Das Leben als Tourist...

22Okt2016

Servus!

Wie angekündigt bin ich heute und gestern ein wenig rum gekommen, und möchte euch das erlebte selbstverständlich nicht vorenthalten.

Wie schon geschrieben, ist der Donnerstag und Freitag hier Wochenende. Das bedeutet: kein Sprachkurs und dafür Zeit, Dinge in und um Isfahan zu erkunden. Los gings am Donnerstag für ein Wochenende relativ zeitig, da ich die begrenzten Banköffnungszeiten nutzen musste um das Geld für meine Visaverlängerung und den Sprachkurs einzuzahlen. Als nächstes ging es wieder zum Maidan-e Naqsh-e Jahan, um diesmal mir zwei der zuletzt beschriebenen Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Die Masjid-e Imam und den Ali Qapu-Palast.

Maidan-e Naqsh-e Jahan

Als erstes war ich in der Masjid-e Imam, zu Deutsch Imam-Moschee. Hier ein paar Facts: Am Südende des Naqsh-e Jahan gelegen, wurde die Imam-Moschee nach 19 Jahren Bauzeit 1630 fertiggestellt. Schon das Portal, welches ihr auf den unteren Bildern sehen könnt, ist imposant. Es ist 27 Meter hoch und wird von zwei 42 Meter hohen Minaretten begleitet. Jedoch stellt dieses nicht den Eingang der Moschee dar. Damit die Gebetsrichtung nach Mekka eingehalten wird, geht man nachdem man das Portal betreten hat einen Knick nach Rechts. Dort gelangt man dann auf den Innenhof der Moschee mit dem Hauptportal der Moschee, welches noch ein paar Meter höher ist und auch mit je 48 Meter auch zwei größere Minarette aufweist.  Vervollständigt wird der Anblick durch die 54 Meter hohe Hauptkuppel. Im Inneren misst sie immerhin noch 36 Meter. Weiterhin gibt es noch zahlreiche Gebetsräume sowie zwei Madresen. Da Bilder bekanntermaßen mehr als tausend Worte sprechen, möchte ich sie euch nicht vorenthalten.

Eingangsportal der Masjid-e Imam

  

Weiter ging es zum Ali-Qapu-Palast. Dieser war ursprünglich ein Gartenpavillion, wurde jedoch unter Shah Abbas I. zu einem 48 Meter hohen Palast ausgebaut. Signifikantes Merkmal ist Verande, von der man einen guten Ausblick über den Platz hat. Um diese zu erreichen, musste man jedoch zuerst einige Stufen hinaufgehen. Da das Empfangszimmer im oberen Bereich des Palastes war, mussten die zahlreichen Gäste eben diese Stufen nehmen. Um eine Überfüllung zu vermeiden, ließ er auf drei Ebenen Wartezimmer einrichten, die alle eine unterschiedliche Bemalung und Dekoration aufwiesen. Hatte man diese drei Wartezimmer passiert, erreichte man die Veranda. Leider ist sie zur Zeit eine Baustelle, weshalb die Verhältnisse ziemlich beengend waren. Die zahlreichen Touristengruppen trugen dabei nicht zu einer Verbesserung der Sache bei. But wait: There is more! Wenn man dachte, dass die große Empfangshalle alles war, dann gehörte man wahrscheinlich nicht zu der Elite, die der Shah bereit war, in kleinerem Kreis zu treffen. Denn nach einigen Wendeltreppenstufen erreichte man ein weiteres, kleineres Zimmer. Aufgrund der besonderen Bauweise der Zimmerdecke verfügte der Raum über eine exzellente Akustik, die dem Raum auch den Beinamen „Musikzimmer“ gibt.


Ali Qapu Palast

Decke des Musikzimmers

Ausblick auf das Polofeld ;)

Nachdem diese beiden Touristenhotspots geschafft waren, machte ich zuerst einen Abstecher zum Kupferbasar, da dass Klopfen der Kesselschmiede mich neugierig gemacht hatte. Wie in allen Bazaren gibt es immer verschiedene Bereiche wo die gleichen Waren angeboten werden. Der Bereich, in dem ich mich befand war ausschließlich für alle möglichen Artikel aus Kupfer gedacht. Besteck, Töpfe, Wandverzierungen, Teesamoware und und und.

 

Von diesem Bazar“feeling“ angesteckt, entschloss ich mich, noch weiter über den königlichen Basar zu schlendern und zu schauen, was denn so alles angeboten wird. Und das war eine Menge. Viele Teppichläden, Bekleidungsgeschäfte, Kosmetikartikel, Teppichläden, dazwischen immer wieder Restaurants, Holzfachgeschäfte, Schuhgeschäfte und nicht zuletzt Teppichläden.

Königlicher Bazar ... wer ist hier der König? Was man alles so findet...

Nach diesem Abstecher und einem 30cm Falafel-Mittagessen für 0,80€ hieß es dann noch einen Punkt auf meiner Liste des Ankommes abzuarbeiten: Eine iranische Telefonnummer zu bekommen. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten und Problemen bei der Einrichtung des Internets hat zum Schluss doch noch alles funktioniert und ich bin wieder mobil, natürlich mit den gleichen Problemen der Zensur. Aber immerhin ist zumindest in der Stadt die Netzabdeckung sehr gut und 3GB Internet kosten nur 3€. But wait, there is more!

Nachdem dies geschafft war, ging es weiter zu einem anderen Wahrzeichen, der Si-o-Se Pol. Diese Brücke ist einer der vielen Brücken, die den Zayandehrud-Fluss überspannen. Im Idealfall. Nachdem Fluss aufwärts ein Staudamm gebaut wurde, fließt nur noch sehr selten Wasser durch das Flussbett. Wie ihr auf den Bildern seht, ist es recht trocken. Und ich frage mich, ob ich in meiner Zeit hier den Fluss nochmal mit Wasser gefüllt werden sehe. Auf dieser Brücke hatte ich dann noch eine sehr nette Begegnung. Ein älterer Herr winkte mir zu und forderte mich auf, mich zu ihm zu setzen. Und anstatt zu lächeln und vorbei zugehen habe ich gelächelt und mich dazu gesetzt. Und nachdem ich das bisschen Smalltalk auf Persisch hintermir hatte, fiel ich wieder in das alte Problem zurück. Viele Wörter erkennen, aber deren Bedeutung nicht mehr kennen. Einiges habe ich jedoch auch verstanden, unter anderem dass er Christ sei und seine Eltern und sein Bruder ebenfalls, und das mit dem Leben bezahlen mussten. Und dann waren da noch soviele Worte, deren Kontext ich leider nicht verstanden habe. Unteranderem Netanyahu, Tel Aviv, Chomeni, Hitler, Isfahan, Erdbeben, in 36 Jahren?! Etwas verwirrt verabschiedete ich mich nach einer dreiviertel Stunde von ihm, und gab ihm doch meine Nummer, da ich mich gerne mit ihm nochmal treffen würde wenn sich mein Persisch verbessert hat. Dann noch schnell ein paar Foto’s gemacht und eine mehr oder weniger schöne Bekanntschaft gemacht und dann ging es schon wieder zurück. Die Sonne ging unter und der Tag klang auf dem Balkon aus.

Si-o-Se Pol

 

the next day...

Heute stand eine Wanderung auf dem Programm: Früh um Acht ging es los, um den Kuh-e Sofeh zu besteigen. Dieser Berg ist zwar nur 590 Meter hoch, durch die Höhenlage von Isfahan erreicht die Spitze jedoch eine Höhe von 2257 Meter ü.N.N.. Der Aufstieg war nicht besonders schwer, und nach ca. 2 Stunden erreichten wir die Spitze. Diese war übrigens nicht durch einen Wanderweg etc. erschlossen. Die Iraner scheinen da sehr pragmatisch zu sein. Sie gehen einfach da lang wo sie wollen. Wenn sie den kürzesten Weg wollen, wird der kürzeste, aber auch steilste Weg genommen. Wenn man es ein wenig gemütlicher angehen möchte, läuft man weite, weniger steile Wege. Irgendwie wird man ja schon an die Spitze kommen. Dieser Einstellung schlossen Yu, einer der Japaner und ich uns an. Nachdem man an dem Tag in der Altstadt Isfahan sehr viele Touristen sehen konnte, habe ich auf dem Berg lediglich eine niederländische Familie gesehen. Ansonsten waren sonst nur Iraner unterwegs, und dementsprechend Exotisch waren wir Ausländer. Dies wurde mit allerhand Begrüßungen, Smalltalk und Blicken gewürdigt. Und auch auf der Spitze des Berges waren wir, oder eher Yu, permanent am Reden (er ist seit 2 Monaten hier und dementsprechend wesentlich besser in Persisch) und sollten uns vorstellen und wurden gefragt, was wir vom Iran halten. Und sobald ein Gesprächspartner sich verabschiedete, kam der nächste. Abgerundet wurde dies durch Datteln und getrocknete Früchte, die uns gereicht wurden. Nach einer halben Stunde auf der Spitze entschlossen wir uns, den Abstieg anzutreten. Nach anderthalb Stunden war das geschafft und nach einer weiteren halben Stunde waren wir durch eine Abkürzung (inklusive dem Übersteigen von zwei 2 Meter hohen Zäunen) wieder in unserem Apartment.

Das Ziel der Wanderung Iranische Wanderwege...   Isfahan Iranische Wanderwege II Park am Fuße des Kuh-e Sofeh Diese Iraner: Laufen einfach ins Bild und bieten einem Datteln an. Tzz Tzz Tzz...

Abgerundet wurde der Abend mit einer Einladung zum Essen von Bobak, welcher für uns sehr leckeres, chinesisches Essen gekocht hat. Alles in allem ein gelungenes Wochenende. Jetzt geht es in eine neue Woche!