Schon wieder Urlaub?!

18Dez2016

Hallo Leute,

seit dem letzten Eintrag sind ja nun ein paar Tage vergangen. Das Leben abseits des Wochenendes ist relativ unspektakulär, weshalb ich mich hier meinem Wochenende in Shiraz widmen möchte.

Shiraz (der Name sagt vielleicht einigen von euch was) ist die Hauptstadt der Provinz Fars und hat mit 1,5 Millionen Menschen etwas weniger Einwohner als Isfahan.

Shiraz

Wir hatten ein ziemlich straffes Programm, da es sehr viel in Shiraz zu sehen gibt, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Nach unser nächtlichen Busfahrt musste jedoch erstmal gefrühstückt werden. Daher beschlossen wir, etwas ganz traditionelles zu essen. Schafskopf mit Brühe und Brot. Nun ja, genau genommen habe ich nur die Brühe und das Brot gegessen, den Schafskopf habe ich Yu überlassen. Ein bisschen was ich gekostet habe, war jedoch gar nicht mal so schlecht...

Gesättigt ging es dann zum ersten Highlight: das Shah Cheragh Heiligtum. Dabei handelt es sich um den drittheiligsten Schrein der Schiiten. Begraben ist hier Mir Ahmad Ibn Musa, ein Bruder Imam Rezas. Er wurde 820 in Shiraz getötet und seitdem als König des Lichts (Shah Cheragh) verehrt. Das Innere der Moschee, die den Schrein beherbergt, ist von atemberaubender Schönheit, was an den hunderttausenden, wenn nicht millionen kleiner Spiegelmosaiken liegt, mit denen das Innere der Moschee geschmückt ist. Es ist ein einziges Funkeln und Glitzern und lässt einen nur schwer aus dem Staunen herauskommen. Es war nicht gestattet, Fotos im Inneren zu machen, weshalb es bei dieser Beschreibung bleiben muss. Jedoch war es mit das schönste, was ich bisher im Iran gesehen habe.

Anschließend trafen wir uns mit Ali, einem Freund von Yu. Mit ihm zusammen schauten wir uns zuerst die Karim Khan Festung an. Diese ist im Zentrum Shirazs gelegen und ist die alte Residenz Vakils Karim Khan Zand, unter dem Shiraz seiner Zeit aufblühte. Unfreiwillige Besonderheit dieser Festung ist dabei der Südturm, welcher eine ziemliche Neigung aufweist. Die Festung selbst enthält enthält allerlei Räumlichkeiten, die ein König halt so braucht und einen kleinen Orangenbaum-Garten in der Mitte.

Der schiefe Turm von Shiraz im Innern der Burg  Ein Fließengemälde an der Burg. Es zeigt Rostam, den Held aus dem Shahnome, im Kampf gegen einen Dämonen

Danach ging es erstmal ins Auto und 55km nördlich, den dort erwartete uns das Highlight der Umgebung und wahrscheinlich auch des Irans, da auf fast allen Eintrittskarten, die man für Sehenswürdigkeiten erhält, diese eine Sehenswürdigkeit abgebildet ist: Persepolis.

Blick auf Persepolis

Persepolis (Stadt der Perser) oder Parsa wurde um 518 v. Chr. von König Darius I. gegründet. Das achämenidische Weltreich reichte damals von Ägypten bis zum heutigen Pakistan. Grund genug, diesem Reich mit einer Repräsentationshauptstadt einen angemessenen Rahmen zu geben. Später war dies auch die Residenzstadt von Xerxes, dem wohl bekanntesten Perserkönig (der sich in hiesigen Darstellungen seines Aussehens übrigens sehr stark von Xerxes aus dem Film 300 unterscheidet. ;) ) Die Anlage ist etwa 455 x 300 Meter groß und umfasst Ruinen zahlreicher Paläste, Tore, Gräber und Häuser. Wir verbrachten ca. 2 Stunden dort, eigentlich hätten wir noch mehr Zeit dort verbringen können, aber die Iraner drängen, wie so oft. ;)

Das Tor aller Länder und ein unvollendetes Tor Felsengrab, ähnlich derer in Petra, Jordanien 

Danach ging es zurück nach Shiraz, wo wir ein weiteres Highlight, insbesondere für Iraner, besucht haben. Das Mausoleum von Hafiz, einem der bekanntesten Iranischen Dichter. Shiraz ist auch als Stadt der Dichter bekannt, und neben Hafiz und Saadi, einem weiteren berühmten Dichter, sind hier noch zahlreiche andere Dichter zur Ruhe gekommen. Hafiz wird von vielen Iranern verehrt, sein Werk „Diwan“ ist in jedem Haushalt zu finden. Dabei entschied nur das Los über seinen Grabort, da seine Vorstellung von einem universellen Islam, der unter anderem auch zoroastrische und christliche Aspekte beinhaltete, waren den orthodoxen Geistlichen der damaligen Zeit ein Dorn im Auge, weshalb ihm ein islamischen Begräbnis zunächst verwehrt werden sollte. Dies erzürnte seine Anhänger, welche in Scharen dagegen protestierten und es so zu der Entscheidung per Los kam, welches für Ihn sprach. Seine Texte handeln oftmals von Religion, Liebe oder dem Wein, in einigen Fällen auch von allem gleichzeit.

Schenke steh auf, und reiche das Glas
Begrabe die Sorgen mit Wein!
Reiche das Glas und schenke den Wein
Die bläuliche Kutte hinweg!

Übel zwar klingt dieß weiserem Ohr;
Doch kümmert der Ruf mich nicht viel.
Bringe mir Wein! Das Uebrige ist
Verlust der verderblichen Zeit.

Rauch von der Gluth der flammenden Brust
Hat diese Gefrorenen zerschmelzt.
Närrisches Herz! Noch find ich im Volk'
Nicht einen Vertrauten für dich.

Wenigstens bleibt noch übrig der Trost
Das Alles verloren auf einmal!
Früh' und auch spät geduld' dich Hafis,
So gehet dir Alles nach Wunsch.

 

Das Mausoleum von Hafiz  

 
Als nächstes ging es zum Basar, welcher 1770 gebaut wurde und etwa 225 Meter lang ist. Bemerkenswert ist die besondere Überkuppelung.

Vakil ... ... Basar

Anschließend musste unser Hunger gestillt werden, also aßen wir. Wie es so ist nach einem üppigen Mahl und einer kurzen Nacht, wurden wir müde, und da wir noch kein Hotel hatten, mussten wir uns erst etwas suchen. Erfreulicherweise gestaltete sich die Suche kürzer als gedacht und wir fanden relativ schnell eine bezahlbare Unterkunft.

Am nächsten Tag ging das Programm jedoch weiter. Als erstes schauten wir uns das Mausoleum von Saadi an. Wie weiter oben beschrieben, ist er ebenfalls ein berühmter und verehrter Dichter im Iran. Kleiner Fakt am Rande: Im UNO Gebäude in New York wird ebenfalls Saadi rezitiert. In dem Gedicht heißt es:
             
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder
Hat Krankheit nur ein einz‘ges Glied erfasst,
so bleibt den andern weder Ruh noch Rast.
Wenn andrer Schmerz dich nicht im Herzen brennt,
Verdienst du nicht dass man noch Mensch dich nennt.

Saadi-Mausoleum  Im Garten des Mausoleums

Anschließend fuhren wir zum Koran-Tor. Dieses wurde Mitte des letzten Jahrhunderts versetzt. Eigentlich stand es in der Mitte der Straße, doch auf Grund des zunehmenden Verkehrs musste Platz geschaffen werden. Wenn man aus Richtung Persepolis und Isfahan kommt, so ist dieses Tor das erste was die Reisenden in der damaligen Zeit erblickt haben. Da wurde oft schon mal ein „Allahu akbar“ ausgerufen. In der Mitte des Tors ist ein Koran platziert, welcher die Reisenden segnen soll. In angrenzender Nähe befindet sich auf der einen Seite die Grabstätte des Sufidichters Khaju Kermani, welche wir ebenfalls besichtigten. Anschließend wechselten wir die Seite und gingen 650 Stufen hinauf auf den Berg Baba Kuhi. Baba Kuhi ist der Überlieferung nach ein alter Mann, der in vergangenen Zeiten alleine und von der Zivilisation abgeschieden auf diesem Berg gelebt haben soll. Heute ist auf diesem Berg ein Erinnerungsort für Gefallene des Iran-Irak-Krieges aus Shiraz. Von dort hatte man einen fantastischen Ausblick über die Stadt.

Das Koran-Tor aus nördlicher Perspektive Südlich... Ruhestätte Khaju KermanisEine weiter Abbildung des Heldens Rostam Eine Höhle, über dessen Bedeutung ich mir nicht ganz im Klaren binWer guckt denn da? Auf dem Berg Baba Kuhi  

Weiter ging es zum Eram-Garten. Im Zentrum dieses Parks steht ein dreistöckiger Palast, welcher um 1893 errichtet wurde. Umgeben ist dieser Palast von einem wunderschönen, mit Orangenbäumen, Zypressen, Palmen und Wasserläufen durchzogenen Garten. Da man einmal in einem Garten war, ging es gleich weiter zum nächsten, den Naranjestan-Garten. Dieser umfasst ebenfalls Palmen, Orangenbäume, ein Wasserbecken sowie einen Palast, welcher als Verwaltungsgebäude genutzt wurde. Daneben war das Frauengebäude gelegen, welches wir ebenfalls besuchten.

im Garten Eram Naranjestan Garten Die Orangenbäume dienen hier vermutlich eher als Deko. Eine probierte Orange stellte sich als schwer genießbar heraus... Spiegelmosaike scheinen eine Vorliebe in Shiraz zu sein

Nach diesem umfangreichen Tagesprogramm machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Dort schliefen wir den Schlaf der Gerechten, um am nächsten Morgen, nachdem es iranische Pizza zum Frühstück gab, nach Isfahan zurückzukehren.

Der Urlaub war ein voller Erfolg, Shiraz ist eine sehr schöne Stadt und ich habe das Gefühl, noch nicht alles bzw. manches nicht lang genug gesehen zu haben. Mit Ali wurden viele Selfies geschossen und ich habe mich immer wieder gefragt, was die Iraner eigentlich gemacht haben, bevor die Smartphones die Welt beherrscht haben. Dazu muss ich erklären: Iraner lieeeeeben es Bilder zu machen. Wir mussten auf unseren Reisen schon zigmal für Bilder posieren, meistens mit Leuten, die man wohl nie wieder im Leben sehen wird. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Iraner früher immer eine analoge Kamera dabei hatten oder ob das eine Entwicklung der letzten 10 Jahre ist. ;) Ali (und meinem iranischen Studentenausweis) sei Dank sind wir außerdem auch in alle Sehenswürdigkeiten mit Ausnahme dem Mausoleum von Hafiz zum Iraner-Preis, welcher dem Bruchteil des Touristenpreises entspricht, reingekommen. Damit haben wir richtig viel Geld gespart. Weiterhin war es erfreulich, dass wir uns zu dritt fast nur auf Persisch unterhalten haben. Der Shirazer Dialekt war für mich ziemlich leicht zu verstehen. Leider konnte ich die Schönheit Shiraz nicht durch die Augen des Weines sehen, wie es einst Hazis getan hat, aber vielleicht ja beim nächsten Mal. 😀

Der nächste Urlaub muss jetzt erstmal warten. Einerseits wegen leeren Taschen, andererseits weil die Zeit der Feiertage jetzt erstmal vorbei ist. Die nächsten freien Tage kommen jetzt erst im März zu Nowruz, dem Neujahrsfest. Bestimmt werde ich bis dahin mal wieder irgendwo hinfahren, wahrscheinlich wird sich das jedoch eher auf die nähere Umgebung Isfahans beschränken.

Und ansonsten? Ich habe endlich meinen Reisepass zurückerhalten mit der dazugehörigen Residence Permit. Diese gestattet mir, dass ich bis November 2017 im Iran bleiben darf. Das wird jedoch nicht nötig sein, da ich bisher an meinem Rückkehrdatum am 15.07.17 festhalte. Aber in einem Monat ist der Sprachkurs auch schon wieder vorbei und dann beginnt das richtige Studium. Und dann mal sehen…

Ich wünsche euch einen schönen, 4. Advent!

Zum Schluss noch Selfies