Berichte von 10/2016

Auf den Spuren christlichen und jüdischen Lebens...

27Okt2016

Smog über Isfahan

Salām,

heute ist Freitag. Das bedeutet für mich, dass sich mein Wochenende nun wieder dem Ende neigt. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 2011 bekennen sich 99,4% der Iraner zum Islam.nZiel meines Wochenendes war es, die restlichen 0,6% kennen zu lernen und das religiöse Isfahan abseits des Islams zu erkunden.

Daher ging es am Donnerstag zusammen mit Bobak zunächst nach Julfa. So ist der Name eines Stadtteils von Isfahan, in dem mehrheitlich Armenische Christen leben. Diese wurden vom Safawidischen Herrscher Shah Abbas I. anfang des 17. Jh. Angesiedelt. Somit erreichte er unter anderem, dass sich die internationalen Handesbeziehungen durch Verbindungen der Armenier verbesserten. Kurz nach der Ankunft der ersten Armenier um 1604 begannen diese alsbald, die erste Kirche zubauen, welche nach einigen Jahren aber zugunsten einer größeren Kirche abgerissen wurde. So wurde 1664 die Vank-Kathedrale fertiggestellt. Diese war eins unserer Ziele in Julfa.

Die Vank-Kathedrale ist in Bezug auf ihre Architektur insofern besonders, da sie Armenische, Europäische und Persische Architekturmerkmale verbindet. Das Innere der Kirche ist mit zahlreichen Bibelillustrationen bemalt, während der untere Teil der Kirche mit farbvollen Fliesen dekoriert ist. Die Kirche ist dabei nur ein Teil des Geländes, auf dem sie steht. Man findet außerdem noch den Glockenturm, der Abseits der Kirche steht, und ein Museum, welches die Geschichte der Armenier in Julfa erklärt. Weiterhin wird auch der Völkermord an den Armeniern thematisiert.

Vank Kathedrale

Weiter ging es zur Bethlehemkirche, die ebenfalls im Innern prachtvoll dekoriert und bemalt ist, jedoch schon ein Bisschen von ihrem Glanz verloren hat. Man merkt, dass die Vank-Kathedrale wesentlich höher von Touristen frequentiert ist.

Bethlehem-Kirche Eine Seefahrt die ist ... für Jesus ziemlich einschläfernd...

Nachdem wir in einer Bäckerei für 10 Cent ein riesiges, fladenbrotartiges … Brot gekauft haben,  machten wir mit diesem Proviant einen kleinen Abstecher zum Rajayi-Park. In der Mitte dieses großen Parkes findet man den Hasht-Behesht-Palast, welcher ebenfalls um 1660 errichtet wurde. Europäische Reisende beschrieben diesen einst als den schönsten Palast Isfahans. Sein Inneres wurde jedoch Ende des 19., Anfang des 20. Jh. durch einen Gouverneur (Zel al-Soltan), der zu dieser Zeit in dem Palast residierte, stark in Mitleidenschaft gezogen.

Hasht-Beshet-Palast   so grüüün.

Nun da der christliche Teil Isfahans erkundet war, wollte ich mich auf die Spur jüdischen Lebens in Isfahan machen. Ich hatte mit Allan bereist den Versuch gestartet, das jüdische Viertel Jubareh zu erkunden. Unser erster Versuch stellte sich jedoch als nicht sonderlich erfolgreich heraus, da wir zwar in einem sehr alten Stadtteil Isfahans angekommen waren, wir jedoch keinerlei Spuren jüdischen Lebens ausmachen konnten. Damit ich diese Schmach vergessen kann, machten Bobak und ich uns zunächst auf den Weg zu einer Synagoge, die außerhalb des jüdischen Viertels und außerdem in relativer Nähe zum Stadtzentrum ist, die Kenisa-ye Davud. Nach einigem Hin und Her, ob wir reindürfen oder nicht, gestattete man uns schließlich nach einer Passkontrolle, das Gelände der Synagoge zu betreten (hilfreich war es wahrscheinlich, dass eine Vierergruppe von jungen Franzosen ebenfalls die Synagoge besichtigen wollten und man somit mehr Leute abfertigen konnte). Anscheinend war auf dem Gelände auch eine jüdische Schule angesiedelt, denn alsbald wir das Tor durchschritten haben, waren wir von einer Traube von Kindern umgeben, die unsere Namen wissen wollten und auch, ob wir denn auch jüdisch wären. Besucher kommen hier warscheinlich eher selten bis garnicht vorbei. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass sie fragten, ob wir denn nicht Fotos von ihnen machen können.

Das Innere dieser Synagoge kann man als eher schlicht bezeichnen. Auf dem Gelände war zudem eine Sukka aufgestellt, in die wir ebenfalls einen Blick reinwerfen durften.

Kenisa-ye Davud Sukka

Am Freitag hieß es dann nochmal, Jubareh zu erkunden. Ohne Zeitdruck stellte sich heraus, dass ich dem Ziel beim ersten Versuch schon sehr nahe war, kurz vor Schluss aber in die falsche Richtung abgebogen bin. Nach einigem Suchen und in-Sackgassen-verloren-gehen habe ich kann aber doch jüdische Spuren finden können. Nachdem ein Gebäude sich vom Aussehen her von den umliegenden Häusern abgegrenz hat, habe ich dies näher untersucht. Und siehe da, meine ausgeprägten Kenntnisse was die Bauweise von Synagogen angeht (*hust*) und mein Instinkt lotsten mich schließlich zur Kenisa-ye Mulla Yakub. Leider stand ich vor verschlossener Tür. Da ich nach einer Umrundung des Gebäudes keinen alternativen Eingang finden konnte, entschloss ich mich, mir im nahegelegenen Park zunächst eine Pause zu gönnen und in meinem Reiseführer zu schmökern. Als sich mein Blick aus dem Buch erhob, erspähte ich über den Dächern, die vor mir waren, zwei kleine Türmchen, die denen der Yakub-Synagoge ziemlich ähnlich waren. Als ich mich gerade auf den Weg dahin machen wollte, blickte ich nochmal zum Eingang der Yakub-Synagoge, und siehe da. Auf einmal war die Tür offen und zwei Männer unterhielten sich. Also ging ich schnellen Schrittes dahin um der Sache auf den Grund zu gehen. Es stellte sich heraus, dass einer der Männer ein spanischer Fotograf war, der das jüdische Leben im Iran dokumentieren möchte. Er hat offensichtlich beherzter an die Tür geklopft. Als ich bei den beiden Männern stand, fragte ich sogleich (auf Persisch natürlich) wann denn die Synagoge offen sei. Da offenbarte sich wieder mein Problem, dass ich zwar schon viele Dinge sagen und fragen kann, die Antworten meist aber nicht verstehe. Nach einigem Wortwechseln war er schließlich bereit, uns in die Synagoge zu lassen – wenn wir ihn bezahlen. Da ich den Weg ins jüdische Viertel nicht wieder umsonst gegangen sein wollte, bezahlte ich meinen Teil, und nach einigem zögern auch der Spanier (insgesamt zahlten wir 15000 Tuman, ca. 5€) Was der nette Herr uns leider verschwiegen hat beziehungsweise ich nicht verstanden habe, ist, dass die Synagoge derzeit garnicht in Betrieb ist, da sie renoviert wird. Also führte uns der Mann, der sich als einer der beiden Bauarbeiter herausstellte, durch eine Baustelle. Ich verstand nun, warum er uns eigentlich garnicht hereinlassen wollte. Der positive Nebeneffekt war jedoch, dass man so mal einen Einblick in die Arbeit der Fließenverlegung erlangen konnte. Das klingt jetzt vielleicht unspektakulär. Das liegt dann aber vielleicht auch daran, dass ihr an europäische Ottonormal Fließen denkt. 😉 Anschließend wurden wir noch durch den Synagogenhof geführt und zum Eingang einer Grabstätte, die wir jedoch nicht betreten durften.

   Oben Hui Unten ... naja, es wird bestimmt sehr schön sein sobald sie fertig ist! Die Yakob-Synagoge von Außen

Nachdem diese Synagogentour beendet war, beschlossen der Spanier und ich, uns noch das andere Gebäude anzusehen, welches ich für eine Synagoge hielt. Und auch da sollte ich Recht behalten. Wieder standen wir vor verschlossener Tür. Doch leider wurde die nach starkem Klopfen und lauten „Hallo“-Rufen nicht geöffnet. Somit mussten wir uns mit Bildern vom Eingang der Synagoge trösten.

Die verschlossene Tür, die sich leider nicht geöffnet hat Man sieht, dass Jubareh zu den ältesten Vierteln Isfahans gehört...

Nachdem diese Synagoge abgehakt war, trennten unsere Wege und ich entschloss aufgrund eines akuten Hungergefühls und eines noch akuteren Geldmangels, den Weg in meine Wohnung anzutreten.

Am Anfang dieses Posts sprach ich von drei Religionen, die neben dem Islam per Verfassung ausgeübt werden dürfen. Judentum, Christentum und Zoroastrismus. Was es mit dem letzteren auf sich hat und wo man Spuren davon in Isfahan findet, werde ich nächstes Wochenende erkunden...

 

Die zweite Woche...

25Okt2016

Hallo Leute!

Heute ist Dienstag, der 25.10.16. Das bedeutet dass ich nun eine Woche hier in Isfahan bin. Doch ich muss sagen, dass sich es wesentlich länger als eine Woche angefühlt hat. Entgegen meiner Erwartung.

Nach dem schönen Wochenende ging es in eine neue Woche Sprachkurs. Das Niveau wurde jetzt ein bisschen nach oben geschraubt, Englisch wird weniger gesprochen. Nach dieser Woche habe ich das Gefühl, dass sich mein Gehör schon an das Persische gewöhnt hat. Leider ist es noch zu oft so, dass Wörter fallen, deren Bedeutung ich schonmal wusste aber wieder vergessen habe. Deswegen muss ich auf jeden Fall mehr Vokabeln pauken. Ansonsten gab es noch einige Behördengänge zu erledigen. Ich habe jetzt endlich meinen Visaverlängerungsantrag abgeschickt. Wenn nun alles klappt und bewilligt wird, werde ich wahrscheinlich 9 Monate hier verbringen: Drei Monate Sprachkurs und dann noch 6 Monate (oder so in etwa) Vorlesungen besuchen. In welchem Fach weiß ich noch nicht. Es gibt hier sehr viele Fächer die in Frage kommen könnten. Der Mann, mit dem ich meine Unterlagen durchging, erwies sich als sehr nett und hilfsbereit. Und nachdem er sah, dass ich Politikwissenschaften studiere, bat er mich, ihn doch mal wieder in seinem Büro zu besuchen damit wir ein bisschen über Politik diskutieren könnten. In diesem Moment war ich mir nicht sicher, ob dies für meinen Antrag förderlich wäre oder nicht.... Sollte ich ihn jedoch bewilligt kriegen, werde ich mir das Angebot nochmal durch den Kopf gehen lassen. Weiterhin sagte er auch, dass ich auf jeden Fall Vorlesungen in Politik besuchen könnte (was mich schon reizen würde) oder Philosophie, oder Iranische Geschichte, oder Deutsche Geschichte. Ich meine bei seinen Aufzählungen ein leichtes Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Es scheint, als hat er große Pläne für mich…


Um diesen Eintrag aufzufrischen, werdet ihr ein paar Bilder sehen, die keinerlei Relevanz zu dem haben, was ich hier schreibe. Hier seht ihr mein Apartment (Bildmitte), gesehen vom Kuh-e Sofeh


Am Montag war ich außerdem das erste Mal bei Nacht am Meidan-e Naqsh-e Jahan, den ich zu dieser Zeit fast noch schöner finde. Fotos folgen auf jeden Fall. Grund dafür war, dass ich mich mit einem jungen Iraner verabredet hab. Kennen gelernt habe ich ihn auf einem ziemlich simplen Weg. Ich habe ihn vor ein paar Tagen mal nach dem Weg zu einem Restaurant gefragt. Er war hellauf begeistert, auf Englisch angesprochen zu werden, weshalb er mich sofort super hilfsbereit zum Ort meines Verlanges führte. Dort angekommen, bot er mir an, mir seine Nummer zu geben, dass ich mich bei ihm melden kann falls ich irgendwann mal Probleme habe oder Hilfe brauche. Da ich noch keine jungen Iraner kenne, nahm ich das Angebot an. Einen Tag später lud er mich für Montagabend zu einem Treffen mit ein paar seiner Freunde in ein Café ein. Selbstverständlich sagte ich zu. Also trafen wir uns und düsten mit seinem Auto in die Stadt. Schon die Autofahrt dahin erwies sich als super interessant. Er ist 22 Jahre jung, studiert Civil Engineering und hat von der ersten Minute an über die Probleme gesprochen, die er am Iran sieht (was vielleicht daran liegt, dass wir in just diesem Moment an der Baustelle der Isfahaner U-Bahn vorbeigefahren sind, die laut seiner Angaben sich seit 30 Jahren im Bau befindet…). So bezeichnete er sich zwar als religiöser Mensch, am Regime hat er jedoch kein gutes Haar gelassen. Beeindruckt von seiner Offenheit ging es zu dem Treffen, dem ich beiwohnen durfte. Wie er mir schon im Auto erklärt hatte, besuchte er einen Englisch Konversationskurs an der Uni. Nachdem dieser beendet waren, treffen sich die Teilnehmer immer mal wieder um sich ein wenig auszutauschen. Natürlich war das für mein Persisch nicht das Beste und allgemein war ich eher ein Zuhörer als ein Sprecher (zumindest was Persisch betrifft). Förderlich bei dieser Zusammenkunft war jedoch, dass mir ans Herz gelegt wurde, doch Englisch oder Deutsch an der Uni zu unterrichten. Nachdem ich diese Überlegung bereits seit einigen Tagen hatte (zumindest was eine Tandem-Partnerschaft angeht), wurde mir versichert, dass man sich diesbezüglich für mich erkundigen möchte, was möglich wäre. Bedarf ist auf jeden Fall da. Nach diesem Treffen ging es noch ein wenig durch den großen Bazar, mir wurden einige schöne, versteckte Ecken gezeigt und mit ihm und einer weiteren Teilnehmerin des Englischkurses sprachen wir viel (mal wieder) über Politik, Religion und die iranische Gesellschaft. So war der Abend für mein Persisch eher weniger gelungen, aber für einen kleinen Einblick in das Leben junger Iraner und für ein erstes Verständnis der Denkweise ein voller Erfolg. Wir haben uns mit dem festen Vorhaben verabschiedet, uns wieder zu treffen.

So so ... (gesehen in der Masjid-e Imam (die jungen Iraner, mit denen ich am Montagabend unterwegs war, legen übrigens darauf wert, den Namen Masjid-e Shah zu verwenden)

Am Mittwoch steht wieder ein gemeinsames Essen bei Bobak an, zu dem alle eingeladen sind. Er scheint wohl sehr gerne zu kochen. Nachdem das alkoholfreie Bier (btw. meine erste Biererfahrung … hier…), was ich beim letzten Mal mitgebracht habe, eher semigut angekommen ist (die Geste wurde natürlich geschätzt, aber der Geschmack entsprach etwa dem der Discounter-Plasteflaschenbiere  hoch -10 (obwohl da brewed and bottled in Germany draufstand … wahrscheinlich Oettinger Brauerei…)) jedenfalls, morgen werde ich einen Salat kredenzen. Ich bin noch nicht ganz sicher was es wird, wahrscheinlich irgendwas mit fein gehackten Tomaten und Gurken (das kommt manchen vielleicht bekannt vor 😉 ) und Petersilie. Und für die Optik noch ein paar Granatapfelkerne. Die haben hier gerade Saison und schmecken unglaublich gut -  und Granatäpfel gehen bekanntermaßen immer. Mal sehen ob ich damit punkten werde. Ich bin auch die ganze Zeit am Überlegen, was ich selbst denn mal für alle kochen könnte, was ich auf jeden Fall vorhabe, auf Grund der begrenzten Möglichkeiten hier sich aber eher als schwer herausstellt. Also wenn euch was „typisch“ Deutsches einfällt, was nicht gerade Schweinefleisch beinhaltet und was Japaner, ein Chinese, ein Engländer und ein Iraner mal unbedingt essen sollten, dann schreibt mir! 😉

Beste Voraussetzungen für einen gemeinsamen, großen Kochabend

Viele Grüße!

Das Leben als Tourist...

22Okt2016

Servus!

Wie angekündigt bin ich heute und gestern ein wenig rum gekommen, und möchte euch das erlebte selbstverständlich nicht vorenthalten.

Wie schon geschrieben, ist der Donnerstag und Freitag hier Wochenende. Das bedeutet: kein Sprachkurs und dafür Zeit, Dinge in und um Isfahan zu erkunden. Los gings am Donnerstag für ein Wochenende relativ zeitig, da ich die begrenzten Banköffnungszeiten nutzen musste um das Geld für meine Visaverlängerung und den Sprachkurs einzuzahlen. Als nächstes ging es wieder zum Maidan-e Naqsh-e Jahan, um diesmal mir zwei der zuletzt beschriebenen Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die Masjid-e Imam und den Ali Qapu-Palast.

Maidan-e Naqsh-e Jahan

Als erstes war ich in der Masjid-e Imam, zu Deutsch Imam-Moschee. Hier ein paar Facts: Am Südende des Naqsh-e Jahan gelegen, wurde die Imam-Moschee nach 19 Jahren Bauzeit 1630 fertiggestellt. Schon das Portal, welches ihr auf den unteren Bildern sehen könnt, ist imposant. Es ist 27 Meter hoch und wird von zwei 42 Meter hohen Minaretten begleitet. Jedoch stellt dieses nicht den Eingang der Moschee dar. Damit die Gebetsrichtung nach Mekka eingehalten wird, geht man nachdem man das Portal betreten hat einen Knick nach Rechts. Dort gelangt man dann auf den Innenhof der Moschee mit dem Hauptportal der Moschee, welches noch ein paar Meter höher ist und auch mit je 48 Meter auch zwei größere Minarette aufweist.  Vervollständigt wird der Anblick durch die 54 Meter hohe Hauptkuppel. Im Inneren misst sie immerhin noch 36 Meter. Weiterhin gibt es noch zahlreiche Gebetsräume sowie zwei Madresen. Da Bilder bekanntermaßen mehr als tausend Worte sprechen, möchte ich sie euch nicht vorenthalten.

Eingangsportal der Masjid-e Imam

  

Weiter ging es zum Ali-Qapu-Palast. Dieser war ursprünglich ein Gartenpavillion, wurde jedoch unter Shah Abbas I. zu einem 48 Meter hohen Palast ausgebaut. Signifikantes Merkmal ist Verande, von der man einen guten Ausblick über den Platz hat. Um diese zu erreichen, musste man jedoch zuerst einige Stufen hinaufgehen. Da das Empfangszimmer im oberen Bereich des Palastes war, mussten die zahlreichen Gäste eben diese Stufen nehmen. Um eine Überfüllung zu vermeiden, ließ er auf drei Ebenen Wartezimmer einrichten, die alle eine unterschiedliche Bemalung und Dekoration aufwiesen. Hatte man diese drei Wartezimmer passiert, erreichte man die Veranda. Leider ist sie zur Zeit eine Baustelle, weshalb die Verhältnisse ziemlich beengend waren. Die zahlreichen Touristengruppen trugen dabei nicht zu einer Verbesserung der Sache bei. But wait: There is more! Wenn man dachte, dass die große Empfangshalle alles war, dann gehörte man wahrscheinlich nicht zu der Elite, die der Shah bereit war, in kleinerem Kreis zu treffen. Denn nach einigen Wendeltreppenstufen erreichte man ein weiteres, kleineres Zimmer. Aufgrund der besonderen Bauweise der Zimmerdecke verfügte der Raum über eine exzellente Akustik, die dem Raum auch den Beinamen „Musikzimmer“ gibt.


Ali Qapu Palast

Decke des Musikzimmers

Ausblick auf das Polofeld ;)

Nachdem diese beiden Touristenhotspots geschafft waren, machte ich zuerst einen Abstecher zum Kupferbasar, da dass Klopfen der Kesselschmiede mich neugierig gemacht hatte. Wie in allen Bazaren gibt es immer verschiedene Bereiche wo die gleichen Waren angeboten werden. Der Bereich, in dem ich mich befand war ausschließlich für alle möglichen Artikel aus Kupfer gedacht. Besteck, Töpfe, Wandverzierungen, Teesamoware und und und.

 

Von diesem Bazar“feeling“ angesteckt, entschloss ich mich, noch weiter über den königlichen Basar zu schlendern und zu schauen, was denn so alles angeboten wird. Und das war eine Menge. Viele Teppichläden, Bekleidungsgeschäfte, Kosmetikartikel, Teppichläden, dazwischen immer wieder Restaurants, Holzfachgeschäfte, Schuhgeschäfte und nicht zuletzt Teppichläden.

Königlicher Bazar ... wer ist hier der König? Was man alles so findet...

Nach diesem Abstecher und einem 30cm Falafel-Mittagessen für 0,80€ hieß es dann noch einen Punkt auf meiner Liste des Ankommes abzuarbeiten: Eine iranische Telefonnummer zu bekommen. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten und Problemen bei der Einrichtung des Internets hat zum Schluss doch noch alles funktioniert und ich bin wieder mobil, natürlich mit den gleichen Problemen der Zensur. Aber immerhin ist zumindest in der Stadt die Netzabdeckung sehr gut und 3GB Internet kosten nur 3€. But wait, there is more!

Nachdem dies geschafft war, ging es weiter zu einem anderen Wahrzeichen, der Si-o-Se Pol. Diese Brücke ist einer der vielen Brücken, die den Zayandehrud-Fluss überspannen. Im Idealfall. Nachdem Fluss aufwärts ein Staudamm gebaut wurde, fließt nur noch sehr selten Wasser durch das Flussbett. Wie ihr auf den Bildern seht, ist es recht trocken. Und ich frage mich, ob ich in meiner Zeit hier den Fluss nochmal mit Wasser gefüllt werden sehe. Auf dieser Brücke hatte ich dann noch eine sehr nette Begegnung. Ein älterer Herr winkte mir zu und forderte mich auf, mich zu ihm zu setzen. Und anstatt zu lächeln und vorbei zugehen habe ich gelächelt und mich dazu gesetzt. Und nachdem ich das bisschen Smalltalk auf Persisch hintermir hatte, fiel ich wieder in das alte Problem zurück. Viele Wörter erkennen, aber deren Bedeutung nicht mehr kennen. Einiges habe ich jedoch auch verstanden, unter anderem dass er Christ sei und seine Eltern und sein Bruder ebenfalls, und das mit dem Leben bezahlen mussten. Und dann waren da noch soviele Worte, deren Kontext ich leider nicht verstanden habe. Unteranderem Netanyahu, Tel Aviv, Chomeni, Hitler, Isfahan, Erdbeben, in 36 Jahren?! Etwas verwirrt verabschiedete ich mich nach einer dreiviertel Stunde von ihm, und gab ihm doch meine Nummer, da ich mich gerne mit ihm nochmal treffen würde wenn sich mein Persisch verbessert hat. Dann noch schnell ein paar Foto’s gemacht und eine mehr oder weniger schöne Bekanntschaft gemacht und dann ging es schon wieder zurück. Die Sonne ging unter und der Tag klang auf dem Balkon aus.

Si-o-Se Pol

 

the next day...

Heute stand eine Wanderung auf dem Programm: Früh um Acht ging es los, um den Kuh-e Sofeh zu besteigen. Dieser Berg ist zwar nur 590 Meter hoch, durch die Höhenlage von Isfahan erreicht die Spitze jedoch eine Höhe von 2257 Meter ü.N.N.. Der Aufstieg war nicht besonders schwer, und nach ca. 2 Stunden erreichten wir die Spitze. Diese war übrigens nicht durch einen Wanderweg etc. erschlossen. Die Iraner scheinen da sehr pragmatisch zu sein. Sie gehen einfach da lang wo sie wollen. Wenn sie den kürzesten Weg wollen, wird der kürzeste, aber auch steilste Weg genommen. Wenn man es ein wenig gemütlicher angehen möchte, läuft man weite, weniger steile Wege. Irgendwie wird man ja schon an die Spitze kommen. Dieser Einstellung schlossen Yu, einer der Japaner und ich uns an. Nachdem man an dem Tag in der Altstadt Isfahan sehr viele Touristen sehen konnte, habe ich auf dem Berg lediglich eine niederländische Familie gesehen. Ansonsten waren sonst nur Iraner unterwegs, und dementsprechend Exotisch waren wir Ausländer. Dies wurde mit allerhand Begrüßungen, Smalltalk und Blicken gewürdigt. Und auch auf der Spitze des Berges waren wir, oder eher Yu, permanent am Reden (er ist seit 2 Monaten hier und dementsprechend wesentlich besser in Persisch) und sollten uns vorstellen und wurden gefragt, was wir vom Iran halten. Und sobald ein Gesprächspartner sich verabschiedete, kam der nächste. Abgerundet wurde dies durch Datteln und getrocknete Früchte, die uns gereicht wurden. Nach einer halben Stunde auf der Spitze entschlossen wir uns, den Abstieg anzutreten. Nach anderthalb Stunden war das geschafft und nach einer weiteren halben Stunde waren wir durch eine Abkürzung (inklusive dem Übersteigen von zwei 2 Meter hohen Zäunen) wieder in unserem Apartment.

Das Ziel der Wanderung Iranische Wanderwege...   Isfahan Iranische Wanderwege II Park am Fuße des Kuh-e Sofeh Diese Iraner: Laufen einfach ins Bild und bieten einem Datteln an. Tzz Tzz Tzz...

Abgerundet wurde der Abend mit einer Einladung zum Essen von Bobak, welcher für uns sehr leckeres, chinesisches Essen gekocht hat. Alles in allem ein gelungenes Wochenende. Jetzt geht es in eine neue Woche!

Here we go!

20Okt2016

Der zweite Tag. Ich wache auf. Ich bin in einer mir noch fremden Wohnung, in einem fremden Land. Die Leute um mich herum sprechen eine Sprache, die ich nur schwer verstehe. Is this the real life? Or is this just fantasy? Wider meiner Erwartung wache ich jedoch nicht aus einer langweiligen Statistikvorlesung auf. Ich bin im Iran. Und am zweiten Tag gehen gleich die Verpflichtungen los. 7 Uhr aufstehen (die Zeitverschiebung beträgt 1,5h), Duschen (und feststellen, dass warmes Wasser am Morgen eine europäische Wunschvorstellung ist), die restlichen Nudeln vom vorherigen Tag essen und auf geht’s. Motiviert wie zuletzt an meinem ersten Schultag in der ersten Klasse laufe ich den Weg zum International Office, wo der Sprachkurs stattfindet. 8.30 Uhr geht es los. Entgegen der Beschreibung in den Flyern zu dem Sprachkurs beträgt die Gesamtdauer der Kurse pro Tag gerade einmal 3h. 8.30 Uhr – 10.00 Uhr, dann gibt es eine Coffeebreak und dann nochmal von 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr. Dann ist Feierabend. Die Kurse finden hier von Samstag – Mittwoch statt. Donnerstag und Freitag ist Wochenende.

Wie zu erwarten wurde ich in den Anfängerkurs gesetzt, trotz meiner zwei Semester Persisch, die ich in der Uni belegt habe. Die Kursgröße kann als überschaubar bezeichnet werde. Mit mir sitzt nur noch eine andere Person im Kurs, Allan. Ein gebürtiger Engländer aber Wahlfranzose. Er ist ein netter, umgänglicher Typ, der mir an diesem zweiten Tag viel erklärt und gezeigt hat. Da macht es mir auch nichts aus, dass er ein wenig älter ist. Wenn ich ihn richtig verstanden habe irgenwas über 70. Neben ihm gibt es dann noch drei JapanerInnen, von denen eine zwei Tage nach meiner Ankunft abgereist ist sowie ein Chinese. Die letzteren drei schätze ich eher in meinem Alter, habe aber noch nicht nachgefragt. Auf Grund meiner Sprachbarriere habe ich daher mehr mit Allan zu tun, da wir uns ohne Probleme auf Englisch unterhalten können, was ich für die erste Zeit als sehr hilfreich empfinde. Mit Ihm war ich somit auch das erste Mal in der Altstadt von Isfahan in einem iranischen Restaurant. Für 3€ gab es eine unmöglich-zu-schaffen große Portion Reis mit Kebab und Mixed Pickles. Dazu noch Dogh, ein Jogurtgetränk, ähnlich wie Ayran. Diese Portion machte mich satt und glücklich.

Nach dem gelungenen Mahl machte ich mich auf zu einem der vielen Wahrzeichen der Stadt: zum Maidan-e Nagsh-e Jahan („Abbild der Welt“). So wird er zumindest von den Einheimischen genannt. Offiziell heißt er Maidan-e Imam. Dieser Platz ist nach dem Tiananmen-Platz in Peking der größte Platz der Welt. Seine Maße betragen 510x160 Meter und er ist ringsherum umgeben von einer Art Arkaden, in denen zahlreiche, natürlich eher touristisch orientierte Geschäfte zu finden sind. Gebaut wurde er 1602 von Shah Abbas I. Genutzt wurde dieser Platz selbstverständlich für Paraden und Versammlungen. Doch dieser Platz diente auch als Austragungsort für Polo-Spiele (Diese Sportart wurde Überlieferungen zufolge bereits im 6 Jh. v.  Chr. im Persien der Achameniden gespielt). An diesem Platz stehen in jeder Himmelsrichtung einige imposante Gebäude. Am südlichen Ende steht die imposante Imam-Moschee. An der Ostseite befindet die Lotfullah-Moschee, am Nordende findet man einen Bazar und auf der Westseite steht der Ali-Qapu-Palast, von dessen Veranda die Polospiele beobachtet wurden. Ich werde es für’s erste bei diesen Informationen belassen. An diesem Wochenende werde ich mir die Moscheen noch ein bisschen genauer anschauen und mich dabei als Tourist outen … was ich allerdings mit meiner Kamera (leider ohne Speicherkarte) glaube ehh sowieso schon gemacht habe… doohh

Eingangsportal der Masjid-e Imam

Maidan-e Naqsh-e Jahan

Schließlich nahm ich den Bus (für 20Cent) zur Uni zurück und kaufte ein paar Dinge ein. Und so genoss ich ein leichtes Abendbrot und meinen ersten, selbstgekochten Tee. Dann noch fix die Hausaufgaben gemacht und ein paar Formulare für meine Visaverlängerung ausgefüllt. Und anschließend ging es wieder in den bequemen Teil des Abends.

Tag #3

Der Tag war reichlich unspektakulär. Nach dem Frühstück ging es wieder zum Sprachkurs. Highlight des Tages war, dass mein Internet eingerichtet wurde. Über eine VPN Verbindung darf ich auf das Netzwerk der Universität Isfahan zugreifen. Leider funktioniert das eher schlecht als recht, ist zeitlich begrenzt und natürlich der Zensur der iranischen Obrigkeit unterworfen. Und darin erweisen sie sich leider als ziemlich geschickt, da es mir bisher noch nicht gelungen ist, auf andere VPN-Server zuzugreifen. Diese Erfahrung passt zu einem Bericht den ich gelesen hab, dass der die Zensurbehörden VPNs sperren und nur bestimmt zulassen. Auch auf Proxyserver konnte ich bisher noch nicht zugreifen. Das Bild auf Facebook konnte ich über meine App von meinem Handy hochladen, nachdem ich ein Datenpaket über meinen deutschen Anbieter gebucht habe. Keine Ahnung warum es so funktioniert hat. Seitdem konnte ich auf Facebook nicht mehr zugreifen, da es hier zensiert ist. Wie Youtube, Vice News und die Mediathek von Spiegel Online (?!?). Leider habe ich auch das Problem, dass ich nicht mehr auf den Torbrowser zugreifen kann, da sämtliche Seiten, auf denen dieser zum Download angeboten wird, ebenfalls gesperrt sind. Selbst Chip.de. Da muss ich mir noch was einfallen lassen um das zu umgehen und an eine Installationsdatei zu kommen. Vielleicht über die Cloud. So leicht gebe ich nicht auf…

Ein Hinweis, dass man doch bitte andere Seiten besuchen möge.

Ansonsten ist schon Wochenende, und es sind einige Dinge geplant. Am Donnerstag geht es in die Stadt, Dinge erledigen und ein wenig sightseeing. Am Fr. steht eine Wanderung auf einen der vielen Berge, die Isfahan umgeben, an.

Darüber beim nächsten Mal mehr!

Welcome to Iran

19Okt2016

Hey Leute!

Wir schreiben Mittwoch, den 19. Oktober 2016. Ich bin nun seit drei Tagen in Isfahan. Ich habe mich eingerichtet und bin doch noch nicht richtig angekommen. Aber ganz von vorne.

Wie einige von euch ja bestimmt wissen, bin ich am Sonntag von Leipzig losgeflogen und mit einem Zwischenstopp in Istanbul in Isfahan um 5.45 Uhr gelandet. Der Flug war relativ unspektakulär, daher möchte ich nicht weiter groß darüber schreiben. Für die Flugzeugenthusiasten unter euch: Es war einmal ein Airbus A321-200 und ein Airbus A320-200. Hab ich mich damit geoutet? Ups.

Ich muss gestehen, dass meine Erwartungen an den Flughafen Isfahan nicht groß waren. Was allerdings geboten wurde, hat diese Erwartungen noch untertroffen. Es war ein ziemlicher Provinzflughafen. Die Abfertigungshalle war in etwa so groß wie die Niederlausitzhalle (sorry an dieser Stelle, dass dieser Größenvergleich den meisten von euch wohl nichts bringt – größer als eine reguläre Sporthalle, aber auch nicht so viel ;) ). Man ging durch eine kleine Tür in den Hangar und man war direkt an der Passkontrolle. Diese habe ich ohne Probleme passieren können und gleich mit dem ersten Persisch (eher schlecht als recht) glänzen können. Dann holte ich mein Gepäck von dem einzigen Gepäckausgabeband und musste es prompt durch einen Scanner schicken, mit dem untersucht wurde, dass auch ja keine illegalen Dinge (insbesondere Alkohol und Schweinefleisch) eingeführt wurden. Nachdem ich auch diesen Test mit Bravur geschafft habe, hoffte ich auf eine Möglichkeit, ein wenig Geld für die Taxifahrt nach Isfahan wechseln zu können. Nachdem ich allerdings durch den Scanner gelaufen bin, meinen Rucksack aufgesetzt habe und den Menschen aus meinem Flug gefolgt bin, war ich bereits wieder aus dem Gebäude raus. So schnell ging das. Ich war ein wenig verwirrt, da ich es noch nie mit so einem kleinen Flughafen zu tun hatte. Also sammelte ich mich kurz, und beschloss Plan B in die Tat umzusehen. Die aus dem Flughafen kommenden Leute, die nicht von Verwandten abgeholt wurden, benötigten ein Taxi. So wie ich. Also lief ich wie der Rest der Leute zu einer Gruppe von Taxifahrern. Die verschiedenen Gruppen wurden dabei von einem „Obertaxifahrer“ (?) auf die verschiedenen Taxis aufgeteilt. Also ich signalisierte, dass ich ebenfalls ein Taxi bräuchte, gab der Dirigent kurzerhand seinen Job auf und bat mich in sein Taxi. Meine Anmerkung, dass ich nur Dollar hätte, winkte er mit einem „no problem“ ab. Also ab ins Taxi und los geht die Fahrt. 25 Minuten nachdem ich das Flugzeug verlassen habe. Neuer Rekord.

Im Taxi sitzend wurde ich sogleich mit einer weiteren Besonderheit konfrontiert. Dem iraninschen Straßenverkehr. Einmal las ich, dass die Iraner das freundlichste Volk der Welt sind, aber sobald sie in ein Auto steigen, lassen sie all ihre Manieren und ihr Freundlichkeit fallen. Dies hat die Taxifahrt bestätigt. Man muss nicht davon schreiben, welche Regeln iranische Autofahrer beachten respektive nicht beachten. Denn hier scheint es offensichtlich kein Regeln zu geben. Ob dieses System funktioniert, insbesondere wenn man sich die Statistik der jährlichen Verkehrstoten anschaut, muss sich jeder selbst fragen. Nichts desto trotz schaffte mein Taxifahrer es, mich ohne weitere Komplikationen und einer relativ geringen Benutzung der Hupe sicher zum Mehmansara, dem Guesthouse der University of Isfahan zu bringen. Ich bedankte mich, wusste jedoch nicht wieviel er haben wollte. Also zückte ich etwas verunsichert die erste 5$ Note, dann die Zweite und die Dritte. Die Vierte lehnte er ab. Fair enough.

Zu meiner Erleichterung wurde ich an der Rezeption sofort mit meinem Namen begrüßt. Etwaige Sorgen, dass mein Ankunftsdatum nicht durchgesickert ist, lösten sich im nichts auf. Es folgte ein Check-In Prozess mit vielen persischen Worten des Rezeptionisten und vielen fragenden Blicken und nervösem Nicken meinerseits. Nach einigen erfolglosen Telefonaten mit dem International Office der Uni Isfahan gab er mir schließlich meinen Schlüssel und bat mich, ihm nach draußen zu folgen. Dort hielt er ein Auto an, wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer und sagte, ich solle einsteigen. Diese Situation half meiner Verunsicherungen nicht besonders zu verfliegen, jedoch wähnte ich mich selbstverständlich nicht in Gefahr und stieg ein. Es folgte eine kurze Taxifahrt mit viel Gerede meines Fahrers und vielem Lächeln und nicken und „Baleh“ (=Ja) sagen meinerseits. Unter diesen vielen Erzählungen des Fahrers waren auch sehr nützliche Informationen. Leider musste ich das erst im Nachhinein herausfinden. Schließlich setzte er mich vor einem Wohnhaus ab und sagte mir, dass ich hier wohne. Also stieg ich aus, nahm mein Zeug und wollte gehen, als er sein Fenster runterkurbelte und ein Wort sagte, welches ich sofort verstand: „Pul“ - Geld. Erfreut über ein verstandenes Wort und doch überrascht, dass er für diesen Service Geld wollte, gab ich ihm 50000 Rial. Später fand ich heraus, dass es umgerechnet etwa 1,20€ sind. Das schien mir ok. Und das mit dem Geld ist sowieso eine andere Sache. Aber dazu später mehr…

  Mein Block

Also stand ich in meinem Haus. Nach einigem Zögern, welches nun meine Wohnung ist, entschloss ich, die einzige Zahl, die auf dem Gekritzel des Schlüsselanhängers stand, als Apartmenttür zu probieren. Und siehe da, der Schlüssel passte. Ich trat ein und war erstmal ziemlich baff, denn das, was ich sah, habe ich nicht wirklich erwartet. Ich bin stets davon ausgegangen dass ich ein Zimmer in dem Guesthouse kriege. Allerdings habe ich eine ganze Wohnung bekommen, die ich mir bis jetzt mit niemanden teilen muss. Meine Wohnung umfasst zwei Bäder, eine große Wohnküche, einen Balkon (da ich im 4. Stock wohne mit einem fantastischen Ausblick auf Isfahan) und einem Schlafzimmer mit zwei Betten, die ich prompt zusammengeschoben hat. Die Zeiten eines Einzelbetts sind für mich vorbei.


Nachdem die erste Bewunderung vorbei war, folgte sogleich wieder die Ungewissheit. Wie geht’s jetzt weiter? Werde ich von jemaden abholt? Muss ich irgendwo hingehen? Schlafe ich erstmal eine Runde? Und wo ist überhaupt was? Gott sei Dank hatte ich eine (verkehrtherum) hängende Karte in meinem Zimmer, die als gleich fotografiert wurde und als mein offline GPS diente. Ich entschloss mich, proaktiv zu sein und nochmals die Rezeption aufzusuchen um das weitere Vorgehen zu klären. Also machte ich mich mit meiner Karte im Gepäck zur großen Wanderschaft auf, die in einer einstündigen Verirrung auf dem Gelände der Uni endete. Zumindest dachte ich, dass ich in der Uni bin. Denn nachdem ich meinen Stolz überwunden habe und nach dem Weg gefragt hatte, stellte sich heraus, dass ich gar nicht auf dem Gelände der Uni Isfahan war sondern auf dem Gelände einer Art Hochschule etc., die auf dem Gelände der Uni gelegen war. Oder auch nicht. Jedenfalls erklärt dies, warum alle Wege, die ich vermeintlich dachte zu laufen, an einer hohen Mauer endeten. Nachdem mich schließlich ein Wachmann auf meinen Irrweg aufmerksam machte, lief ich den ganzen Weg zurück und entschloss mich, den Weg zurück zu gehen, auf dem mich der Autofahrer vom Mehmansera mitgenommen hat. Dies sollte sich als eine gute Idee herausstellen, denn zum ersten Mal konnte ich aufgrund meiner Karte sagen, dass ich mich auf dem Gelände der Uni (die übrigens RIESIG ist, ich glaube das sollte hier zu meiner Verteidigung mal gesagt werden) befinde. So lief ich, und lief, und lief, und nachdem ich am International Office vorbeigelaufen bin, entschloss ich mich, einer Notiz auf der Karte zu vertrauen und drehte um. Und siehe da, die schwerleserliche, verblasste Handschrift auf meiner Karte hatte tatsächlich das IO markiert. Ein wenig mehr Vertrauen hätte mir 1,5h umherirren gespart. Wieder was für’s Leben gelernt.

So betrat ich die Räume des International Offices‘ und wurde von einer netten Dame angesprochen, die sich als Mrs. Zarei, meiner Kontaktperson über die mein Bewerbungsprozess abgelaufen ist, vorstellte. Nach einer kurzen Einführung und Aufklärung über das weitere Vorgehen wurde ich vor die Entscheidung gestellt ob ich gleich am selben Tag mit dem Sprachkurs anfangen möchte oder ob ich mich ausruhen möchte. Mit einem kurzen Lachen und einem netten Lächeln lehnte ich das Angebot des sofortigen Anfanges ab und bevorzugte es, mich aufs Ohr zu hauen, da ich während des Fluges kaum geschlafen habe und somit ziemlich fertig war. Also lief ich den ganzen Weg, was etwa eine viertel Stunde dauert, zurück und haute mich sofort aufs Ohr.

Nach vier Stunden Schlaf klingelte mein Wecker und ich stellt fest, dass noch etwas produktives aus diesem Tag kommen muss. Daher fing ich an meine Wohnung zu erkunden und stellte mich leichter Enttäuschung fest, dass sämtliche Schränke bis auf wenige Ausnahmen leer waren. Somit lebe ich von drei Tellern, einer Pfanne, einem Teesamowar, 4 Gabeln, zwei Messern, zwei Löffeln, einem Schneidebrett und einem Pfannenwender. Weiterhin habe ich selbstverständlich noch einen Koran gefunden, der im Schrank des Wohnzimmers lag. Ich denke, dass ich da wohl noch ein paar Anfragen an meinen Hausmeister bzw an das International Office stellen muss. Die gute Seite ist, dass ich für meinen Kram umso mehr Platz habe.

Um mich vor der akuten Gefahr des Verhungerns zu bewahren entschloss ich mich erneut auf die Fersen zu machen und ein paar Dinge einzukaufen um mir ein schnelles Mahl zu zaubern. Da ich keine Ahnung von den Preisen hatte, entschied ich mich bescheiden zu bleiben und entschied mich für Spaghetti mit Tomatensauce. Für den Geschmack gab es einen Würfel Rinderbrühe. Zuhause angekommen, kochte ich sogleich drauf los und stellte fest, dass die Dose, die ich für Tomatenstücke hielt, in Wirklichkeit Tomatenmark war. Unbeirrt zählte ich eins und eins zusammen und bekam trotzdem etwas zusammen, was mich vor dem Hungertod bewahrt hatte. Die Portion wurde sogar so groß, dass ich für den nächsten Tag noch was übrig hatte.

Deliziös

Nachdem ich nun meine Wohnung so gut es geht eingeräumt und arrangiert hatte, stellte sich die Frage: Und nun? Hier stellte sich das Geschenk meiner Senftenberger Freunde als sehr nützlich heraus: Eine Festplatte voller Filme. Da ich mein Tagessoll erfüllt gesehen habe, entschloss ich mich in den bequemeren Teil des Tages überzugehen…

Das war also der erste Tag. Ich hätte dazu noch viel mehr schreiben können, aber ich möchte es beim ersten dabei belassen. Es ist ja ein Blog, und kein Roman.

Viele Grüße von meinem Balkon.

Peter