugratulieren“. Daher bekam ich bereits am 8. Januar zwei Geburtstagstorten: Eine von meinem internationalen Mitstudenten und eine von meiner Arbeitsstelle. Eine Folge am 9. Von meinen iranischen Freunden und eine zweite am 10. von einem meiner Deutschkurse. So bekam ich 4 Torten: keine schlechte Quote. Ansonsten war ich heute auch mal wieder auf dem Kuh-e Sofeh, den ich schon am ersten Wochenende nach meiner Ankunft bestiegen hab.

ein Wasserfall, der zu Beginn der Wanderung noch Wasser geführt hat ... der Dunst der Stadt... den Platz kennt ihr bestimmt ;) Isfahan Am Ende der Wanderung war der Wasserfall versiegt...

Ich bin nun seit 3 Monaten her und mein erster Kurs ist in 5 Tagen beendet. Ich habe mich dazu entschlossen, einen zweiten Kurs zu machen da ich mit meinem Persisch noch nicht so zufrieden bin. Weiterhin habe ich diese Woche einen Besprechungstermin im Geschichtsinstitut, wo ich hoffentlich ab Ende Januar Islamische Geschichte studieren werde. Also ist meine Zeit für die nächsten drei Monate gesichert. Was danach kommt, weiß ich noch nicht genau. Fest steht jedoch, dass ich nicht bis Juli hier bleiben werde sondern eher nach Hause kommen werde.

Sorry dass dieser Eintrag so lange gedauert hat. Ich hoffe euch demnächst wieder regulärer mit Infos zu versorgen.



 

Ein Weihnachtsgruß

25Dez2016

Hallo ihr!

Dieser Eintrag wird ganz kurz: Ich wünsche euch frohe Weihnachten! Ich hoffe ihr habt ein paar besinnliche Tage mit den Menschen, die euch etwas bedeuten. Genießt die Zeit zwischen den Jahren und passt auf euch auf!

Demnächst gibt es hier dann wieder mehr. :)