Trip nach Shahr-e Kord

28Nov2016

Schneeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee

Hallo Leute,

ich melde mich mal wieder und möchte euch ein kleines Update über die letzten Tage geben, die ich hier so erlebt habe. Dieser Eintrag wird dabei nicht viele Bilder vorweisen, da es nicht viel gab was wert war, fotografiert zu werden. Tzorry about that.

Das Leben unter der Woche

Die letzte Woche war ich mal wieder relativ unaktiv was das rausgehen betrifft. Ich verließ meine Wohnung nur für das nötigste, etwa um Einkaufen zu gehen oder natürlich zum Sprachkurs zu gehen, von dem ich nun fast schon die Hälfte der Zeit geschafft habe. Sprachlich mache ich dabei mal schneller, mal langsamer, aber stets konsequent Fortschritte. Mittlerweile sind wir nur noch zu Zweit, da Allan, Engländer, am Montag zurück nach England fliegt. Für das Kursniveau bedeutet das, dass das Tempo angezogen wurde, was ich nicht unbedingt schlecht finde, da ich mich manchmal immer noch leicht unterfordert fühle. So mache ich munter meine Hausaufgaben und muss mehrmals die Woche Texte und Geschichten schreiben über beliebige Themen. Leider befinde ich mich derzeit in einer kreativen Krise, da ich die meisten eher simpleren Themen mittlerweile alle abgehandelt habe, für die komplexeren Ideen mein Wortschatz jedoch noch zu begrenzt ist. Und mein Anspruch ist es auch nicht, ein zweites Schāhnāme zu schreiben. 🙂

Wie beschrieben, bin ich abseits des Sprachkurses nicht groß rumgekommen, und zwar aus dem einfachen Grund den ihr oben sehen könnt. Die letzten Tage und insbesondere Nächte waren sehr kalt, weshalb ich und auch die anderen hier es vermieden, nach Draußen zu gehen wenn es nicht unbedingt nötig war. Der kalte Rekord wurde gestern erreicht, indem die Temperaturen auf -10° Celsius sanken. Zwar funktionieren nun all meine Heizungen, durch die undichten Fenster, Türen und durch die Klimaanlage pfeift jedoch die kalte Luft, weshalb ich kurzerhand die Türen mittels Handtüchern abdichtete und die Ausgangsschächte der Klimaanlage mit Plastetüten überklebte. Für die Fenster ist mir leider noch keine effektive Methode eingefallen, bei der ich nicht die ganzen Fenster zuhänge und somit an Tageslicht einbüße. Aber die getätigten Maßnahmen haben zumindest Gefühlt zu einer leichten „Erwärmung“ der Situation geführt.

Und wenn ich nicht gerade Hausaufgaben mache oder Verbesserungen an meiner Wohnung vornehme? Dann koche ich meistens, da es natürlich durch Einkaufen und selbstkochen günstiger zum Leben ist als wenn ich jeden Tag ins Restaurant gehen würde. Und dann würde ich wahrscheinlich noch schneller genug vom Essen haben, also so schon. Leider ist meine Ernährung gerade ein wenig eintönig. Entweder gibt es Reis mit Kebab oder Nudeln mit Gemüse und Linsen oder diversen anderen Hülsenfrüchten. Letzteres ist selbstgekocht. Auf Grund der dürftigen Ausgangslage in meiner Küche ist z.Zt. nicht mehr drin. Doch im Dezember werde ich mir ein paar grundlegende Gerätschaften für die Küche zulegen, damit ich spätestens im Dezember für die Leute hier mal was ordentliches zu Essen kredenzen kann.

Denn hier wird ordentlich vorgelegt. Nachdem es letzten Mittwoch chinesische Teigtaschen, gefüllt mit einer Hackfleisch-Garnelen-Ei-Füllung gab, wurde am Freitag nochmals gekocht, doch diesmal gab es japanische Küche. Es wurden eine Art Plinse (Pfannkuchen, Eierkuchen) gemacht, jedoch kamen zwischen zwei dieser Pfannkuchen ein Berg Sojasprossen, Nudeln, Hackfleisch, Kraut und Ei. Also, ich muss mich korrigieren. Wenn ich nicht gerade Kebab oder Nudeln esse, bekomme ich hier außerordentlich gute und authentische asiatische Küche, was mir sehr doll gefällt. 🙂

Das Leben am Wochenende

Wie ich beim letzten Mal geschrieben habe, stand für das letzte Wochenende mal wieder ein Ausflug an. Zunächst konnten wir uns nicht auf ein Ziel einigen: Entweder nach Kashan oder Shahr-e Kord. Da man für Kashan mehrere Tage investieren könnte, entschlossen wir uns in das nähergelegene Shahr-e Kord zu fahren. Dabei handelt es sich um die Hauptstadt der zu Isfahan benachbarten Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari.

Also ging es am Donnerstagmorgen bei Minusgeraden und leichtem Schneefall zum Busterminal im Westen der Stadt. Auf dem Weg dorthin merkte ich, dass ich leider meine Kamera vergessen habe, weshalb ich nicht viele Bilder gemacht habe. Am Busterminal angekommen, fuhren wir von dort etwa zwei Stunden zur westlich von Isfahan gelegenen Stadt. Auf dem Weg dahin passierten wir einige Berge, die puderzuckerartig von Schnee bedeckt waren. Dieser Anblick machte Hoffnung auf Shahr-e Kord, da die Stadt auf 2.070 Metern Höhe liegt und daher auch den Spitznamen „Dach Irans“ trägt.

Am Dach Irans angekommen, stellte sich die Stadt jedoch spektakulär unspektakulär heraus. Es gab kein ausgewiesenes, historisches Zentrum, keinen Bazar und die dreckige Luft erlaubte keine Sicht auf die vielen, die Stadt umgebenden Berge. Und die Temperaturen lagen zwar im niedrigen, zweistelligen Minusbereich, aber der Schneefall hatte die Stadt nicht erreicht. So liefen wir durch die Stadt und kamen zunächst an einer Moschee an, an der Ash Reshte ausgeteilt wurde. Dabei handelt es sich um einen Kräutereintopf mit Spinat, Bohnen und Eintopfnudeln. Es ist eine beliebte Wintersuppe und obwohl wir keine Muslime waren, erhielten wir eine große Schüssel, aus der wir zu fünft essen konnten. Nach einigen Gesprächen mit den Menschen vor Ort zogen wir weiter durch die Stadt. Als ein Point of Interest wurde uns das nahegelegene archäologische Museum genannt. Da wir in dem Museum wärmere Temperaturen erwarteten, entschlossen wir uns dorthin zu gehen. Dort angekommen, erwartete uns eine kleine, aber trotzdem interessante Ausstellung über diverse archäologische Funde, die in der Gegend und Provinz um Shahr-e Kord gefunden wurden. Größeres Highlight als die Ausstellung war jedoch der Museumsdirektor, der zunächst nicht garnicht vor Ort war. Nachdem er jedoch von unserer Besuch Wind bekommen hat, kam sofort ins Museum und fragte uns aus und erzählte über sein Museum, dass er als Familienbetrieb führt (die Frau, die uns rumführte und Dinge erzählte war seine Frau und der junge Sicherheitsmann, der uns verfolgte und stets am lächeln, fast jedoch eher kurz vorm Lachen, war sein Sohn). Weiterhin bestand er darauf, dass wir einen Blick in seine Briefmarkensammlung werden. Er zeigte uns sein kleines Büchlein mit diversen Briefmarken, insbesondere aus der ehemaligen Sowjetunion und Kuba, und wir betrachteten sie und ließen in unregelmäßigen Abständen ein „Oooh“ hören, während er uns dazu Geschichten erzählte, die zumindest ich nur in Bruchstücken verstanden habe. Dann wurden noch unzählige Fotos geschossen und ein Eintrag in jeder Sprache in sein Notizbuch gemacht bis wir merkten, dass die Suppe als Mittel der Sättigung nur bedingt geeignet war. Also verabschiedeten wir uns nach dem wir noch mit Karten und Flyern versorgt wurden, und setzten uns in ein Restaurant, in dem wir lecker speisten.

Ein Bild aus dem Museum, welches in einem alten Badehaus (Hammām) eingerichtet wurde.

Ordentlich gesättigt und aufgewärmt liefen wir für eine weitere halbe Stunde durch die Stadt, bis wir uns entschlossen, zum Busbahnhof fahren und nach Isfahan zurückzukehren. Dort sind wir wiederum bei leichtem Schneefall angekommen.

Und ansonsten?

Ich bin umgezogen. Allerdings nicht sehr weit, sondern lediglich in die gegenüberliegende Wohnung. Nachdem ich ja ein paar Mal geschrieben habe, dass ich kein Internet in meiner Wohnung hatte und zum Skypen oder Mails checken mich in den Flur oder vor’s Haus setzen musste, habe ich nach Allans heutiger Abreise seine Wohnung bezogen, in der kein perfekter, aber besserer Empfang ist. Meine oben beschriebenden Erwärmungsmaßnahmen waren daher für die Katz, aber mittlerweile steigen die Temperaturen auch wieder und es ist erstmal auszuhalten.

Und zu guter letzt haben wir vorgestern erst festgestellt, dass heute und Mittwoch mal wieder Feiertag ist und ich dadurch wieder ein verlängertes Wochenende habe. Nachdem ich mich heute meiner allgemeinen Faulheit ergeben habe, werde ich das Wochenende wahrscheinlich nutzen um nach Yazd zu fahren. Dazu also beim nächsten Mal mehr.