Here we go!

20Okt2016

Der zweite Tag. Ich wache auf. Ich bin in einer mir noch fremden Wohnung, in einem fremden Land. Die Leute um mich herum sprechen eine Sprache, die ich nur schwer verstehe. Is this the real life? Or is this just fantasy? Wider meiner Erwartung wache ich jedoch nicht aus einer langweiligen Statistikvorlesung auf. Ich bin im Iran. Und am zweiten Tag gehen gleich die Verpflichtungen los. 7 Uhr aufstehen (die Zeitverschiebung beträgt 1,5h), Duschen (und feststellen, dass warmes Wasser am Morgen eine europäische Wunschvorstellung ist), die restlichen Nudeln vom vorherigen Tag essen und auf geht’s. Motiviert wie zuletzt an meinem ersten Schultag in der ersten Klasse laufe ich den Weg zum International Office, wo der Sprachkurs stattfindet. 8.30 Uhr geht es los. Entgegen der Beschreibung in den Flyern zu dem Sprachkurs beträgt die Gesamtdauer der Kurse pro Tag gerade einmal 3h. 8.30 Uhr – 10.00 Uhr, dann gibt es eine Coffeebreak und dann nochmal von 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr. Dann ist Feierabend. Die Kurse finden hier von Samstag – Mittwoch statt. Donnerstag und Freitag ist Wochenende.

Wie zu erwarten wurde ich in den Anfängerkurs gesetzt, trotz meiner zwei Semester Persisch, die ich in der Uni belegt habe. Die Kursgröße kann als überschaubar bezeichnet werde. Mit mir sitzt nur noch eine andere Person im Kurs, Allan. Ein gebürtiger Engländer aber Wahlfranzose. Er ist ein netter, umgänglicher Typ, der mir an diesem zweiten Tag viel erklärt und gezeigt hat. Da macht es mir auch nichts aus, dass er ein wenig älter ist. Wenn ich ihn richtig verstanden habe irgenwas über 70. Neben ihm gibt es dann noch drei JapanerInnen, von denen eine zwei Tage nach meiner Ankunft abgereist ist sowie ein Chinese. Die letzteren drei schätze ich eher in meinem Alter, habe aber noch nicht nachgefragt. Auf Grund meiner Sprachbarriere habe ich daher mehr mit Allan zu tun, da wir uns ohne Probleme auf Englisch unterhalten können, was ich für die erste Zeit als sehr hilfreich empfinde. Mit Ihm war ich somit auch das erste Mal in der Altstadt von Isfahan in einem iranischen Restaurant. Für 3€ gab es eine unmöglich-zu-schaffen große Portion Reis mit Kebab und Mixed Pickles. Dazu noch Dogh, ein Jogurtgetränk, ähnlich wie Ayran. Diese Portion machte mich satt und glücklich.

Nach dem gelungenen Mahl machte ich mich auf zu einem der vielen Wahrzeichen der Stadt: zum Maidan-e Nagsh-e Jahan („Abbild der Welt“). So wird er zumindest von den Einheimischen genannt. Offiziell heißt er Maidan-e Imam. Dieser Platz ist nach dem Tiananmen-Platz in Peking der größte Platz der Welt. Seine Maße betragen 510x160 Meter und er ist ringsherum umgeben von einer Art Arkaden, in denen zahlreiche, natürlich eher touristisch orientierte Geschäfte zu finden sind. Gebaut wurde er 1602 von Shah Abbas I. Genutzt wurde dieser Platz selbstverständlich für Paraden und Versammlungen. Doch dieser Platz diente auch als Austragungsort für Polo-Spiele (Diese Sportart wurde Überlieferungen zufolge bereits im 6 Jh. v.  Chr. im Persien der Achameniden gespielt). An diesem Platz stehen in jeder Himmelsrichtung einige imposante Gebäude. Am südlichen Ende steht die imposante Imam-Moschee. An der Ostseite befindet die Lotfullah-Moschee, am Nordende findet man einen Bazar und auf der Westseite steht der Ali-Qapu-Palast, von dessen Veranda die Polospiele beobachtet wurden. Ich werde es für’s erste bei diesen Informationen belassen. An diesem Wochenende werde ich mir die Moscheen noch ein bisschen genauer anschauen und mich dabei als Tourist outen … was ich allerdings mit meiner Kamera (leider ohne Speicherkarte) glaube ehh sowieso schon gemacht habe… doohh

Eingangsportal der Masjid-e Imam

Maidan-e Naqsh-e Jahan

Schließlich nahm ich den Bus (für 20Cent) zur Uni zurück und kaufte ein paar Dinge ein. Und so genoss ich ein leichtes Abendbrot und meinen ersten, selbstgekochten Tee. Dann noch fix die Hausaufgaben gemacht und ein paar Formulare für meine Visaverlängerung ausgefüllt. Und anschließend ging es wieder in den bequemen Teil des Abends.

Tag #3

Der Tag war reichlich unspektakulär. Nach dem Frühstück ging es wieder zum Sprachkurs. Highlight des Tages war, dass mein Internet eingerichtet wurde. Über eine VPN Verbindung darf ich auf das Netzwerk der Universität Isfahan zugreifen. Leider funktioniert das eher schlecht als recht, ist zeitlich begrenzt und natürlich der Zensur der iranischen Obrigkeit unterworfen. Und darin erweisen sie sich leider als ziemlich geschickt, da es mir bisher noch nicht gelungen ist, auf andere VPN-Server zuzugreifen. Diese Erfahrung passt zu einem Bericht den ich gelesen hab, dass der die Zensurbehörden VPNs sperren und nur bestimmt zulassen. Auch auf Proxyserver konnte ich bisher noch nicht zugreifen. Das Bild auf Facebook konnte ich über meine App von meinem Handy hochladen, nachdem ich ein Datenpaket über meinen deutschen Anbieter gebucht habe. Keine Ahnung warum es so funktioniert hat. Seitdem konnte ich auf Facebook nicht mehr zugreifen, da es hier zensiert ist. Wie Youtube, Vice News und die Mediathek von Spiegel Online (?!?). Leider habe ich auch das Problem, dass ich nicht mehr auf den Torbrowser zugreifen kann, da sämtliche Seiten, auf denen dieser zum Download angeboten wird, ebenfalls gesperrt sind. Selbst Chip.de. Da muss ich mir noch was einfallen lassen um das zu umgehen und an eine Installationsdatei zu kommen. Vielleicht über die Cloud. So leicht gebe ich nicht auf…

Ein Hinweis, dass man doch bitte andere Seiten besuchen möge.

Ansonsten ist schon Wochenende, und es sind einige Dinge geplant. Am Donnerstag geht es in die Stadt, Dinge erledigen und ein wenig sightseeing. Am Fr. steht eine Wanderung auf einen der vielen Berge, die Isfahan umgeben, an.

Darüber beim nächsten Mal mehr!