Vier Tage im Süden

14März2017

Hallo Leute,

wohl erholt und voller Vitamin D kehrte ich vorgestern Abend von meinem viertägigen Urlaub am Persischen Golf zurück, von dem in den nächsten Zeilen berichten möchte.

Die eigentliche Idee war ja, nach Kerman zu fahren. Dies musste jedoch umgeplant werden, also entschieden Moritz und ich uns kurzfristig für einen Urlaub im Süden in Bandar Abbas und auf der Insel Qeshm. Also fix ins Reisebüro und für 45$ einen Flug von Isfahan nach Bandar Abbas gebucht. Der Flug mit Iran Air dauerte anderthalb Stunde, hatte einen beunruhigend klappernden Start, verlief ansonsten aber ganz ruhig und ohne Probleme.

In Bandar Abbas angekommen, ließen wir uns von unserem Taxifahrer erzählen, dass das Hotel, welches wir uns herausgesucht hatten, ja schon ziemlich dreckig wäre und warum wir denn nicht was besseres wöllten. Nach seiner Meinung sollten wir was besseres nehmen, also bot er an, uns zu einem neuen Hotel zu fahren, was aufgrund der Neuheit noch ganz günstige Preise hätte. Wir willigten ein, und so fuhr er uns zu einem Hotel, welches sich tatsächlich als sehr neu herausstellte, Preislich auch bezahlbar war, jedoch schon über dem Budget lag, welches ich normalerweise bezahle. Aber war ja der erste Abend und der Geldbeutel war gefüllt und saß locker. Also gönnten wir dem Taxifahrer seine Provision und buchten eine Nacht. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig entlang der Promenade, aßen einen Burger im iranischen Hans im Glück und ich geriet in Versuchung, eine Wasserpfeife an der Kaimauer zu rauchen, die zu Haufen angeboten wurden. Der Versuchung konnte ich jedoch widerstehen. Relativ schnell ging es zurück ins Hotel.

Die Meeresküste von Bandar Abbas Eine Tradition ist es, zu Now Ruz, dem Iranischen Neujahr, einen Goldfisch für den Zeitraum des Festes zu halten. Genaueres dazu schreibe ich beim nächsten Mal!

Für den nächsten Tag waren zunächst einige Must-sees in Bandar Abbas geplant, die sich allerdings an einer Hand abzählen lassen. Zugegeben, die Stadt ist nicht gerade ein Highlight. Und auch die Dinge, die man sich anschauen kann, waren relativ fix gesehen. So machten wir uns als erstes auf zu einem Indischen Tempel, der jedoch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Also ging es zum Fischmarkt, in denen von zahlreichen Händlen noch zahlreichere Fische und Meeresfrüchte angeboten wurden. In meinen Augen war es schon eine Masse an Fisch, und wenn man überlegt dass dies nur ein Markt von zehntausenden auf der Welt ist, dann muss man sich eigentlich nicht wundern dass die Meere überfischt sind. Aber interessant war es anyway.

der indische Tempel Fisch  Wenn die T-Shirt Farbe zum Fisch passt

Weiter ging es zunächst zu einer kleineren Moschee, dann zu einem relativ unspektakulären Badehaus und weiter zur Jame-Moschee von Bandar Abbas. Interessanter Fakt: Im Süden des schiitischen Iran leben hauptsächlich Sunniten. So war auch die Jame-Moschee eine sunnitische Moschee. Diese wurde vor  41 Jahren renoviert und neu gebaut, auf der Stelle wo früher die Alte stand. Im Inneren sieht man noch einige Reste dieser alten Moschee.

im Inneren der Jame-Moschee Überreste der alten Moschee, umhüllt von der Neuen

Danach war so ziemlich alles gesehen, und es war noch nicht mal Mittag. Also nutzten wir die Zeit um auf die nahegelegene Insel Hormuz zu fahren. Die Überfahrt dauerte 50 Minuten und uns erwartete eine kleine und sehr schöne Insel. Nach einem kräftigenden Tintenfisch-Celou und hausgemachter Limonade in einem putzigen Café ging es zur Hauptattraktion dieser Insel: die Überreste einer portugiesischen Festung. 1515 eroberten die Portugiesen die Insel und hielten sie bis 1622, dann wurde sie von Shah Abbas zurückerobert. Besonderheit der Insel sind die zahlreichen, unterschiedlichfarbenen Sande und Gesteine der Insel, und durch Eisenoxid war die Burg mit rotem Stein und Sand gebaut.

Boote, die vor dem Hafen von Bandar Abbas warten. Was diese wohl geladen haben? auf Hormuz Graffiti, iranian style Ruinen der portugiesischen Festung Überreste einer Kathedrale Blick auf die Ruine Hormuz-Stadt



Anschließend ging es per Motorad-Hitchhike entlang der Küste bis wir feststellten, dass unser Fahrer garnicht uns auf seinem Weg mitnahm, sondern dahin fuhr wohin wir wollten. Also stoppten wir ihn nach einigen Kilometern, gaben ihm ein wenig Geld und machten uns auf, querfeldein durch die Insel zu wandern, zumindest für ein paar Kilometer und Höhenmeter. Und so ging es über Stück und Stein und durch eine Müllhalde zum nächstgelegenen Gipfel, von dem sich schon ein schöner Ausblick über die Insel bot. Jedoch war es nicht der höchste Punkt.

der graue Streifen ist übrigens eine Müllhalde. Eine schändliche Verschmutzung dieser wunderschönen Insel Steine in allen möglichen Farben: ob grün ... ... rot ... ... oder schwarz mit Glitzer

Der nächste Gipfel konnte aufgrund von Zeitmangels jedoch nicht mehr bestiegen werden, also ging es zu sechst im Auto zurück zur Fähre und zurück nach Bandar Abbas, um dort unser Gepäck vom Hotel zu holen, zurück zur Fährstation zu gehen und nach Qeshm zu fahren. Die Überfahrt dauerte auch nochmal 40 Minuten und die ersten Nächte verbrachten wir in Tabl, was nochmal eine Stunde Autofahrt auf der Insel (welche übrigens wie schon erwähnt die größte Insel des Iran ist).

In Tabl, das so ziemlich zentral auf der Insel gelegen ist, verbrachten wir zwei Nächte um uns von dort den westlichen Teil der Insel anzusehen. Also ging es mit dem Sohn unseres Gastgebers auf eine vierstündige Tour, um allerhand spektakuläre Natursehenswürdigkeiten zu sehen. Als erstes ging es zu den Namakdon Salzhöhlen. Die Größere der beiden erstreckt sich bis zu sechs Kilometer ins Innere des Berges. Im Inneren gab es salzerne Stalakmiten und Stalaktiten zu sehen.

die Insel strotzt nur so von atemberaubenden Erosionsformen Salziges Salz Schreiender Mann im Fall, Iran, 2017 die Höhle erstreckt sich bis zu sechs Kilometer, für uns war nach 50 Metern Schluss der Service an dieser Rezeption ließ zu wünschen übrig. nicht nur in der Höhle gab es Salzablagerungen

Weiter ging es zum Chahkuh-Pass. Durch Regenwasser-Erosion hat sich in tausenden von Jahren ein Klamm mit zahlreichen Auswaschungen und Formen gebildet. Sehr interessant zu sehen!

  Chahkuh-Pass

Anschließend ging weiter zur einer Lenj-Werft, wo traditionelle iranische Fischer- und Handelsschiffe noch in Handarbeit gebaut werden. Gegen einen kleinen Obolus durften wir auch auf ein Schiff hochklettern. Anhand des ausgetrockneten Holzes vermuteten wir, dass dieses Schiff wohl für die Touristen ist und wohl nie das Wasser sehen wird. Interessant war es trotz alledem.

die Schmuggler ... äääh Handelsschiffe

Nach einem leckeren Mittagessen in unserer Unterkunft liefen wir anschließend noch durch Tabl und erkundeten die Gegend. Am nächsten Tag ging es zu den Mangroven-Wäldern, ein Highlight von Qeshm, was quasi direkt vor unserer Haustür lag. Dieses Feuchtgebiet ist dein Brutgebiet von 25% der iranischen und 2% der weltweiten Vogelarten. Leider bekamen wir dadurch bei unserer Fahrt nicht sooo viel mit. Ein paar Vögel sahen wir, aber die großen Schwärme blieben aus. Und als wir doch einen sahen, hat meine Kamera gesponnen. So ist das halt.

unsere Unterkunft auf dem Weg zum Mangrovenwald eine traditionelle Fischerhütte   

Mit einem Zwischenstop in Bandare Laft, eine Stadt mit einer ziemlich großen Windfängerdichte, ging es weiter nach Qeshm Stadt, wo wir bei einem Deutschen Paar schliefen, welches innerhalb von vier Jahren aus dem Nichts das beliebteste Restaurant in Qeshm Stadt aufgebaut haben, wobei es mit einem Imbisswagen angefangen hat, mit dem Ali von Deutschland in den Iran gefahren ist und auf Qeshm angefangen hat, Bratwürste zu verkaufen. Leider verbrachte ich nur eine Nacht da, gerne wäre ich noch länger geblieben und hätte mich mit den Besitzern unterhalten, die eine sehr interessante Geschichte hatten und uns einen interessanten Einblick in die Situation auf Qeshm gegeben haben. Allgemein haben die Gespräche mit den Locals allerhand interessante Informationen hergegeben. So sagte uns zum Beispiel unser Tourführer vom zweiten Tag, dass 30% der Bewohner Qeshms im Schmuggel arbeiten, und ein alter Mann bei der Lenj-Werft meinte mit Handel auch eher Schmuggel. In selben Ort wurde uns übrigens auch angeboten, dass wir westliches Bier kaufen können. Leider war das jedoch gerade nicht vorrätig, also wurde uns Absolut Wodka angeboten. Soweit wollten wir um 12.00 Uhr Mittags jedoch nicht gehen. Und in wenn immer man in Bandar Abbas Leute sah, die schnell Kisten in bereitstehende Autos packten, konnte man mit Sicherheit sagen, dass diese Ware nicht verzollt war. Und das Regime? Das duldet den Schmuggel, beziehungsweise verdient noch aktiv daran mit. Der Hafen in Bandar Abbas, in dem Tonnen geschmuggelter Ware umgeschlagen werden,  ist zum Beispiel in den Händen der Revolutionsgarden. Durch Korruption ist halt alles möglich. Auch im islamischen Iran. Und obwohl Qeshm eigentlich zur Freihandelszone erklärt wurde, erhob das Regime nach einigen Jahren für Qeshm eine Steuer von 1%, da man schließlich ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollte…

Bandare Laft in unserer Unterkunft in Qeshm-Stadt ... leider hat meine Kamera gespinnt, deswegen habe ich nicht soviele Bilder von der Stadt und dem letzten Tag...

Die restliche Zeit in Qeshm-Stadt verbrachten wir damit, die Badesaison für uns zu eröffnen und den Basar von Qeshm-Stadt zu erkunden. Verwunderlich, dass sich dieser noch durchsetzt, denn auf unserem Weg zum Basar auf einer Strecke von 2km an mindestens 3 Malls vorbei gelaufen – mehr werden gerade gebaut.

Alles in allem war es ein sehr sehr schöner, erholsamer Urlaub. Vielleicht werde ich in meiner Zeit hier nochmal hinfahren, wenn auch das Wetter kontinuierlich wärmer wird und im April schon an der 40°C Marke kratzen wird.

und ansonsten? Heute ist Chahar shanbe suriyeh, der letzte Seh shanbe (Dienstag) vor’m iranischen Neujahrsfest, welches in 6 Tagen beginnt. Da werde ich wohl nach Teheran fahren, aber fest steht noch nichts. Heute Abend sind wir auf eine Gartenparty eingeladen, mal sehen wie es wird. Viele iranische Freunde haben uns eigentlich davor gewarnt das Haus zu verlassen, da heute so Feuerwerk gezündet wird wie bei uns zu Silvester, bloß noch einige Kategorien stärker. Mal sehen was der Abend bringen wird.

bis demnächst!