Die zweite Woche...

25Okt2016

Hallo Leute!

Heute ist Dienstag, der 25.10.16. Das bedeutet dass ich nun eine Woche hier in Isfahan bin. Doch ich muss sagen, dass sich es wesentlich länger als eine Woche angefühlt hat. Entgegen meiner Erwartung.

Nach dem schönen Wochenende ging es in eine neue Woche Sprachkurs. Das Niveau wurde jetzt ein bisschen nach oben geschraubt, Englisch wird weniger gesprochen. Nach dieser Woche habe ich das Gefühl, dass sich mein Gehör schon an das Persische gewöhnt hat. Leider ist es noch zu oft so, dass Wörter fallen, deren Bedeutung ich schonmal wusste aber wieder vergessen habe. Deswegen muss ich auf jeden Fall mehr Vokabeln pauken. Ansonsten gab es noch einige Behördengänge zu erledigen. Ich habe jetzt endlich meinen Visaverlängerungsantrag abgeschickt. Wenn nun alles klappt und bewilligt wird, werde ich wahrscheinlich 9 Monate hier verbringen: Drei Monate Sprachkurs und dann noch 6 Monate (oder so in etwa) Vorlesungen besuchen. In welchem Fach weiß ich noch nicht. Es gibt hier sehr viele Fächer die in Frage kommen könnten. Der Mann, mit dem ich meine Unterlagen durchging, erwies sich als sehr nett und hilfsbereit. Und nachdem er sah, dass ich Politikwissenschaften studiere, bat er mich, ihn doch mal wieder in seinem Büro zu besuchen damit wir ein bisschen über Politik diskutieren könnten. In diesem Moment war ich mir nicht sicher, ob dies für meinen Antrag förderlich wäre oder nicht.... Sollte ich ihn jedoch bewilligt kriegen, werde ich mir das Angebot nochmal durch den Kopf gehen lassen. Weiterhin sagte er auch, dass ich auf jeden Fall Vorlesungen in Politik besuchen könnte (was mich schon reizen würde) oder Philosophie, oder Iranische Geschichte, oder Deutsche Geschichte. Ich meine bei seinen Aufzählungen ein leichtes Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Es scheint, als hat er große Pläne für mich…


Um diesen Eintrag aufzufrischen, werdet ihr ein paar Bilder sehen, die keinerlei Relevanz zu dem haben, was ich hier schreibe. Hier seht ihr mein Apartment (Bildmitte), gesehen vom Kuh-e Sofeh


Am Montag war ich außerdem das erste Mal bei Nacht am Meidan-e Naqsh-e Jahan, den ich zu dieser Zeit fast noch schöner finde. Fotos folgen auf jeden Fall. Grund dafür war, dass ich mich mit einem jungen Iraner verabredet hab. Kennen gelernt habe ich ihn auf einem ziemlich simplen Weg. Ich habe ihn vor ein paar Tagen mal nach dem Weg zu einem Restaurant gefragt. Er war hellauf begeistert, auf Englisch angesprochen zu werden, weshalb er mich sofort super hilfsbereit zum Ort meines Verlanges führte. Dort angekommen, bot er mir an, mir seine Nummer zu geben, dass ich mich bei ihm melden kann falls ich irgendwann mal Probleme habe oder Hilfe brauche. Da ich noch keine jungen Iraner kenne, nahm ich das Angebot an. Einen Tag später lud er mich für Montagabend zu einem Treffen mit ein paar seiner Freunde in ein Café ein. Selbstverständlich sagte ich zu. Also trafen wir uns und düsten mit seinem Auto in die Stadt. Schon die Autofahrt dahin erwies sich als super interessant. Er ist 22 Jahre jung, studiert Civil Engineering und hat von der ersten Minute an über die Probleme gesprochen, die er am Iran sieht (was vielleicht daran liegt, dass wir in just diesem Moment an der Baustelle der Isfahaner U-Bahn vorbeigefahren sind, die laut seiner Angaben sich seit 30 Jahren im Bau befindet…). So bezeichnete er sich zwar als religiöser Mensch, am Regime hat er jedoch kein gutes Haar gelassen. Beeindruckt von seiner Offenheit ging es zu dem Treffen, dem ich beiwohnen durfte. Wie er mir schon im Auto erklärt hatte, besuchte er einen Englisch Konversationskurs an der Uni. Nachdem dieser beendet waren, treffen sich die Teilnehmer immer mal wieder um sich ein wenig auszutauschen. Natürlich war das für mein Persisch nicht das Beste und allgemein war ich eher ein Zuhörer als ein Sprecher (zumindest was Persisch betrifft). Förderlich bei dieser Zusammenkunft war jedoch, dass mir ans Herz gelegt wurde, doch Englisch oder Deutsch an der Uni zu unterrichten. Nachdem ich diese Überlegung bereits seit einigen Tagen hatte (zumindest was eine Tandem-Partnerschaft angeht), wurde mir versichert, dass man sich diesbezüglich für mich erkundigen möchte, was möglich wäre. Bedarf ist auf jeden Fall da. Nach diesem Treffen ging es noch ein wenig durch den großen Bazar, mir wurden einige schöne, versteckte Ecken gezeigt und mit ihm und einer weiteren Teilnehmerin des Englischkurses sprachen wir viel (mal wieder) über Politik, Religion und die iranische Gesellschaft. So war der Abend für mein Persisch eher weniger gelungen, aber für einen kleinen Einblick in das Leben junger Iraner und für ein erstes Verständnis der Denkweise ein voller Erfolg. Wir haben uns mit dem festen Vorhaben verabschiedet, uns wieder zu treffen.

So so ... (gesehen in der Masjid-e Imam (die jungen Iraner, mit denen ich am Montagabend unterwegs war, legen übrigens darauf wert, den Namen Masjid-e Shah zu verwenden)

Am Mittwoch steht wieder ein gemeinsames Essen bei Bobak an, zu dem alle eingeladen sind. Er scheint wohl sehr gerne zu kochen. Nachdem das alkoholfreie Bier (btw. meine erste Biererfahrung … hier…), was ich beim letzten Mal mitgebracht habe, eher semigut angekommen ist (die Geste wurde natürlich geschätzt, aber der Geschmack entsprach etwa dem der Discounter-Plasteflaschenbiere  hoch -10 (obwohl da brewed and bottled in Germany draufstand … wahrscheinlich Oettinger Brauerei…)) jedenfalls, morgen werde ich einen Salat kredenzen. Ich bin noch nicht ganz sicher was es wird, wahrscheinlich irgendwas mit fein gehackten Tomaten und Gurken (das kommt manchen vielleicht bekannt vor wink ) und Petersilie. Und für die Optik noch ein paar Granatapfelkerne. Die haben hier gerade Saison und schmecken unglaublich gut -  und Granatäpfel gehen bekanntermaßen immer. Mal sehen ob ich damit punkten werde. Ich bin auch die ganze Zeit am Überlegen, was ich selbst denn mal für alle kochen könnte, was ich auf jeden Fall vorhabe, auf Grund der begrenzten Möglichkeiten hier sich aber eher als schwer herausstellt. Also wenn euch was „typisch“ Deutsches einfällt, was nicht gerade Schweinefleisch beinhaltet und was Japaner, ein Chinese, ein Engländer und ein Iraner mal unbedingt essen sollten, dann schreibt mir! wink

Beste Voraussetzungen für einen gemeinsamen, großen Kochabend

Viele Grüße!