Berichte von 11/2016

Trip nach Shahr-e Kord

28Nov2016

Schneeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee

Hallo Leute,

ich melde mich mal wieder und möchte euch ein kleines Update über die letzten Tage geben, die ich hier so erlebt habe. Dieser Eintrag wird dabei nicht viele Bilder vorweisen, da es nicht viel gab was wert war, fotografiert zu werden. Tzorry about that.

Das Leben unter der Woche

Die letzte Woche war ich mal wieder relativ unaktiv was das rausgehen betrifft. Ich verließ meine Wohnung nur für das nötigste, etwa um Einkaufen zu gehen oder natürlich zum Sprachkurs zu gehen, von dem ich nun fast schon die Hälfte der Zeit geschafft habe. Sprachlich mache ich dabei mal schneller, mal langsamer, aber stets konsequent Fortschritte. Mittlerweile sind wir nur noch zu Zweit, da Allan, Engländer, am Montag zurück nach England fliegt. Für das Kursniveau bedeutet das, dass das Tempo angezogen wurde, was ich nicht unbedingt schlecht finde, da ich mich manchmal immer noch leicht unterfordert fühle. So mache ich munter meine Hausaufgaben und muss mehrmals die Woche Texte und Geschichten schreiben über beliebige Themen. Leider befinde ich mich derzeit in einer kreativen Krise, da ich die meisten eher simpleren Themen mittlerweile alle abgehandelt habe, für die komplexeren Ideen mein Wortschatz jedoch noch zu begrenzt ist. Und mein Anspruch ist es auch nicht, ein zweites Schāhnāme zu schreiben. 🙂

Wie beschrieben, bin ich abseits des Sprachkurses nicht groß rumgekommen, und zwar aus dem einfachen Grund den ihr oben sehen könnt. Die letzten Tage und insbesondere Nächte waren sehr kalt, weshalb ich und auch die anderen hier es vermieden, nach Draußen zu gehen wenn es nicht unbedingt nötig war. Der kalte Rekord wurde gestern erreicht, indem die Temperaturen auf -10° Celsius sanken. Zwar funktionieren nun all meine Heizungen, durch die undichten Fenster, Türen und durch die Klimaanlage pfeift jedoch die kalte Luft, weshalb ich kurzerhand die Türen mittels Handtüchern abdichtete und die Ausgangsschächte der Klimaanlage mit Plastetüten überklebte. Für die Fenster ist mir leider noch keine effektive Methode eingefallen, bei der ich nicht die ganzen Fenster zuhänge und somit an Tageslicht einbüße. Aber die getätigten Maßnahmen haben zumindest Gefühlt zu einer leichten „Erwärmung“ der Situation geführt.

Und wenn ich nicht gerade Hausaufgaben mache oder Verbesserungen an meiner Wohnung vornehme? Dann koche ich meistens, da es natürlich durch Einkaufen und selbstkochen günstiger zum Leben ist als wenn ich jeden Tag ins Restaurant gehen würde. Und dann würde ich wahrscheinlich noch schneller genug vom Essen haben, also so schon. Leider ist meine Ernährung gerade ein wenig eintönig. Entweder gibt es Reis mit Kebab oder Nudeln mit Gemüse und Linsen oder diversen anderen Hülsenfrüchten. Letzteres ist selbstgekocht. Auf Grund der dürftigen Ausgangslage in meiner Küche ist z.Zt. nicht mehr drin. Doch im Dezember werde ich mir ein paar grundlegende Gerätschaften für die Küche zulegen, damit ich spätestens im Dezember für die Leute hier mal was ordentliches zu Essen kredenzen kann.

Denn hier wird ordentlich vorgelegt. Nachdem es letzten Mittwoch chinesische Teigtaschen, gefüllt mit einer Hackfleisch-Garnelen-Ei-Füllung gab, wurde am Freitag nochmals gekocht, doch diesmal gab es japanische Küche. Es wurden eine Art Plinse (Pfannkuchen, Eierkuchen) gemacht, jedoch kamen zwischen zwei dieser Pfannkuchen ein Berg Sojasprossen, Nudeln, Hackfleisch, Kraut und Ei. Also, ich muss mich korrigieren. Wenn ich nicht gerade Kebab oder Nudeln esse, bekomme ich hier außerordentlich gute und authentische asiatische Küche, was mir sehr doll gefällt. 🙂

Das Leben am Wochenende

Wie ich beim letzten Mal geschrieben habe, stand für das letzte Wochenende mal wieder ein Ausflug an. Zunächst konnten wir uns nicht auf ein Ziel einigen: Entweder nach Kashan oder Shahr-e Kord. Da man für Kashan mehrere Tage investieren könnte, entschlossen wir uns in das nähergelegene Shahr-e Kord zu fahren. Dabei handelt es sich um die Hauptstadt der zu Isfahan benachbarten Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari.

Also ging es am Donnerstagmorgen bei Minusgeraden und leichtem Schneefall zum Busterminal im Westen der Stadt. Auf dem Weg dorthin merkte ich, dass ich leider meine Kamera vergessen habe, weshalb ich nicht viele Bilder gemacht habe. Am Busterminal angekommen, fuhren wir von dort etwa zwei Stunden zur westlich von Isfahan gelegenen Stadt. Auf dem Weg dahin passierten wir einige Berge, die puderzuckerartig von Schnee bedeckt waren. Dieser Anblick machte Hoffnung auf Shahr-e Kord, da die Stadt auf 2.070 Metern Höhe liegt und daher auch den Spitznamen „Dach Irans“ trägt.

Am Dach Irans angekommen, stellte sich die Stadt jedoch spektakulär unspektakulär heraus. Es gab kein ausgewiesenes, historisches Zentrum, keinen Bazar und die dreckige Luft erlaubte keine Sicht auf die vielen, die Stadt umgebenden Berge. Und die Temperaturen lagen zwar im niedrigen, zweistelligen Minusbereich, aber der Schneefall hatte die Stadt nicht erreicht. So liefen wir durch die Stadt und kamen zunächst an einer Moschee an, an der Ash Reshte ausgeteilt wurde. Dabei handelt es sich um einen Kräutereintopf mit Spinat, Bohnen und Eintopfnudeln. Es ist eine beliebte Wintersuppe und obwohl wir keine Muslime waren, erhielten wir eine große Schüssel, aus der wir zu fünft essen konnten. Nach einigen Gesprächen mit den Menschen vor Ort zogen wir weiter durch die Stadt. Als ein Point of Interest wurde uns das nahegelegene archäologische Museum genannt. Da wir in dem Museum wärmere Temperaturen erwarteten, entschlossen wir uns dorthin zu gehen. Dort angekommen, erwartete uns eine kleine, aber trotzdem interessante Ausstellung über diverse archäologische Funde, die in der Gegend und Provinz um Shahr-e Kord gefunden wurden. Größeres Highlight als die Ausstellung war jedoch der Museumsdirektor, der zunächst nicht garnicht vor Ort war. Nachdem er jedoch von unserer Besuch Wind bekommen hat, kam sofort ins Museum und fragte uns aus und erzählte über sein Museum, dass er als Familienbetrieb führt (die Frau, die uns rumführte und Dinge erzählte war seine Frau und der junge Sicherheitsmann, der uns verfolgte und stets am lächeln, fast jedoch eher kurz vorm Lachen, war sein Sohn). Weiterhin bestand er darauf, dass wir einen Blick in seine Briefmarkensammlung werden. Er zeigte uns sein kleines Büchlein mit diversen Briefmarken, insbesondere aus der ehemaligen Sowjetunion und Kuba, und wir betrachteten sie und ließen in unregelmäßigen Abständen ein „Oooh“ hören, während er uns dazu Geschichten erzählte, die zumindest ich nur in Bruchstücken verstanden habe. Dann wurden noch unzählige Fotos geschossen und ein Eintrag in jeder Sprache in sein Notizbuch gemacht bis wir merkten, dass die Suppe als Mittel der Sättigung nur bedingt geeignet war. Also verabschiedeten wir uns nach dem wir noch mit Karten und Flyern versorgt wurden, und setzten uns in ein Restaurant, in dem wir lecker speisten.

Ein Bild aus dem Museum, welches in einem alten Badehaus (Hammām) eingerichtet wurde.

Ordentlich gesättigt und aufgewärmt liefen wir für eine weitere halbe Stunde durch die Stadt, bis wir uns entschlossen, zum Busbahnhof fahren und nach Isfahan zurückzukehren. Dort sind wir wiederum bei leichtem Schneefall angekommen.

Und ansonsten?

Ich bin umgezogen. Allerdings nicht sehr weit, sondern lediglich in die gegenüberliegende Wohnung. Nachdem ich ja ein paar Mal geschrieben habe, dass ich kein Internet in meiner Wohnung hatte und zum Skypen oder Mails checken mich in den Flur oder vor’s Haus setzen musste, habe ich nach Allans heutiger Abreise seine Wohnung bezogen, in der kein perfekter, aber besserer Empfang ist. Meine oben beschriebenden Erwärmungsmaßnahmen waren daher für die Katz, aber mittlerweile steigen die Temperaturen auch wieder und es ist erstmal auszuhalten.

Und zu guter letzt haben wir vorgestern erst festgestellt, dass heute und Mittwoch mal wieder Feiertag ist und ich dadurch wieder ein verlängertes Wochenende habe. Nachdem ich mich heute meiner allgemeinen Faulheit ergeben habe, werde ich das Wochenende wahrscheinlich nutzen um nach Yazd zu fahren. Dazu also beim nächsten Mal mehr.

Urlaub in Gorgan

20Nov2016

Hallo Leute,

heute, am 20.11.2016 (laut unserem Kalender) wird Al-Arbaʿīn gefeiert. Dies Fest wird 40 Tage nach Aschura, dem Gedenktfest zum Martyrertag Imam Hussains gefeiert und ist das größte schiitische Gedenkfest. Mehrere Millionen Menschen pilgern dazu ins irakische Kerbela, wo sich der Imam Hussain Schrein befindet. Daher macht es Sinn, dass dieser Tag im mehrheitlich schiitischen Iran ein Feiertag ist. Somit bot sich die Chance eines verlängerten Wochenendes, was ich mir mittels eines selbstgenehmigten, freien Samstag verwirklicht habe. Und diese vier Tage musste man ja nutzen. Daher entschied ich mich, mit Babak und Yu, einem der Japaner nach Gorgan in der Provinz Golestan im Norden Irans zu fahren.

Golestan


Die ganze Idee ist relativ spontan entstanden, daher war es nicht möglich, groß zu planen. Schon das Einigen auf die Art der Anreise war aufgrund verschiedener Vorstellungen, mehr aber aufgrund existierender Sprachbarrieren ein lustiges Unterfangen. Wir waren uns eigentlich einig, dass wir mit dem Zug fahren wollten, da die Strecke Teheran-Gorgan eine der schönsten Bahnstrecken des Iran sein soll. Also fuhren wir zum Bahnhof von Isfahan, den wir Abend um 18.00 Uhr menschenleer vorgefunden habe. Zum Glück stellte sich der einzige, auf dem Parkplatz des Bahnhofs umherwandernde Mensch als Angestellter der Iranischen Bahn heraus, welcher kurzerhand uns in den Bahnhof führte, seinen Schalter wieder öffnete und uns eine Verbindung buchen wollte. Leider hat das nicht geklappt, denn es gab nur Nachtverbindungen. Und da würde man wohl nicht die Schönheit der Bahnstrecke sehen. Wir schlussfolgerten, dass wenn die Verbindung Teheran-Gorgan nachts fährt, die Verbindung Gorgan-Teheran tagsüber fahren muss. Also entschlossen wir uns, mit dem Bus zu fahren und rückzu mit dem Zug. Also ging es mit dem netten Mann vom Schalter und einem Freund von ihm mit dem Auto Sofeh-Busbahnhof, einem der drei Busbahnhöfe Isfahans. Dort buchten wir für 20 Dollar pro Nase einen Platz im VIP Bus.

Und dieses V.I.P. konnte sich sehen lassen. Im Vergleich zu den VIP Bussen in Thailand hatte man hier tatsächlich das Gefühl, in einer anderen Klasse zu reisen. In den VIP Bussen hier gibt es nämlich nur drei Sitze pro Reihe. Und diese sind in einem so großen Abstand, dass man seinen Sitz fast senkrecht zurückkippen konnte, ohne seinen Hintermann zu stören. Mit den Fußlehnen konnte man so sich fast wie in einem Bett fühlen. Und wenn man nicht lag, dann saß man. Und fühlte sich in diesen großen Sitzen wie ein Kleinkind, von dem die Beine noch nicht bis auf den Boden reichen.

Am Bahnhof von Gorgan

Nach 13 Stunden Busfahrt mit mehreren Stops zwischendurch erreichten wir schließlich am Donnerstag Morgen Gorgan. Dort angekommen machten wir uns erstmal auf den Weg zum nahegelegenen Bahnhof um den Rückweg zu klären. Auf dem Weg dahin mussten allerhand Taxifahrer passiert werden, die es nicht verstehen konnten, dass man kein Taxi braucht. Nach 10 Minuten Fußweg am Bahnhof angekommen, wurden wir bevor wir überhaupt richtig da waren, von der Polizei kontrolliert. Nach dem Zeigen unserer Ausweise und dem Ausfüllen eines Stück Papieres (was meines erachtens in keinerlei Weise notwendig gewesen wäre, da es sich in etwa um den gleichen Bogen handelt, den ich bei den Visaanträgen auch ausfüllen musste) konnten wir den kleinen Dienstraum der Polizei verlassen und uns nach einem Zug erkundigen. Leider mussten wir feststellen, dass unsere Idee nicht funktioniert, da der Zug von Gorgan nach Teheran leider auch nachts fährt. Also hieß es wieder überlegen, überlegen, überlegen, und nach einigem Hin und Her entschlossen wir uns, wieder zum Busbahnhof zu marschieren und einen Bus nach Isfahan zu nehmen, der nochmal etwa 20$ kostete.

Dies erledigt, ging es weiter zu einem kleinen Guesthouse, das der Lonely Planet als günstig aber hübsch bezeichnet hat. Leider fanden wir im Internet keinerlei Informationen dazu, weshalb wir nicht sicher waren, ob der veraltete LP noch recht hat. Also ging es wieder vorbei an Taxifahrern, die nicht müde wurden, uns zu fragen ob wir denn nicht ein Taxi wöllten. Dankbar aber bestimmt lehnten wir ab um die etwa 2km zu laufen. Am ungefähren Zielort angekommen, fanden wir nach einigem Fragen unser Guesthouse, und es stellte sich als gute Wahl heraus. Der Preis für 2 Nächte im 3BZ war günstiger als im LP angegeben, und das Flair mit dem Garten war ok, auch wenn mich die Lobby ein wenig an eine Schule erinnernt hat.

Unser Guesthouse Billig und ausreichend...


Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es wieder ins Getümmel der 330.000 Einwohner Stadt, und unser erstes Ziel war ein Restaurant. Dieses Ziel stellte sich jedoch als schwieriger raus, als wir zunächst dachten. Zwar mangelte es nicht an Fastfood-Läden mit dem typischen Angebot, jedoch war ein Restaurant mit iranischen Speisen einfach nicht zu finden. So irrten wir fast eine Stunde durch die Stadt, und wir waren kurz davor, uns dem Fastfood zu ergeben, doch da erblickten wir endlich ein hoffnungsvoll erscheinendes Restaurant. Als unsere Frage, ob es denn auch Reis gäbe, verneint wurde, mussten wir kurz um Fassung ringen. Wir entschieden uns jedoch dazu, trotzdem dieses Restaurant aufzusuchen und wurden mit einem sehr leckeren Kebab und noch leckerem Brot belohnt. Getoppt wurde diese Geschmackserlebnis nur noch vom Preis. Nach einem Essen für 2 Euro war ich noch nie so satt und soo glücklich.

Danach ging es ins Sightseeing über. Wir nahmen ein Taxi und fuhren gleich mal wieder aus der Stadt raus nach Gonbad-e Kavus. Dort wollten wir die einzige Sehenswürdigkeit der Stadt besichtigen, den Grabturm Gonbad-e Qabus. Dieser stammt aus dem Jahr 1006 und ist der älteste erhaltene Ziegelturm seiner Art. Er hat eine zylindische Grundform, von der prismatische Pfeiler hervorstehen. Er ragt 55 Meter in die Höhe und hat einen Außendurchmesser von 14 Meter. Gebaut wurde der Turm auf Veranlassung des Ziyaridenfürstes Šams al-Maʿālī Qābūs ibn Wušmagīr. Leider stellte sich vor Ort heraus, dass es mal wieder mehr Eintritt für Nicht-Iraner als für Iraner kostet. Da leider auch nicht unsere Studentenausweise der Uni Isfahan und kein Verhandeln um den Preis halfen, entschieden wir uns zunächst dagegen, dieses System zu unterstützen. Leider ging mir dann jedoch durch den Kopf, dass ich diesen Weg nicht komplett umsonst gefahren sein wollte, und der Turm von außen und weiter weg zwar ganz nett war, jedoch ich auch gerne sehen wollte, was er denn von Innen so bietet. Also opferte ich mich, bezahlte den Eintritt widerwillig und schaute mir den Turm an. Das Innere des Turm ist ziemlich schmucklos und es gibt lediglich eine Lichtquelle im Dach, durch die Sonnenlicht ins Innere vordringt. Einer Legende nach wurde in diesem Turm der besagte Ibn Wushmgir begraben und sein Sarg an die Decke gehangen, so dass dieser Sarg in dem Lichtkegel der dieser Lichtquelle hing.

Gonbad-e Qabus Im Inneren

Nach dem dieser Teil erledigt war, ging es zurück nach Gorgan. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel gingen wir wieder in die Stadt und schlenderten (zumindest ich, die anderen gingen eher schnellen Schrittes) durch den Basar und an den Schaufenstern vorbei. Allerhand Dinge erblickte ich, die ich gern gekauft hätte, aber ich übte mich in Zurückhaltung. Bis auf ein paar Dinge für’s Frühstück kauften wir nichts.

Basar von Gorgar. Aufgrund des feucht-warmen Klimas im Sommer ist er nicht überdacht

Für Freitag planten wir eine Wanderung zu einem Wasserfall. Also fuhren wir mit Taxi und Minibus nach Khan Benin. Dort trafen wir Ibrahim, einen Iraner, der ebenfalls zu dem Wasserfall wollte. Also schlossen wir uns zusammen, teilten uns nochmal ein Taxi und fuhren bis zum Eingang des Wandergebietes. Dort ankommen hatten wir eine schöne Wanderung zu drei verschiedenen Wasserfällen. Während die ersten beiden noch Wasser führten, ließ beim dritten nur der Moosbewuchs vermuten, wo nur gelegentlich Wasser langfließt. Eine Wasserleitung mitten im Wald lief vermuten, dass das Wasser von relativ oben bereits abgezweigt wird und in Leitungen nach unten fließt. Neben der schönen, herbstlichen und vor allem sauberen, frischen Luft war das Highlight der Wanderung eine riesige Höhle, die wir natürlich nicht unerkundet ließen. Zunächst konnten wir nur ca 50 Meter ins Innere des Felsens vordringen, und entschlossen uns, aufgrund eines Mangels an vernünftiger Lichtquellen den Rückweg anzutreten. Doch in just diesem Moment betrat eine mindest genauso entdeckerfreundliche, jedoch wesentlich besser ausgestattete iranische Wandergruppe die Höhle. Und mit ihren Stirnlampen, Taschenlampen und Handykameralichtern konnte man sehen, dass nach den 50 Metern längst nicht Schluss war. Also schlossen wir uns der Wandergruppe spontan an, und so erkundeten wir durch seichtes Wasser watend und über Steine hüpfend weitere 50 Meter der Höhle. Doch dann wurde unsere Entdeckungstour jäh durch eine tiefere Wasserstelle gestoppt, die trotz probierens der Iraner nicht passiert werden konnte. Steine, die ins Wasser geworfen wurden, ließen vermuten, dass es mindestens einen halben Meter tief war. Wir waren alle ziemlich enttäuscht, da die Lichtkegel der Taschenlampen vermuten ließen, dass sich hinter der engen Wasserstelle ein großer Hohlraum verbirgt. Doch dieser blieb uns leider verborgen, da niemand sich nass machen wollte. Also ging es den Weg zurück und weiter aufwärts.

Viele bunte Blätter der erste Wasserfall iranische Wanderwege I    iranische Wanderwege II der zweite Wasserfall immer den Pfeilen folgen in der Höhle Da wollen wir hin Sicherungsmaßnahmender dritte Wasserfall

Als wir den dritten Wasserfall erreicht hatten, begann es leicht zu regnen, und plötzlich drängte Ibrahim, dass wir uns schnellstens auf den Weg zurück machen sollten. Zunächst verstand ich nicht, warum Regen nach seinen Worten so gefährlich sein sollte. Nicht viel später wurde mir jedoch klar, warum er so einen Druck machte. Denn der Regen wurde immer stärker, und das bedeutete, dass die glatten Steine, die trocken auf dem Weg nach oben kein Problem waren, nass sehr rutschig waren und keinen festen Tritt boten. Und auch die Wege weichten auf, und kahle, schlammige Stellen waren genauso rutschig wie die Steine. Und über iranische Wanderwege habe ich ja schon mal ein paar Worte verloren. Man sieht nie wirklich, wo es langgeht. Man folgt in der Regel der Stelle, die ausgetreten ist. Und mit etwas Glück sieht man ab und zu mal einen Pfeil. Befestigungen zum Festhalten, wenn der Weg nur 40cm breit ist und zur einen Seite eine mehrere Meter tiefe Böschung ist, sind nicht existent. Daher machte der Regen diese Wanderung, die auf dem Weg nach oben noch recht zügig ging und viel Spaß machte, auf dem Weg nach unten ein ziemlich gefährliches Unterfangen, bei dem man bei jedem Schritt prüfen musste, ob Trittsicherheit herrscht, und jede Pflanze, die nicht gerade Dornen hatte, zum Festhalten diente. Ich hatte in dieser Situation sogar noch die besten Voraussetzungen, da ich mich am morgen entschloss, meine Wanderstiefel anzuziehen. Somit hatte ich ein wenig bessere Konditionen als meine Mitwanderer, die allesamt mit Straßenschuhen unterwegs waren. Doch am Ende war alles gut, und wir erreichten nach einer Stunde und einigen Verwirrungen bezüglich der Richtung des Weges, das sichere Ziel. Während wir auf unser Taxi warteten, wärmten wir uns in einer kleinen Hütte eines … ja, was war er eigentlich… ich sage mal Waldarbeiter, mit dem wir beim Weg nach Oben ein kleines Fotoshooting hatten. Nachdem wir auch die Taxifahrt überlebten, kamen wir erschöpft aber zufrieden im Hotel an und die heiße Dusche war die beste Belohnung für diese Wanderung.

Auf dem Weg zum Kaspischen Meer

Samstag war auch schon wieder der letzte Tag. Um zehn checkten wir aus und fuhren nach Bandar-e Torkaman, um dort einen Blick auf’s Kaspische Meer, das eigentlich kein Meer ist sondern der größte See der Welt, zu werfen. Nach einem einstündigem Fußmarsch erreichten wir schließlich die Küste. Ob unser Fußmarsch mit dem Anblick des Sees belohnt wurde, kann ich nicht ganz sagen. Das Wetter war nicht das Beste und mit 6°C war es auch nicht gerade so warm. Doch das schreckte uns nicht ab, mit einem kleinen Boot zur einer benachbarten Insel zu düsen und diese zu erkunden. Mit seiner Einschätzung, dass es auf der Insel nur ein Restaurant gäbe und sonst nichts, hatte unser Bootskapitän vollkommen recht. Also liefen wir ein wenig rum, machten Fotos und fuhren nach einer halben Stunde aufgrund des menschlichen Bedürfnisses nach Wärme zum Festland zurück. Dort angekommen fanden wir ein nettes Restaurant, in dem wir einkehrten. Dort wurden wir von einem jungen Mann angesprochen und wir kamen in ein Gespräch. So stellte sich heraus, dass er für das iranische Team für die Olympischen Spiele 2016 im Kayak angetreten ist. Und nach schnellem googlen fand ich dann auch seinen Namen heraus:
Also wurden noch schnell ein paar Fotos geschossen und dann ging es auch schon im Minibus zurück nach Gorgan, da um 16.45 Uhr unser Bus nach Isfahan zurück fuhr.

Hinter dieser Mauer ist das Wasser! Hmm, doch nicht... Blick auf die Berge?!

Die vier Tage „Urlaub“ waren eine sehr schöne Abwechslung zu Isfahan, und ich habe die Tage sehr genossen. Auch wenn die Luft am ersten Tag nicht so gut war, da die Bauern ihre Felder abbrannten und so teilweise schlechtere Sicht als in Isfahan war, klärte der Regen des zweiten und dritten Tages die Luft auf und ich meine, die saubere Luft gespürt zu haben. Leider haben wir nicht soviel von Gorgan gesehen, was ich ein wenig schade finde, aber auf der anderen Seite bot die Stadt außer des Zentrums auch nicht viel. Man hat auch gemerkt, dass die Gegend nicht so von Touristen frequentiert ist. Auch wenn ich in unserem Hostel mit einem Belgier ein wenig Deutsch gequatscht habe, reagierten die Iraner in Gorgan und Umgebung doch teils noch offener als die Menschen in Isfahan, die Ausländer wahrscheinlich schon gewohnt sind. Die Folge unseres exotischen Auftreten war also, dass unzählige Fotos geschossen wurden, denn wann erlebte man schonmal die Zusammenstellung eines Chinesen, eines Japaners und eines Deutschen. Wer weiß was mit diesen Bildern mal passiert. Jetzt gibt es erstmal eine halbe Woche Sprachkurs, und am Wochenende ist schon der nächste Ausflug geplant.

Cheers!

eine schnelle Woche

11Nov2016

Nächtlicher Ausblick

Hallo Leute,

während bei euch heute das Wochenende beginnt, ist meine Woche zuende gegangen. Daher nutze ich die Chance um mal ein kleines Update zu geben, was denn die letzten Tage so alles passiert ist.

Nachdem wir am Samstag im Sprachunterricht noch drüber gesprochen haben, hat es nun tatsächlich das erste Mal geregnet. Nachdem der erste Regen tagsüber gefallen ist während ich in meiner Wohnung war, dachte ich, dass ich nun warten muss bis es das nächste Mal regnet. Doch schon am Abend regnete es erneut. Es war nicht viel was gefallen ist, aber es reichte, dass die Leute total ausflippten. Sie jubelten, schrieen und machten höllischen Krach während der fünf Minuten, in denen das Wasser vom Himmel kam. Sobald dies vorbei war, verstummten Sie und gingen wieder ihrer Dinge nach. Das war eine sehr belustigende Erfahrung. Seitdem hat es nicht mehr geregnet. Zwar sind die Temperaturen sobald die Sonne weg ist konstant niedrig, aber Regen ist erstmal nicht mehr in Aussicht.

Passend für die kalten Temperaturen wurden diese Woche auch meine Heizungen repariert. Da eine Heizung permanent am tropfen war, wenn ich sie aufdrehte, gab ich im International Office zu erkennen, dass ich das Problem gerne behoben wüsste. Also kamen zwei Klemptner zum vereinbarten Zeitraum und nahmen sich des Problems an. Nachdem der eine die komplette Heizung wechseln wollte, da der Temperaturregler sich nicht lösen ließ, nahm der zweite beherzt einen Hammer, um den Regler zu entfernen. Und wie er sich dem Ziel näherte, schoss immer mehr Wasser hinter dem Regler hervor und fing an, mein Wohnzimmer zu fluten. Die bereitgestellte Schüssel zum Auffangen des Wasser stellte sich dabei als wenig hilfreich heraus. Also wurde das Ventil fix abgedichtet und festgedreht. Leider erachteten die Klemptner es als nicht notwendig, einen neuen Temperaturregler zu installieren. Deswegen läuft die Heizung jetzt die ganze Zeit auf voller Leistung, was sich für die jetztige Zeit natürlich als notwendig darstellt. Wenn die Temperaturen jedoch mal wieder hochgehen, muss ich mir noch eine Möglichkeit überlegen, die Heizung auszuschalten.

Ein Ereignis der Woche war Besuch aus meinem Heimatdorf, der sich relativ spontan ergeben hat. Zusammen schauten wir uns die Stadt an, genossen zahlreiche Tee zusammen, schlenderten durch die Straßen und sprachen viel über den Iran und unser Empfinden. So stellten wir unter anderem fest, dass viele Erwartungen und „Befürchtungen“ in keinster Weise gerechtfertigt sind und viele Dinge, die man liest bzw. in der Vergangenheit lesen konnte, der aktuellen Stimmung hier nicht entsprechen. Ein Beispiel ist etwa die Antiamerikanische und Antizionistische Propaganda, die man letzte Woche in den Straßen sehen konnte. Letzten Montag wollte ich versuchen, ein paar Beispielbilder davon zu machen, aber siehe da. Alle Plakate waren verschwunden. Man konnte nichts mehr sehen, der Effekt, wahrscheinlich zum Jahrestag der Botschaftserstürmung war erreicht. Für die restlichen Tage verschwinden die Plakate wahrscheinlich im Keller. Durch die westliche Berichterstattung könnte man manchmal meinen, dass man hier 24/7 in jeder Straße der antiwestlichen Propaganda ausgesetzt ist. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Man kriegt eher das Gefühl, dass das Regime es nötig sieht, von Zeit zu Zeit die eigene Linie zu verdeutlichen, etwa nach dem Motto „Das hier ist übrigens unsere Haltung!!!“. Die Iraner scheinen davon jedoch eher weniger beeindruckt zu sein…

Die Khaju-Brücke   Diese Mädels wollten von uns ein Bild machen ... Wie sie uns, so wir ihnen!  im Teehaus, wo es den wohl ekeligsten Joghurtdrink Isfahans gibt :)

Natürlich hat der Dienstag bzw. der Mittwoch auch hier große Wellen geschlagen, war doch eine Wahlkampfankündigung Trumps dass er das Nukelarabkommen mit dem Iran aufkündigt, da es sich um einen „desaströsen Deal handelt“, dessen Auflösung seine „#1 Prioriät ist“. Ich habe mit ein paar Iranern gesprochen, und die meisten sehen in ihm nichts guten. Viele vergleichen ihn mit Ahmadinejad, welcher den Iran von 2005-2013 regierte. Aufgrund seiner rhethorischen Ausfälle und seiner Hau-Drauf-Diplomatie geben viele Iraner ihm die Hauptschuld für die Sanktionen und die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich der Iran befindet (wo sie auch nicht unrecht haben).  Fakt ist, dass die Welt bisher nicht untergegangen ist und man nun sehen muss, welches außenpolitische Programm der President elect fahren wird. Auf iranischer Seite ist man nervös, und Präsident Rouhani hat bereits verkündet, dass es sich beim Nukelarabkommen der Auffassung Irans nach um ein multilaterales Abkommen handelt, welches mit einer Resolution vom UN-Sicherheitsrat bekräftigt wurde und von den USA nicht einseitig aufgelöst werden kann. Leider liegt er damit nicht 100%ig richtig. Die ersten Tage nach dem Amtsantritt Trumps werden also zeigen, in welche Richtung gegangen werden wird.

Und ansonsten? Abseits der ganzen Politik? Ich habe meinen Flug umgebucht, da ich ansonsten morgen wieder zurück gekommen wäre. Das war alles komplett unproblematisch, und das Datum meiner Rückkehr (vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen und ich fühle mich hier immer noch wohl (was ich bisher nicht bezweifle)) wird nun der 16. Juli 2017 sein. Somit wären es in etwa neun Monate. Leider habe ich bisher meine Residence Permit noch nicht erhalten, daher hoffe dass alles klappt und ich nicht nochmal umbuchen muss. Und vorausgesetzt, es klappt, ist mir die „Schnapsidee“ (hier natürlich nicht wörtlich) gekommen, dass ich überlege, mir hier ein Moped/Motorrad zuzulegen, nachdem ich eine Nacht vergeblich auf einen Bus gewartet habe, die nach 21.00 Uhr leider nicht mehr fahren. Ein Motorrad wäre somit eine ziemliche Mobilitätssteigerung. Nach dem Ausloten der Möglichkeiten mit meinem iranischen Kumpel, haben wir festgestellt, dass es nicht unmöglich wäre. Ich denke, ich werde die Idee mal im Hinterkopf behalten und mal schauen, was der Markt so bietet. ;)

Ich wünsche euch ein gutes Wochenende!

Mein Feierabendbier ;)

Tagestrip nach Abyāneh und Ardestan

04Nov2016

Hallo Leute,

wie angekündigt haben wir gestern zu viert einen Tagesausflug nach Abyāneh und Ardestan gemacht. Da wir hier nicht über ein eigenes Auto verfügen, waren wir auf ein Taxi oder einen Mietwagen angewiesen. Da Mietwagenstationen trotz der steigenden Anzahl von Touristen eher Raritäten sind, entschieden wir uns dazu, die Strecke per gemietetem Taxi zurückzulegen. Das International Office half uns dabei, einen Fahrer zu organisieren und nach langen Preisverhandlungen hatten wir uns auf eine feste Kilometerpauschale + Pausenpauschale geeinigt. Endlich ging es gestern um 7.30 Uhr früh los. Ich war insofern ziemlich gespannt und voller Vorfreude, da es das erste mal seit zweieinhalb Wochen war, dass ich aus Isfahan rausgekommen bin. Nicht dass ich mich an der Stadt sattgesehen habe, aber es tat trotzdem mal gut stadtauswärts zu fahren. Für diesen Trip hatten wir drei Stationen angepeilt. Abeyaneh im Karkas-Gebirge, Natanz und Ardestan.

Schon die Fahrt war ein reines Abenteuer. Hamid, unser Fahrer und Begleiter, war ein sehr netter und lustiger Herr, für den Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen jedoch nur eine hübsche Deko am Straßenrand waren und die Lichthupe ein legitimes und notwendiges Mittel um die vorausfahrenden Fahrzeuge mal mehr, mal weniger freundlich zum Verlassen der linken Spur aufzufordern (Über seinen Einsatz der Hupe mag ich gar keine Einschätzung abgeben, da es mir trotz intensiver Beobachtung und aufmerksamen Studiums seines Hup-Verhaltens nicht gelungen ist, irgendein Muster zu erkennen). Nachdem wir aus der Stadt rauswaren, nahm er Rücksicht auf  unsere Routenwünsche, da wir explizit nicht über die neue Autobahn wollten sondern eine alte Straße parallel dazu fahren wollten (was für ihn natürlich auch Sinn machte, da die Strecke kilometertechnisch ein wenig länger war). So ging es mit 130 Km/H bei erlaubten 95 auf einer Straße, welche ihre besten Tage an mancher Stelle schon vor langer Zeit hinter sich hatte, munter durchs Land. Die Strecke hatte sich jedoch gelohnt, da es eine unglaublich schöne Landschaft ist und am Straßenrand allerhand alte Gebäude und Ruinen zu sehen waren. Das Problem mit den Ruinen hier ist nur, dass man nie weiß wie alt sie eigentlich sind. Ist es „nur“ ein Haus aus dem letzten Jahrhundert oder stammt es etwa aus der gleichen Zeit wie die zahlreichen Karawansereien (Herbergen an Karawanenstraßen, die dazu dienten, Reisenden eine sichere Unterkunft zu bieten und zu versorgen), die es hier zu sehen gibt? Anhand des Baustils lässt es sich leider nicht erkennen. 

Herbstliche Stimmung auf dem Weg nach Abyāneh

So erreichten wir also nach 2,5 Stunden abenteuerlichster Fahrt unser erstes Ziel: Abyāneh. Dabei handelt es sich um ein kleines Dorf mit ca. 300 Einwohnern, welches auch als das rote Dorf bekannt ist. Es liegt im Karkas-Gebirge auf ca 2200 Metern Höhe und besitzt zahlreiche schmale und steile Gassen, die zum Entdecken einladen. Die Häuser des Dorfes sind stufenformig am Hang gebaut und bestehen aus einem Fachwerkmix aus Holz, Lehmziegeln und Stroh, wie man es hier öfters sieht. Besonders ist an dem Dorf auch, dass die Frauen hier keineswegs schwarze Tschadors tragen, sondern einen eigenen Kleidungsstil pflegen, der sich trotz Änderungsversuchen halten konnte. Die Frauen tragen hier ein langes, weißes Tuch, was mit Blumenmustern, meistens Rosen verziert ist. Es bedeckt den Kopf und die Schulter, dazu einen Teil des Oberkörpers. Dazu tragen sie einen langen, bunten Rock und ein ebenso buntes Oberteil. Besonders ist außerdem, dass einige Menschen hier noch einen alten, mittelpersischen Dialekt sprechen.

noch mehr Herbststimmung...


Nach anderthalb Stunden hieß es für uns Weiterfahren, da wir noch andere Stationen hatten. Es gab jedoch noch allerhand, was wir nicht gesehen haben. Daher werde ich mir den Ort bestimmt nochmal etwas länger ansehen. Als nächstes Stand Natanz auf unserer Liste, was ca 20km Nordöstlich von Abyaneh liegt. Auffällig an dieser Stadt war die doppelspurige Straße, welche durch die Stadt führte. An jeder Straßenlaterne hing dabei ein Porträit eines Menschen, der hier als Martyrer verehrt wird. Die Bilder zeigten allesamt Männer, beziehungsweise männliche Kinder. Aufgrund der Fahrtgeschwindigkeit war es nicht möglich, die Persischen Schriftzüge zu den Bildern zu lesen. Daher war für uns nicht klar, wo und wann sie gestorben sind. Wir vermuteten jedoch dass sie Opfer des Irak-Iranischen Krieges waren.

Erster Programmpunkt war in Natanz ein Mittagessen. Also suchten wir ein Restaurant und wurden ziemlich schnell fündig. Nach einer großen Portion Reis mit Kebab und sehr viel pitaartigen Brot ging es mit Wohlstandswampe weiter. Da sich Natanz jedoch als nicht sonderlich spektakulär herausstellte, machten wir uns vorzeitig auf den Weg nach Ardestan. Auf dem Weg dorthin ging es 50km entlang der Dasht-e Kavir. Dabei handelt es sich um die zweitgrößte Wüste des Irans. Es war ein surrealer Anblick, in das hunderte kilometerweite Nichts zu blicken. In dem Moment nahm ich mir vor, auf jeden Fall mal eine Wüstentour mitzumachen.

Das große Nichts der Dasht-e Kavir

Schließlich erreichten wir Ardestan. Dort schauten wir uns zunächst einen Qanat an. Dabei handelt es sich um ein sehr sehr altes Mittel um Wasser aus den Schwemmfächerzonen der Gebirgen in abgelegene Regionen mit Wassermangel zu bringen. Das Prinzip ist dabei sehr simpel. Es wird ein horizontaler Tunnel mit einem seichten Gefälle von den Bergen zu den Ortschaften gegraben. Daneben gräbt man in unterschiedlichen Abständen vertikale Verbindungen zu diesem unterirdischen Kanal. Einerseits um einen Brunnenzugang zu dieser Wasserquelle zu erhalten, andererseits um den Aushub, der beim Graben entsteht, zu Tage zu fördern. Obwohl heutzutage viele Städte Irans über Wasserleitungen versorgt werden, gibt es noch einige wenige Städte, die ihr Wasser komplett durch dieses System erhalten.

Steile Stufen auf dem Weg zum Qanat

Danach ging es zur Masjed-e Jame. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Vier-Iwan-Anlagen des Irans. Sie wurde im 11. und 12. Jahrhundert gebaut. Neben einer klassischen Moschee befand sich in früherer Zeit auf dem Gelände auch Zisternen, eine Karawanserei, ein Bazar, ein Hamam und eine Madrese (religiöse Schule). Besonderheit ist auch, dass sie zwei Etagen umfasst. Nachdem wir dies gesehen haben, besichtigten wir noch eine andere Moschee, von der wir allerdings keine Bilder machen durften.

Der HauptiwanZwei der vier Iwane Die Masjid-e Jame von außen     

Schließlich hieß es „Zurück nach Isfahan“. Eigentlich wollten wir uns noch Naien anschauen, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit haben wir das jedoch verschoben. Also ging es 100 km zurück, die Hamid erstaunlicherweise entspannter anging als auf dem Hinweg. Zumindest bis wir den Stadtverkehr in Isfahan erreichten. Da drehte er komischerweise wieder voll auf. Aber wir sind alle gesund aber erschöpft wieder Zuhause angekommen. Und letztendlich hatt dieser sehr schöne Tagessausflug jeden nicht mehr als 15€ gekostet. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Trotzdem werden wir wohl weiter nach einer Autovermietung schauen, da man ohne Fahrer einfach noch unabhängiger ist und mal auch einfach anhalten können wenn wir irgendwas für uns interessantes sehen. Aber trotzdem war es ein durch und durch schöner Tag.

Ja und sonst? Ich habe jetzt endlich, nach laaaaangem Warten meinen Studentenausweis für die Universität Isfahan bekommen. Ich hoffe, dass ich damit jetzt vergünstigt in die kostenplichtigen Touristenattraktionen komme, da man hier in der Regel zwei Tarife hat: einen für Iraner und einen für Ausländer.

Und ansonsten? Ich habe in den letzten Tagen das Gefühl, vermehrt antiamerikanische und antiisraelische Propaganda auf der Straße zu sehen. Ich fragte meine Mitlernenden, ob sie dass den auch so empfinden würden, und sie stimmten mir zu. Also recherchierte ich ein wenig und stieß auf einen möglichen Grund. Denn heute, am 4. November, jährt sich die Besetzung der US-Botschaft in Teheran zum 37. mal. Damals stürmten eine Gruppe Studenten im Verlauf der Islamischen Revolution die Botschaft und nahmen 52 US-Diplomaten für 444 Tage in Geiselhaft. Aus gegebenen Anlass sprach auch Ayatolla Chomeni, der religiöse Führer des Irans, neulich vor Studenten. Was er da so gesagt hat, könnt ihr hier lesen: http://www.n-tv.de/politik/Irans-geistlicher-Fuehrer-attackiert-USA-article18992771.html

Wenn ich in der nächsten Zeit mal in der Stadt sein sollte, werde ich mal versuchen ein paar Poster zu fotografieren, damit ihr einen Eindruck gewinnt.

Soo, das war es für heute. Jetzt muss ich noch meine Hausaufgaben machen!

Viele Grüße

  

Isfahan nesf-e jahān

02Nov2016

Hallo Leute,

ich hoffe ihr hattet ein schönes verlängertes Wochenende. Meine bisherige Woche war reichlich unspektakulär. Im Sprachkurs wurde das Level nochmal ein wenig nach oben geschraubt. Es wird nicht nur weniger Englisch gesprochen, sondern auch das Sprachtempo wurde nach oben justiert. Diese pünktlich zum Beginn der Woche am Samstag vorgenommene Niveauanpassung sorgte für allerhand, über unseren Köpfen schwebenden Fragezeichen.

Ich muss gestehen dass ich die letzten Tage sehr faul war. Ich habe nicht mehr als das Nötigste gemacht und war nicht in der Stadt unterwegs. Das einzige Mal, dass ich die Wohnung verließ, war zum Einkaufen. Damit ich trotzdem hier was zum schreiben habe, dachte ich mir, erzähl ich euch doch mal etwas über die Stadt, in der ich gerade lebe. Der folgende Text wird ohne Bilder auskommen müssen. Die werde ich mit der Zeit nachreichen. Sorry 'bout that.

Isfahan

„Eine Stadt, so schön wie das Gesicht eines geliebten Menschen, in dem du alles findest was du dir wünschst. Eine Stadt, so brilliant wie die Gedanken eines Mannes, in denen sich die ganze Welt widerspiegelt.“

Isfahan (alternativ auch Esfahan) ist die Hauptstadt der Provinz Isfahan. Diese Provinz liegt im Herzen Irans und beherbergt trotz der Größe von 107000 km² nur etwa 5 Millionen Einwohner. In der Stadt Isfahan selbst leben zwischen 2,1 Millionen (offizielle Zahlen) und 3 Millionen (Einschätzung unser Lehrerinnen) Menschen. Die Stadt liegt auf 1575 Metern Höhe und hat eine durchschnittliche Luftfeuchtigkeit von 38,5% (was man auf den Lippen und in der Nase auf sehr unangenehme Weise spürt). Die Temperaturen können hier im Sommer auf bis zu 40°C steigen, im Moment liegen sie bei angenehmen 20°-25°C, in der Nacht sinken sie jedoch schon bis zum Gefrierpunkt. Das ist in dem Sinne sehr unangenehm, da die Fenster dermaßen undicht sind dass es nur so pfeift und von drei Heizungen nur die Kleinste im Bad funktioniert. Wenn man dann noch bedenkt dass ich keine dicke Decke habe sondern nur zwei ziemlich dünne, dann ist es eigentlich ein kleines Wunder das ich mich noch nicht erkältet habe. Toi Toi Toi. Aber ich will ja hier nicht meckern.

Isfahan kann auch als Stadt des Handwerks bezeichnet werden, da sie für allerhand handwerkliche Produkte berühmt ist, insbesonder für Teppiche, Kupferware, Stoffdrucke, Miniaturenmalerei, Emaille- und Holzeinlegearbeiten. Wenn man über den großen Bazar läuft und die Fülle an verschiedensten handwerklichen Erzeugnissen sieht, versteht man auch warum.

Zur Geschichte
Die Zeichen einer ersten Ansiedelung am Zayandehrud-Fluss, welcher das heute Isfahan durchfließt (wenn er denn mal Wasser führt), lassen sich bereits in achämenidischer Zeit (ca. 1000 v.Chr) finden. In der Zeit des Partherreichs und der folgenden Machtübernahme durch die Sassaniden (ca. 300 v. Chr. – 642 n. Chr.) wurde Isfahan die Provinzhauptstadt, damals noch unter dem Namen Aspandana, später Sepahan. Neben den Zarathustriern, die zahlreiche Feuertempel hier aufbauten, siedelten sich auch Juden an. Erste Zeichen reichen bis in das 6 Jh v. Chr. zurück, was vermutlich mit dem Ende des Babylonischen Exils durch die Eroberung Babylons durch den Achämeniden-König Kyros II.  zusammenhängt. Zur Sassanidenzeit wurde diese jüdische Gemeinde weiter gefördert, und auch die ersten Christen siedelten sich zur damaligen Zeit an.

Nachdem die Stadt 643 durch die Araber erobert wurden, bildeten sich zwei, heute noch existierende Stadtteile heraus. Einmal Jey (als Nachfolger des zur Achämenidenzeit gegründeten Gabae) und dem Viertel Jubareh (wo ich ja bereits unterwegs war). Durch die Lage an der Seidenstraße wurde Isfahan bekannt für Seiden- und Baumwollprodukte. Bis zum 15. Jahrhundert gehörte die Stadt zahlreichen verschiedenen Reichen an. Nach den Arabern gehörte Isfahan zu den Ummayaden und den Abbasiden, später wurde es von den Seldschuken erobert, und die Mongolen haben auch mal angeklopft.

Die Blütezeit erlebte Isfahan ohne Zweifel zur Zeit der Safawiden unter Shah Abbas dem I. Er verlegte die Hauptstadt des Safawidenreichs von Qazvin nach Isfahan und sorgte so für einen starken wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt. Mit 600.000 Einwohnern im Jahr 1624 war Isfahan in der damaligen Zeit eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt. Aus dieser Zeit stammt auch das bekannte Sprichwort „Isfahan ist die Hälfte der Welt“ (Esfahan nefs-e Jahan), da die Stadt zur damaligen Zeit die wichtigste Handelsmetropole Persiens war und ausländische Händler und Gesandte zum Stadtbild gehörten. In der Zeit unter Shah Abbas wurden auch zahlreiche Bauwerke in Isfahan errichtet, die das Stadtbild bis heute prägen. Diese Ära wurde 1722 mit der Eroberung durch afghanische Stämme jedoch beendet. In späterer Zeit rückten andere Städte wie Teheran in den Vordergrund, Isfahan konnte jedoch ein wichtiger Handelsplatz bleiben.

Wichtige Wirtschaftszweige des heutigen Isfahans ist unter anderem die Nahrungsmittel, die Stahl-, Öl- und Textilindustrie. Weiterhin gibt es einige Forschungsreaktoren und eine Urananreicherungsanlage. Weiterhin ist die Stadt (welch Überraschung) eine Universitätsstadt. Die Universität Isfahan wurde 1947 gegründet. An ihr studieren ca. 16500 Studenten bei 645 Vollzeitangestellten und 1000 Teilzeitangestellten. Ca 40% der Angestellten sind Professoren und Dozenten, also ca. 658.
Die Universität umfasst 14 Fakultäten, aufgeteilt in 45 Institute: Sie deckt alle Bereiche ab, von Ingenieurswissenschaften über Jura und Wirtschaft, Medizin bis zu Geisteswissenschaften. Somit handelt es sich um eine Volluniversität. Der Campus ist einer der größten Irans, weshalb es hier auch kostenlose Busshuttles zwischen den diversen Instituten gibt.

 

Ich hoffe ihr habt jetzt nach diesem kurzen Textchen eine ungefähre Vorstellung von der Stadt, in der ich jetzt lebe. Entschuldigt meine Kreativlosigkeit. Am Wochenende machen wir eine Tour durch ein paar Städte die um Isfahan liegen. Darüber berichte ich dann beim nächsten Mal. Das wird bestimmt spannender. Und mehr Bilder wird es auch geben! ;)