eine schnelle Woche

11Nov2016

Nächtlicher Ausblick

Hallo Leute,

während bei euch heute das Wochenende beginnt, ist meine Woche zuende gegangen. Daher nutze ich die Chance um mal ein kleines Update zu geben, was denn die letzten Tage so alles passiert ist.

Nachdem wir am Samstag im Sprachunterricht noch drüber gesprochen haben, hat es nun tatsächlich das erste Mal geregnet. Nachdem der erste Regen tagsüber gefallen ist während ich in meiner Wohnung war, dachte ich, dass ich nun warten muss bis es das nächste Mal regnet. Doch schon am Abend regnete es erneut. Es war nicht viel was gefallen ist, aber es reichte, dass die Leute total ausflippten. Sie jubelten, schrieen und machten höllischen Krach während der fünf Minuten, in denen das Wasser vom Himmel kam. Sobald dies vorbei war, verstummten Sie und gingen wieder ihrer Dinge nach. Das war eine sehr belustigende Erfahrung. Seitdem hat es nicht mehr geregnet. Zwar sind die Temperaturen sobald die Sonne weg ist konstant niedrig, aber Regen ist erstmal nicht mehr in Aussicht.

Passend für die kalten Temperaturen wurden diese Woche auch meine Heizungen repariert. Da eine Heizung permanent am tropfen war, wenn ich sie aufdrehte, gab ich im International Office zu erkennen, dass ich das Problem gerne behoben wüsste. Also kamen zwei Klemptner zum vereinbarten Zeitraum und nahmen sich des Problems an. Nachdem der eine die komplette Heizung wechseln wollte, da der Temperaturregler sich nicht lösen ließ, nahm der zweite beherzt einen Hammer, um den Regler zu entfernen. Und wie er sich dem Ziel näherte, schoss immer mehr Wasser hinter dem Regler hervor und fing an, mein Wohnzimmer zu fluten. Die bereitgestellte Schüssel zum Auffangen des Wasser stellte sich dabei als wenig hilfreich heraus. Also wurde das Ventil fix abgedichtet und festgedreht. Leider erachteten die Klemptner es als nicht notwendig, einen neuen Temperaturregler zu installieren. Deswegen läuft die Heizung jetzt die ganze Zeit auf voller Leistung, was sich für die jetztige Zeit natürlich als notwendig darstellt. Wenn die Temperaturen jedoch mal wieder hochgehen, muss ich mir noch eine Möglichkeit überlegen, die Heizung auszuschalten.

Ein Ereignis der Woche war Besuch aus meinem Heimatdorf, der sich relativ spontan ergeben hat. Zusammen schauten wir uns die Stadt an, genossen zahlreiche Tee zusammen, schlenderten durch die Straßen und sprachen viel über den Iran und unser Empfinden. So stellten wir unter anderem fest, dass viele Erwartungen und „Befürchtungen“ in keinster Weise gerechtfertigt sind und viele Dinge, die man liest bzw. in der Vergangenheit lesen konnte, der aktuellen Stimmung hier nicht entsprechen. Ein Beispiel ist etwa die Antiamerikanische und Antizionistische Propaganda, die man letzte Woche in den Straßen sehen konnte. Letzten Montag wollte ich versuchen, ein paar Beispielbilder davon zu machen, aber siehe da. Alle Plakate waren verschwunden. Man konnte nichts mehr sehen, der Effekt, wahrscheinlich zum Jahrestag der Botschaftserstürmung war erreicht. Für die restlichen Tage verschwinden die Plakate wahrscheinlich im Keller. Durch die westliche Berichterstattung könnte man manchmal meinen, dass man hier 24/7 in jeder Straße der antiwestlichen Propaganda ausgesetzt ist. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Man kriegt eher das Gefühl, dass das Regime es nötig sieht, von Zeit zu Zeit die eigene Linie zu verdeutlichen, etwa nach dem Motto „Das hier ist übrigens unsere Haltung!!!“. Die Iraner scheinen davon jedoch eher weniger beeindruckt zu sein…

Die Khaju-Brücke   Diese Mädels wollten von uns ein Bild machen ... Wie sie uns, so wir ihnen!  im Teehaus, wo es den wohl ekeligsten Joghurtdrink Isfahans gibt :)

Natürlich hat der Dienstag bzw. der Mittwoch auch hier große Wellen geschlagen, war doch eine Wahlkampfankündigung Trumps dass er das Nukelarabkommen mit dem Iran aufkündigt, da es sich um einen „desaströsen Deal handelt“, dessen Auflösung seine „#1 Prioriät ist“. Ich habe mit ein paar Iranern gesprochen, und die meisten sehen in ihm nichts guten. Viele vergleichen ihn mit Ahmadinejad, welcher den Iran von 2005-2013 regierte. Aufgrund seiner rhethorischen Ausfälle und seiner Hau-Drauf-Diplomatie geben viele Iraner ihm die Hauptschuld für die Sanktionen und die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich der Iran befindet (wo sie auch nicht unrecht haben).  Fakt ist, dass die Welt bisher nicht untergegangen ist und man nun sehen muss, welches außenpolitische Programm der President elect fahren wird. Auf iranischer Seite ist man nervös, und Präsident Rouhani hat bereits verkündet, dass es sich beim Nukelarabkommen der Auffassung Irans nach um ein multilaterales Abkommen handelt, welches mit einer Resolution vom UN-Sicherheitsrat bekräftigt wurde und von den USA nicht einseitig aufgelöst werden kann. Leider liegt er damit nicht 100%ig richtig. Die ersten Tage nach dem Amtsantritt Trumps werden also zeigen, in welche Richtung gegangen werden wird.

Und ansonsten? Abseits der ganzen Politik? Ich habe meinen Flug umgebucht, da ich ansonsten morgen wieder zurück gekommen wäre. Das war alles komplett unproblematisch, und das Datum meiner Rückkehr (vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen und ich fühle mich hier immer noch wohl (was ich bisher nicht bezweifle)) wird nun der 16. Juli 2017 sein. Somit wären es in etwa neun Monate. Leider habe ich bisher meine Residence Permit noch nicht erhalten, daher hoffe dass alles klappt und ich nicht nochmal umbuchen muss. Und vorausgesetzt, es klappt, ist mir die „Schnapsidee“ (hier natürlich nicht wörtlich) gekommen, dass ich überlege, mir hier ein Moped/Motorrad zuzulegen, nachdem ich eine Nacht vergeblich auf einen Bus gewartet habe, die nach 21.00 Uhr leider nicht mehr fahren. Ein Motorrad wäre somit eine ziemliche Mobilitätssteigerung. Nach dem Ausloten der Möglichkeiten mit meinem iranischen Kumpel, haben wir festgestellt, dass es nicht unmöglich wäre. Ich denke, ich werde die Idee mal im Hinterkopf behalten und mal schauen, was der Markt so bietet. ;)

Ich wünsche euch ein gutes Wochenende!

Mein Feierabendbier ;)