Kashan

04Feb2017

Hallo Leute,

In Kashan, im Hintergrund das Karkas Gebirge

Wie bereits erwähnt hatte ich das erste Mal seit langer Zeit mal wieder ein Wochenende, an dem ich zwei Tage frei hatte. Dies wollte ich eigentlich für einen Skiausflug nutzen. Ich habe mich dann jedoch umentschieden und anstelle dessen am Mittwoch und Donnerstag einen Kurztrip mit Babak nach Kashan gemacht.

Kashan liegt weniger als drei Stunden von Isfahan entfernt und hat etwa 280.000 Einwohner. Die erste Besiedelung in diesem Gebiet kann aufgrund archäologischer Funde auf etwa 6000 v. Chr. datiert werden, Kashan als Stadt selbst wurde vermutlich zur Zeit der Sassaniden gegründet. Wirtschaftlich spielten zunächst die Fliesenproduktion (کاشی  - kāšī – Fliese). Später entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Textilindustrie und der Rosenwasserproduktion, was es bis heute noch ist. Kashan liegt am Rande der Wüste Dasht-e Kavir, und so ist das historische Stadtbild von Windfängern und Lehmarchitektur geprägt.


Doch eh man überhaupt in die kleine, aber interessante Stadt kommt, muss man erstmal dahin fahren. Und schon das hat sich als ein eigenes (langweiliges) Abenteuer herausgestellt, auf das ich gerne verzichtet hätte. In der Überzeugung, dass es auch von dem, meinem Apartment nahegelegenden, südlichen Busbahnhof Verbindungen nach Kashan gibt, mussten wir dort angekommen eines besseren belehrt werden. Zwar gibt es Verbindungen nach Teheran, die direkt an Kashan vorbeifahren. Planmäßige Stops gibt es jedoch nicht. Und so wollte eine freundliche Busgesellschaft uns ein Ticket zum Vollpreis nach Teheran verkaufen, um uns in der Nähe von Kashan an der Autobahn auszusetzen. Da dieser Deal in jeglicher Hinsicht ein Schuss ins Knie gewesen wäre, lehnten wir halb belustigt, halb erzürnt ab und gingen zur nächsten Gesellschaft, welche uns ebenfalls dieses zweifelhafte Angebot machte. Und so dämmerte mir, was mir ein Angestellter später auch sagte: Wir muss in den Norden Isfahans um vom dortigen Busbahnhof abzufahren. Aufgrund der noch nicht fertiggestellten U-Bahn stellen sich mir immer die Nackenhaare zu Berge wenn ich mit dem Bus einmal durch die ganze Stadt fahren soll. Doch um zu vermeiden, mal wieder wie ein nichtgewolltes Tier an der Autobahn ausgesetzt zu werden, mussten wir diese Busfahrt wohl oder übel auf uns nehmen. Und so fuhren wir wie erwähnt vom südlichsten Punkt der Linie 91 bis fast zur Endhaltestelle, und eine Stunde später erreichten wir somit den nördlichen Busbahnhof. Dort angekommen, fand man schnell die einzige Busgesellschaft, welche Direktfahrten nach Kashan anbietet. Dort angekommen fragte ich, wann denn der nächst mögliche Bus führe. Leider nehmen es Iraner manchmal nichts so genau mit der Wahrheit, insbesondere dann, wenn es darum geht, etwas zu verkaufen. Zumindest Bustickets. Denn nachdem mir freundlich gesagt wurde, dass der nächste Bus um 16.00 Uhr führe (was mich schon nervte, da dies eine Stunde warten bedeutete), stellten wir nachdem wir das Ticket gekauft hatten fest, dass dieses Ticket auf eine Verbindung um 16.30 Uhr ausgestellt ist. Also fragte ich nochmal nach, und mir wurde gesagt, dass der Bus um 16.00 Uhr schon voll sei. Auf meine Frage, warum mir denn dann die Verbindung um 16.00 Uhr genannt wurde wenn diese schon voll sei, wurde nur gelächelt. Mir scheint, man hatte wohl Probleme, mein Persisch zu verstehen….

Nach langwierigen 1,5 Stunden und fast 3 Stunden im Bus erreichten wir also Kashan. Und trotz dass ich mir vorgenommen hatte, extra früh zu fahren um am gleichen Tag noch etwas zu sehen, war es bereits Dunkel als wir angekommen sind und vieles war geschlossen. Also hatte die Hostel Suche Priorität, und nachdem ein Bett in einem Dorm gefunden ward, ging es nochmal durch die leeren Gassen des Basares und Kashans selbst.

der leeren Gassen des Basares bei Nacht Die Aqa Bozorg Moschee Kuppelverzierung


Die Ambition, das Hostel früh um Acht zu verlassen um die Zeit maximal zu nutzen, wurde durch den Fakt, dass viele der Sehenswürdigkeiten erst um 9.00 Uhr aufmachen, getrübt. Also schlenderte man durch die Straßen, machte ein paar Schnappschüsse und wartete. Als erste Station wurde das Hamam-e Soltan Mir Ahmad besichtigt. Dieses wurde vor 400 Jahren errichtet und besitzt eine prächtige Innenausstattung mit faszinierenden Wandbemalungen und Verzierungen.

der Eingang des Hamams  im Hamam im Hamam Das Dach des Hamams

Als nächstes ging es zu einem der vielen traditionellen Bürgerhäuser Kashans. Deren Geschichte ist folgende: Durch den erwähnten Teppichhandel in Kashan gelang es einigen Kaufleuten zu sehr großem Reichtum zu kommen. Diesen Reichtum zeigten sie in dem Bau riesiger Häuser, welche von Außen zwar unscheinbar aussehen, von Innen jedoch ein hohes Maß an Prunk offenbaren. Die meisten wurden während des 19. Jahrhunderts erbaut. Wahrscheinlich gab es durch ein Erdbeben, welches Kashan im Jahre 1778 fast komplett zerstörte, viel Platz zum Bauen. Heraus kamen Häuser mit einem oder mehreren Höfen, großen Säalen, hohen Kuppeln und zahlreichen kleineren Zimmern mit verschiedensten Verzierungen. Auch schon damals wollte man zeigen, was man hatte.

Einer der Höfe des Borujerdi-Hauses Verzierungen im Haus

Die nächste Station lag 8km außerhalb von Kashan: Der Garten Fin. An dessen Stelle soll es bereuts vor 6000 Jahren eine Art Gartenanlage gegeben haben. Somit zählt es zu einer der ältesten Gartenanlagen des Iran. Nachdem sie bereits von im 16. Jahrhundert als Ort für Empfänge genutzt wurde, wurde die Anlage im 17. Jahrhundert von Shah Abbas I. zu ihrer heutigen Form erweitert. Das Innere der Gartenanlage zieren hohe Zypressen, zahlreiche Sträucher und Blumenbeete. Weiterhin gibt es die typischen Wasserläufe und –bassains, die ihr Wasser durch einen traditionellen Qanat beziehen. In die Geschichte ging der Ort ein, nachdem in dem Hamam an der Westseite der damalige Premierminister Amir Kabir 1852 ermordet wurde. Anschließend lag er brach und wurde öfters zerstört. Seit 1935 steht er unter Denkmalschutz und 2011 wurde zur UNESCO Weltkulturerbe Liste hinzugefügt.

Der Garten Fin Baumsicherungsmaßnahmen auf Iranisch Palast im Garten Kuppelverzierung I ... und 2...  

Nach einem kräftigenden Mittagessen sollte es eigentlich über den Basar gehen, der ebenfalls zu den Highlights von Kashan gehört. Leider war die Zeit nicht sehr gut, da vor meinen Augen alle Geschäfte zu machten.  Persische Siesta halt. Also schlenderten wir über den verlassenen Basar mit seinen vielen Nebengassen und Innenhöfen mit imposanten Kuppeln.

der leere Basar  


Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit. Es war eisig kalt in Kashan und zur Mittagszeit setzte dann kräftiger Schneefall ein, vor dem wir im Basar zwar entfliehen konnten, später aber noch immer leicht vorhanden war. Also disponierten wir um und entschieden uns, einen Bus früher nach Isfahan zurück zukehren, da wir auf dieses kalte Wetter kleidungstechnisch leider nicht sehr gut vorbereitet waren. Aber ich werde im April wieder nach Kashan fahren, und dann wird das Wetter hoffentlich wärmer sein. 

Schneefall in KashanAlles Weiß

Und noch zum Schluss:

Ich habe ja am Anfang geschrieben, dass die Propaganda nichts so allgegenwärtig ist wie man vielleicht meint. Aber sporadisch kommt sie dann doch hervor und präsentiert so etwas:

Und noch ein ein paar Kleidungshinweise ...

Das erste bedeutet übersetzt: Der Hijab ist Immunität, keine Einschränkung. Interessanterweise wird im ersten Bild neben dem Hijab (Kopftuch) auch ein Tschador getragen, ein großes, meist dunkles Stück Stoff was dazu dient, den Körper mit Ausnahme des Gesichtes zu verhüllen. Was man darüber denkt, kann nun jeder selbst überlegen. ;)